Der Further Drachenstich, die Oberammergauer Passionsspiele und die Limmersdorfer Lindenkerwa – diese und viele weitere bayerische Bräuche und Traditionen macht das Kulturportal bavarikon als immaterielles Kulturerbe Bayerns in einer neuen virtuellen Ausstellung sichtbar. Erstmals präsentiert die digitale Schau unter www.bavarikon.de/kulturerben im großen Umfang Bild-, Audio- und Videodokumente zu den 34 kulturellen Ausdrucksformen, die bis zum Projektstart 2018 im „Bayerischen Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ eingetragen waren.

Die Schafhaltung, das Drechslerhandwerk und Musikformen wie der Zwiefache – sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie gehören zum immateriellen Kulturerbe in Bayern. Dazu zählen mündlich überlieferte Tradition, Bräuche und Feste, darstellende Künste, traditionelle Handwerkstechniken, überliefertes Wissen um die Natur sowie Formen gesellschaftlicher Selbstorganisation. Anders als das materielle Kulturerbe mit seinen Baudenkmälern und Kunstwerken ist das immaterielle Kulturerbe also nicht greifbar, sondern nur im Moment des Tuns sichtbar. Hier setzt die neue virtuelle Ausstellung „KulturErben. Immaterielles Kulturerbe in Bayern“ an. Ihr Ziel ist es, die Sichtbarkeit der lebendigen Traditionen zu stärken und sie allerorts und jederzeit erlebbar zu machen. Besonders wichtig ist den Ausstellungsmacherinnen und Ausstellungsmachern dabei, Bayerns kulturelle Vielfalt abzubilden.

„Einzigartiger Schatz“ online

Kunstminister Bernd Sibler betont anlässlich der Freischaltung der virtuellen bavarikon-Ausstellung: „Bräuche und Feste, Künste und Handwerkstechniken, Tanz und Theater made in Bavaria sind ein selbstverständlicher Bestandteil unseres Alltags. Zugleich sind sie als immaterielles Kulturerbe ein einzigartiger Schatz. Als Historiker und Pädagoge freue ich mich sehr, dass sich die neue bavarikon-Ausstellung diesem wertvollen Kulturerbe widmet. In seinen virtuellen Ausstellungen entfaltet das Kulturportal bavarikon seine ganze Stärke und Vielfalt. Hier werden die einzelnen Kunstobjekte miteinander verknüpft und in einen Gesamtkontext gestellt. Mit den Ausstellungen können wir jederzeit den Reichtum der bayerischen Geschichte und Kultur nach Hause, an den Arbeitsplatz oder in die Schule holen.“

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker freut sich: „Den Ausstellungsmachern ist es hervorragend gelungen, unser lebendiges immaterielles Kulturerbe anschaulich, modern und innovativ zu vermitteln. Dadurch wird uns einmal mehr bewusst: Unsere Traditionen und Bräuche verbinden die Menschen und stehen für Vielfalt, Kreativität und Offenheit.“

Digitalministerin Judith Gerlach betont: „Mit diesem Projekt wird es möglich, online auf Entdeckungsreise zu gehen, und gelebte Traditionen aus allen bayerischen Landesteilen kennenzulernen. So machen wir unsere heimische Geschichte online erlebbar. Mit Hilfe der Digitalisierung kann jetzt jede und jeder Interessierte immer und überall kostenlos in diese Historie eintauchen. Das ist eine wichtige digitale Brücke, die unsere Vergangenheit mit der Zukunft verbindet.“

Fotos, Videos und Tonaufnahmen

Präsentiert wird die Ausstellung in zwei Teilen: Die Sammlung, angelegt als Schaudepot mit allen „Exponaten“, stellt das breite Spektrum der kulturellen Ausdrucksformen anhand von Fotos, Videos und Tonaufnahmen vor. Dieses reicht von überregional bekannten Veranstaltungen wie den Oberammergauer Passionsspielen, über regionale Besonderheiten wie das Spitzenklöppeln in der Oberpfalz bis hin zu tradiertem Natur-Wissen wie in der hochalpinen Alpwirtschaft im Allgäu. Dabei erlebt man deutlich, dass es die Menschen sind, auf die es ankommt und die im Mittelpunkt des immateriellen Kulturerbes stehen. Sie sind es, die sich Wissen und Können früherer Generationen aneignen, es weiterentwickeln und damit zu dessen Erhaltung und Zukunftsfähigkeit beitragen.

Die Zukunftsfähigkeit ist ein wichtiges Stichwort im zweiten Teil der virtuellen Schau. In sechs Ausstellungräumen hat der Besucher die Möglichkeit, sich zentrale Aspekte des immateriellen Kulturerbes zu erschließen. Thematisiert werden wichtige Fragen, etwa: Wer sind die KulturErben überhaupt, wie werden Wissen und Können an die nächste Generation weitergegeben und welche Innovationen braucht das Tradierte, damit Kulturerbe zukunftsfähig wird? Die Form der virtuellen Präsentation macht es möglich, auch zukünftig wichtige Fragen im Kontext des immateriellen Kulturerbes aufzugreifen und die Sammlung um neue kulturelle Ausdrucksformen zu erweitern, die zwischenzeitlich auch im Bayerischen Landesverzeichnis eingetragen sind oder künftig aufgenommen werden.

56 Einträge im Bayerischen Landesverzeichnis

Das Bayerische Landesverzeichnis mit derzeit 56 Einträgen basiert auf den Kriterien des „UNESCO-Übereinkommens zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes“ von 2003, dem Deutschland 2013 beigetreten ist. Für das Umsetzungsverfahren auf Landesebene ist das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat zuständig. Die virtuelle Ausstellung ist ein Projekt des Instituts für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, wo auch die Beratungs- und Forschungsstelle Immaterielles Kulturerbe Bayern angesiedelt ist.

Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Das immaterielle Kulturerbe Bayerns zu bewahren, zu dokumentieren und weltweit für jedermann zugänglich zu machen ist ein wichtiges Anliegen. Hier leistet das Kulturportal bavarikon einen bedeutenden Beitrag.“

bavarikon ist das Internetportal zu Kunst, Kultur und Landeskunde des Freistaats Bayern. Es macht das vielfältige kulturelle Erbe Bayerns weltweit kostenlos zugänglich und richtet sich sowohl an die breite kulturinteressierte Öffentlichkeit als auch an wissenschaftliche Nutzer*innen. Mittlerweile sind über 370 000 Inhalte von mehr als 110 Kultureinrichtungen online. bavarikon ist ein Gemeinschaftsprojekt des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Staatsministeriums für Digitales. Die Bayerische Staatsbibliothek trägt den laufenden redaktionellen, technischen und organisatorischen Betrieb.

Informationen zur Ausstellung finden Sie hier:

Deutsch: www.bavarikon.de/kulturerben
Englisch: www.bavarikon.de/inheriting-culture