Der spanische Komponist und Dirigent Cristóbal Halffter gilt als einer der führenden europäischen Komponisten-Persönlichkeiten seiner Generation. Am 23. Mai 2021 ist er im Alter von 91 Jahren in Ponferrada verstorben. Seit 1985 war er Mitglied der Akademie der Künste.
Dem Geist und Lebensweg nach war Cristóbal Halffter ein Kosmopolit und Europäer: In Madrid geboren und einige Jahre in Deutschland aufgewachsen, kehrte Halffter 1939 in seine Geburtsstadt zurück, wo er 1947 sein Studium der Komposition am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid bei Conrado del Campo begann. Seine Studien führten ihn nach Paris, Rom, London sowie zu den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt, bei denen er in den 1970er-Jahren dann selbst mehrfach unterrichtete. Halffter gehörte zur von ihm nach dem Studienabschlussjahr benannten Generación del 51, die europäische Avantgarde und spanische Tradition in der Musik zu verbinden suchte. Mit dieser Ausrichtung war er 1958 Mitbegründer der Gruppe Nueva Música, die unter anderem das Werk von Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen in Spanien regelmäßig aufführte.
Mit dem seriellen Orchesterwerk 5 microformas wurde Cristóbal Halffter 1960 international bekannt. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Elegías a la Muerte de tres Poetas españoles (1974/75) und seine Oper Don Quijote (1997–1999). "Es fällt mir sehr schwer, in Musik zu denken, die nicht von inhaltlichen Prämissen ausgeht“, sagte er einmal. So war für ihn ein ausgetüftelter Klang nicht einfach Klang, sondern vielleicht das "Echo eines Schreis“, eines Schreis gegen Terror, Angst und Unterdrückung.
Seit 1952 dirigierte Halffter regelmäßig das Orchester des Spanischen Rundfunks, 1955–1963 leitete er als Chefdirigent das Orquesta Manuel de Falla und war ab 1970 als Dirigent aller wichtigen Orchester in Europa und Amerika tätig.
Halffter war auch engagierter Musikpädagoge. Er lehrte Komposition am Real Conservatorio Superior de Música de Madrid (1960–1966), an der Universität von Navarra (1969–1978) und am Konservatorium von Bern (1986–1991). 1979 war er künstlerischer Leiter des Studios für elektronische Musik der Heinrich Strobel-Stiftung in Freiburg im Breisgau. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter sowohl 1953 als auch 1989 den Premio Nacional de Música, 1956 den Kompositionspreis der UNESCO und 1995 den Europäischen Preis für Komposition.
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.
Jeanine Meerapfel
Präsidentin der Akademie der Künste