Genoël von Lilienstern
Genoël von Lilienstern  
Foto:  Michael Redeligx

Vier Werke des Berliner Komponisten Genoël von Lilienstern sind in einem neuen CD-Porträt der Edition Zeitgenössische Musik, ein Projekt vom Podium Gegenwart des Deutschen Musikrates, erschienen. In diesen Kompositionen reflektiert von Lilienstern die musikalische und technologische Vergangenheit vor allem der 1980er-Jahre und eröffnet gleichzeitig einen neuen künstlerischen Blick in die Zukunft. Auf der CD wirken unter anderem mit das Ensemble Interface, das Ensemble Garage und das SWR Symphonieorchester unter der Leitung von Ilan Volkov.

Von Lilienstern studierte Komposition bei Younghi Pagh-Paan, Hanspeter Kyburz und Klarenz Barlow in Bremen, Berlin und Den Haag. Seit 2021 unterrichtet er „Komposition im interdisziplinären Kontext“ an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin und promoviert in Hamburg über das Komponieren mit neuronalen Netzen.

Für sein CD-Porträt unter dem Titel „Couture“ erweist sich seine Kindheit in den 1980er-Jahren als ebenso wichtiger ästhetischer Impuls: Einerseits sind es Synthesizer wie das Yamaha DX7, die Ästhetik und Klang seiner Werke prägen, andererseits steht das Radio als Lieferant für unzählige Mixtapes mal direkt, mal versteckter im Fokus. Auf deren besondere Qualität bezieht sich Booklet-Autor Julian Kämper, wenn er von Liliensterns Rückgriff auf popkulturelle Artefakte und Praktiken der 80er beschreibt: „Durch neue Produktionsbedingungen jener Dekade wurde ein Sound optimiert und neu geprägt, der, so von Lilienstern, „nicht verrottet“ und durch die alltägliche Dauerberieselung in Radio, TV, Internet oder Kaufhäusern bis heute omnipräsent sei.“

Der Berliner Komponist benutzt beispielsweise in „Voz Comercial“ Transkriptionen von Radiowerbung aus Mexiko und Peru, in „Big Picture“ dient eine einstündige Aufnahme weltweiter Internet-Radiostationen als Ausgangsmaterial. In beiden Werken ruft der Gesang von Johanna Vargas bzw. Soetkin Elbers im Zusammenspiel mit dem Ensemble Garage ein zwischen exzessiver Konsumgesellschaft und akustischer Reflexion changierendes Bild hervor. Bei den zwei anderen Stücken der Porträt-CD – „Couture“ und „Top“ – dominieren die Synthesizer als Klangerzeuger einer vergangenen Zeit. Im Falle von „Couture“ mischen sie sich mit dem SWR Symphonieorchester, so dass die einzelnen musikalischen Quellen teilweise nicht mehr auszumachen sind.

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