Viele Acts aus dem Partnerland Niederlande, eine sehr starke Präsenz von Frauen und eine große Bandbreite aus allen Bereichen des Jazz, verbunden mit einer klaren gesellschaftlichen Aussage – so könnte man das musikalische Programm zusammenfassen, das die 40 Showcase-Acts auf der nächsten jazzahead! präsentieren. Sie findet als Fachmesse und Festival der MESSE BREMEN vom 11. bis zum 13. April in Bremen statt. Auch aus Deutschland und zahlreichen anderen europäischen Ländern kommen hochkarätige Künstler:innen, ganz zu schweigen von den Acts aus Übersee – „alleine für unser über die nächsten drei Jahre angelegtes Thema „Jazz from Africa“ hat die Jury drei hochspannende Ensembles aus dem Senegal, Kenia und Nigeria ausgewählt“, sagt der neue Artistic Advisor Götz Bühler.
Neben Deutschland stellen die Niederlande – in diesem Jahr auch das Partnerland der jazzahead! – den größten Anteil an Künstler:innen und Bands: allein acht Acts kommen daher, unter anderem das zwölfköpfige Kika Sprangers Large Ensemble um die gleichnamige komponierende Saxofonistin, die mit ihrer wunderschön konstruierten Musik als eines der größten Jazz-Talente ihres Landes gilt, oder BOI AKIH, die Elektronik, Orgelklänge und pointierte Rhythmik mit balinesischen Mikrotönen verbinden. Gitarrist Reinier Baas und Saxofonist Ben van Gelder, feste Größen in der Amsterdamer Szene, repräsentieren wiederum eine moderne, melodische Impro-Form des Jazz, während das Marmoucha Orchestra eine faszinierende Fusion der nordafrikanischen Gnawa-Sounds mit europäischen Klangwelten und Instrumenten bietet.
Diese Acts stehen mit ihren spannenden Ansätzen einerseits für die Vielfalt und Klasse der niederländischen Szene, andererseits aber auch für die große Bandbreite des gesamten Showcase-Programms. Denn das hat es in sich: Krachend etwa das nur aus Frauen bestehende Quartett O.N.E. aus Polen, das Lyrik, folkloristische Einflüsse und Songwriting mit wilder Free-Jazz-Energie verbindet – ebenso kompromisslos wie Konventionen brechend. Ebenfalls dabei sind das Open Arms Project um den in Israel geborenen Star an der Klarinette Oran Etkin, der mit einem genre-sprengenden Ensemble mit Musiker:innen aus Brasilien und den USA auftreten wird (Bühler: „Der Name ist Programm“) oder der ungarische Gitarrist Bálint Gyémánt, der sich mit seinem Trio atmosphärisch zwischen eleganten Fusion-Klängen und Punkrock bewegt. Die elektronischen Avantgardisten von Antiánima aus Mexiko und der virtuose Fusion-Komplex um Yonglee & The DOLTANG aus Korea werden zum ersten Mal in Deutschland spielen, dazu einige der Musiker:innen des Themas „Jazz from Africa“ sowie aus der Ukraine und Israel. Besonders erfreulich sei auch, „dass zum ersten Mal seit dem Brexit wieder verstärkt Bands aus Großbritannien dabei sind, etwa der junge Pianist Sultan Stevenson aus der Talentschmiede der „Tomorrows Warriors“ oder die Band des schottischen Folk-Jazz-Saxophonisten Matt Carmichael“, so Kornitschky und Bühler.
Erfreulich ist ein hoher Frauenanteil – überhaupt spielt Diversität eine wichtige Rolle im Programm. „Jazz braucht Diversität!“, wie jazzahead!-Leiterin Sybille Kornitschky betont: „Es ist ein gutes Zeichen, dass fünf der deutschen Bands von Frauen geleitet werden – und das nicht etwa nur, weil wir es politisch gewollt hätten, sondern weil es die aktuell spannendsten Bands sind.“ Die hochkarätig und international besetzten Jurys hätten so entschieden. Zu nennen sind hier unter anderem die Trios der Pianistinnen Alexandra Ivanova, Shuteen Erdenebaatar oder Julia Kadel (letztere ist auch preisgekröntes Gründungsmitglied der QUEER CHEER Community) oder Saxophonist Phillip Dornbusch mit der Band Projektor, dessen elektro-akustische Soundwelten zwischen Avantgarde und Modern Jazz schwirren und eine ebenso klare wie zentrale Antirassismus-Aussage beinhalten.
Diese Grundhaltung gilt für das gesamte Programm. „Jazz hatte schon immer eine politische Komponente“, sagen Kornitschky und Bühler unisono. Hatte es vor einigen Jahren in Deutschland noch Diskussionen darüber gegeben, ob der Jazz seine politische Haltung verloren habe, ist sie jetzt wieder deutlich erkennbarer, so Kornitschky: „Wir wollen und müssen klar machen, dass wir diese Diversität feiern, dass wir in Gemeinschaft leben, auch auf der jazzahead! Wir sehen die Zeichen der Zeit, wollen aber auch Zeichen setzen.“ Jazz sei eine Musik, die verbinde und die keine Grenzen kenne – das wolle man auch während der jazzahead! in Bremen wieder ganz selbstverständlich und musikalisch deutlich machen.
Anhängend finden Sie wesentliche Informationen zu allen 40 Acts inklusive der Line-Ups und Videos. Schauen und hören Sie sich in Ruhe durch! Wenn Sie Interesse an einzelnen Bands oder Künstler:innen haben, setzen Sie sich mit uns in Verbindung – wir vermitteln Ihnen gerne Interviews! Alle Infos zu den Showcase-Konzerten finden Sie auch online unter https://jazzahead.de/showcases/#sc-program.