Der Haushaltsausschuss hat gestern einen "Kulturpass für 18-Jährige" beschlossen. 100 Millionen Euro stehen 2023 für die Einführung des Kulturpasses zur Verfügung. Wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth im Ausschuss ausführte, soll - ähnlich wie in Frankreich - der Kulturpass im Wert von 200 Euro an 18-Jährige ausgegeben werden. Damit solle ihnen beispielsweise der Kauf von Büchern oder auch der Besuch von Kino oder Ausstellungen ermöglicht werden, erläuterte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Mittel sind im Haushalt bis zur Vorlage eines Umsetzungsvorschlags gesperrt.
2005 wurden in Deutschland 685.795 Kinder geboren, die im kommenden Jahr 18 Jahre alt werden. Dazu kommen noch zugezogene Jugendliche aus aller Welt. Schätzungsweise sind also mehr als 700.000 junge Erwachsene potenzielle Nutznießer des Kulturpasses im kommenden Jahr. Teilt man die potentiell Berechtigten durch die geplante Summe von 100 Millionen Euro kommt man nicht auf eine Summe von 200 Euro pro Person. Besonders wenn man bedenkt, dass die Organisation und Verwaltung der Massnahme auch nicht unbeträchtliche Summen kosten wird.
Modelle von Kulturkarten oder -pässe gibt es bereits in einigen Kommunen, wie Osnabrück, München und Thüringen, besonders Frankreich ist Vorreiter der Idee. Auf Initiative von Präsident Emanuel Macron hat das französische Kulturministerium im letzten Jahr eine Smartphone-App frei geschaltet, mit der alle 18-Jährigen über 300 Euro für kulturelle Einkäufe wie Bücher und Musik oder Eintrittskarten für Ausstellungen verfügen. Auch in Spanien und Italien gibt es Regelungen.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: "Einen Kulturpass für 18-Jährige auch in Deutschland zu starten, ist grundsätzlich eine gute Idee. Die Jugendlichen haben wie der Kulturbereich besonders unter der Coronapandemie gelitten, der Kulturpass ist eine sinnvolle Möglichkeit, beide zu unterstützen. Doch bevor die Kulturstaatsministerin die 100 Millionen Euro im kommenden Jahr an die rund 700.000 Geburtstagskinder verteilen kann, müssen noch viele Fragen geklärt werden. Für was soll das Geld zur Verfügung gestellt werden. Für den Besuch von Theatern, Kinos, Musikveranstaltungen, Opern, Popkonzerten, Buchhandlungen zum Buchkäufen, ja wohl sicher. Auch eine Bezuschussung des Kaufs eines Musikinstruments, oder des Besuches eines Tanz-, Mal- oder Zeichenkurses ist sicher sehr sinnvoll. Aber soll mit dem Kulturpass auch Spotify, Netflix, Amazon und Co. unterstützt werden? Sie einfach auszuschließen wird aus wettbewerbsrechtlichen Gründen nicht einfach werden. Offensichtlich gibt es noch keine klare Konzeption, deshalb hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestag die Mittel bis zur Vorlage eines Umsetzungsvorschlags erst einmal gesperrt. Die Planungen müssen jetzt schnell beginnen, sonst wird es nichts mit dem kulturellen Geburtstagsgeschenk für alle 18jährige in Deutschland im kommenden Jahr."