Eine Brücke zwischen der musikhistorisch bedeutsamen Sommerresidenz Schloss Altenstein in Bad Liebenstein und der Kulturstadt Weimar schlagen die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Eine hochrangige Sammlung von Brahmsiana wurde am Montag, 6. September in die Obhut des bei der Hochschule angesiedelten Thüringischen Landesmusikarchivs übergeben.
Über Jahrzehnte zusammengetragen haben die Sammlung die renommierten Brahms-Spezialisten Prof. Renate Hofmann und Prof. Kurt Hofmann. Vor einigen Jahren haben sie der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Sammlung zum Geschenk gemacht, zusammen mit einer umfangreichen Kollektion von Snuff Bottles und Ostasiatika. Ein großer Teil dieser umfangreichen „Renate-und-Kurt-Hofmann-Sammlung ‚Schloss Altenstein‘“ wird in dem noch in Sanierung befindlichen Schloss Altenstein in zwei bereits fertiggestellten Ausstellungskabinetten gezeigt – die empfindlicheren Exponate freilich als Faksimiles.
Die kostbaren Brahmsiana, großenteils Archivalien, Fotos und Autographen, benötigen spezielle konservatorische Bedingungen, die auf Schloss Altenstein derzeit nicht gegeben sind. Daher haben sich die Schenkenden und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gemeinsam entschlossen, die Brahmsiana im Thüringischen Landesmusikarchiv als Depositum zu lagern, wo sie auch für die Forschung zugänglich gemacht werden.
Die Übergabe vollzogen am Montag, 6. September Dr. Doris Fischer, die Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, und der Präsident der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, Prof. Dr. Christoph Stölzl, sowie der Leiter des Thüringischen Landesmusikarchivs, Dr. Christoph Meixner, im Beisein des Sammlerpaars im Rahmen einer musikalisch umrahmten Feierstunde im Hochschulzentrum am Horn der Weimarer Musikhochschule.
Die von Prof. Renate Hofmann und Prof. Kurt Hofmann mit Leidenschaft und Expertise zusammengetragene Brahmsiana-Sammlung umfasst plastische Werke, Bilder, Fotografien und Dokumente, die das Wirken des Komponisten und seine Beziehungen zu Künstlern und Förderern belegen. Zu den Schätzen gehören beispielsweise Brief-Autographen von Brahms an Künstler wie Richard Mühlfeld, Porträts von Georg II., der Freifrau von Heldburg und zahlreicher Künstler, Notendrucke, Programmzettel und vieles mehr. Eine Zimelie stellt etwa ein Exemplar des von Max Klinger gestalteten Bandes „Brahms-Phantasie“ dar, das 1894 in limitierter Auflage erschienen war und Brahms kurz vor seinem Altenstein-Besuch erreichte.
Viele der musikhistorisch und kulturgeschichtlich bedeutsamen Zeugnisse belegen die engen Beziehungen zwischen Brahms und dem Herzogshaus und die Wertschätzung des Komponisten für die von Georg II. geleiteten und geförderten künstlerischen Aktivitäten. Vor allem die von Brahms auf dem Altenstein geschriebenen Briefe spiegeln wider, dass das Gastgeberpaar eine anregende Atmosphäre für den Künstlerbesuch zu schaffen wusste.
Ein Teil der Sammlung wird seit 2017 im Ausstellungs-Kabinett auf Schloss Altenstein präsentiert. Sämtliche konservatorisch anspruchsvolle Exponate wurden bereits damals für die Ausstellung faksimiliert und die Originale gesichert aufbewahrt. Mit der zeitweiligen Übergabe des Sammlungskonvoluts als Depositum in das Thüringische Landesmusikarchiv stehen die Brahmsiana der „Renate-und-Kurt-Hofmann-Sammlung ‚Schloss Altenstein‘“ nun auch in professioneller archivalischer Betreuung der Forschung zur Verfügung.
Johannes Brahms gehörte zu den prominentesten Gästen auf Schloss Altenstein. Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen und seine Frau Helene Freifrau von Heldburg pflegten engen Kontakt zu dem Komponisten, ähnlich wie zu zahlreichen anderen Künstlern. 1894 folgte Brahms der mehrfach unterstrichenen Einladung auf den Altenstein und verbrachte mehrere Tage dort. Gleich am Abend der Ankunft führte Brahms gemeinsam mit dem Klarinettisten Richard Mühlfeld, bestallt am Meininger Hof und international gefragt, zwei im Sommer zuvor komponierte Sonaten für Klarinette und Klavier auf. Auch an den folgenden Abenden wurde auf höchstem Niveau in kleinstem Kreis musiziert, Gespräche drehten sich um Musik und Literatur.
Am 17. November schrieb Brahms an Clara Schumann und schwärmte vom Altenstein: „Hier vergeht ein Tag nach dem andern so leicht und schön, daß man schwer zum Abfahren kommt. […] Wie liebenswürdig aber die Herrschaften sind, ist schwer zu sagen – aber leicht und schön zu genießen.“ Am 18. November fuhr Brahms nach Meiningen, wo er noch einmal im Schloss übernachtete, bevor er zurück nach Wien reiste. Es folgte ein weiterer kurzer Aufenthalt 1895, als Brahms sich während eines Musikfests in Meiningen aufhielt.