Dr. Achim Bonte wird neuer Generaldirektor der Staatsbibliothek zu Berlin. Das hat der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz am heutigen Mittwoch einstimmig entschieden. Bonte folgt auf Barbara Schneider-Kempf, die nach siebzehn Jahren an der Spitze der größten wissenschaftlichen Universalbibliothek Deutschlands in den Ruhestand geht.
Dr. Achim Bonte, geboren 1964 in Karlsruhe, studierte Germanistik und Geschichte an den Universitäten Mannheim, Freiburg im Breisgau und Basel. 1995 wurde er mit einer Arbeit zur politischen Kultur in der Weimarer Republik promoviert. Von 1996 bis 2006 war er an der Universitätsbibliothek Heidelberg tätig, zunächst als Fachreferent, zuletzt als Stellvertretender Direktor. Bonte führte hier in zehn Jahren drei große und sehr unterschiedliche Geschäftsbereiche. Er hat u.a. maßgeblich an der Reorganisation des universitären Bibliothekssystems mitgewirkt und damit entscheidende Schritte zu größerer Wirtschaftlichkeit und Servicestärke vollzogen, die deutschlandweit vorbildhaft sind.
2006 wechselte Dr. Achim Bonte als Stellvertreter des Generaldirektors an die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB). In dieser Funktion war er für die Koordination der Geschäftsprozesse, den Ausbau der Digitalen Bibliothek, die Entwicklung von Drittmittelprojekten und die Zusammenarbeit der sächsischen Bibliotheken verantwortlich. Mit der Einrichtung eines bedeutenden Digitalisierungszentrums und wegweisenden Initiativen für kooperative Softwareentwicklung, neue Fachinformationsdienste und Open Science hatte er wesentlichen Anteil daran, die SLUB Dresden anerkannt in der Spitzengruppe der leistungsfähigsten deutschen Bibliotheken zu etablieren. Seit 2018 führt Dr. Achim Bonte die SLUB als Generaldirektor.
Die Vorsitzende des Stiftungsrates, Staatsministerin Monika Grütters, sagte zu Bontes Berufung: "Achim Bonte ist ein ausgewiesener Fachmann mit klaren Vorstellungen für die Bibliothek des 21. Jahrhunderts. Durch seine wertvollen Erfahrungen in der Leitung großer Häuser wird er als neuer Generaldirektor der Staatsbibliothek die anstehenden Herausforderungen der sich wandelnden Bibliothekslandschaft und der Digitalisierung souverän meistern. Auch für die Strukturreform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz wird seine Expertise eine große Bereicherung sein.
Barbara Schneider-Kempf danke ich sehr für ihr langjähriges, erfolgreiches Engagement als Generaldirektorin der Staatsbibliothek, das nicht zuletzt wegen ihrer Leidenschaft für die Sache noch lange nachwirken wird.“
Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagte nach der Stiftungsratssitzung: "Mit Dr. Achim Bonte gewinnt unsere Staatsbibliothek nicht nur einen erfahrenen Bibliotheksmann, sondern einen innovativen Kopf, der das Haus der zwei Häuser modern und servicestark in die Zukunft führen wird. Die Staatsbibliothek wird unter seiner Leitung ein offener Ort auch für gesellschaftliche Debatten sein und sich mit Wissensspeicher SPK gut vernetzen. Der Tag des Neubeginns ist auch Tag des Dankes an die scheidende Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf, die die Staatsbibliothek erfolgreich geführt hat. Die Generalsanierung des Hauses Unter den Linden war ihr großes Projekt, das sie nunmehr erfolgreich zum Abschluss gebracht hat.“
Der neue Generaldirektor Dr. Achim Bonte sagte in einer ersten Reaktion: "Nach 25 wertvollen Jahren in Heidelberg und Dresden freue ich mich sehr, den künftigen Weg dieses bedeutenden Hauses mitgestalten zu dürfen. Auf der Grundlage seiner großen Tradition und seiner überragenden Sammlungen sowie mit den engagierten Teams in Bibliothek und Stiftung sollte es gelingen, die Staatsbibliothek zu Berlin kraftvoll weiterzuentwickeln: als innovative Forschungsinfrastruktur und Wissensmarktplatz, attraktiven Arbeitgeber für vielerlei Fachleute und stets offenes Haus für Ideen und Ergebnisbeiträge ihrer zahlreichen Nutzenden.“
Dr. Achim Bonte tritt sein Amt am 1. September an.
Auch das Staatliche Institut für Musikforschung erhält eine neue Leitung. Der Stiftungsrat bestimmte Prof. Dr. Rebecca Wolf zur künftigen Direktorin und damit zur Nachfolgerin von Dr. Thomas Ertelt, der nach zwei Jahrzehnten an der Spitze des Instituts in den Ruhestand geht.
Prof. Dr. Rebecca Wolf wurde 1975 in Gomadingen geboren. Sie studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München Musikwissenschaft, Theaterwissenschaft und Neuere Deutsche Literatur. 2008 wurde sie an der Universität Wien promoviert. Seit Jahren ist die Musikwissenschaftlerin dem Deutschen Museum München verbunden, wo sie ihre Karriere begann und erfolgreich forscht. Aktuell ist sie Vertretungsprofessorin an der Universität Regensburg. Frau Prof. Wolf arbeitete auch im Sonderforschungsbereich "Kulturen des Performativen“ als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU Berlin, hielt Lehrveranstaltungen an der FU und TU Berlin, den Universitäten Wien und Zürich sowie der HMDK Stuttgart und war 2012 Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung am Music Department der Harvard University. Von 2015 bis 2020 war sie Forschungsgruppenleiterin am Deutschen Museum München in einem von der Leibniz-Gemeinschaft geförderten Projekt zur "Materialität der Musikinstrumente: Neue Ansätze einer Kulturgeschichte der Organologie“ und zugleich Lehrbeauftragte am Institut für Musikwissenschaft der LMU München.
Frau Prof. Wolfs Forschungsschwerpunkte umfassen die historische Musikwissenschaft seit dem späten 18. Jahrhundert, Instrumentenkunde, Sound studies und Akustikgeschichte unter Einbeziehung der systematischen Musikwissenschaft. Seit einigen Jahren arbeitet sie an der Schnittstelle von außeruniversitärer Forschung, Museum und Universität und ist mit den Aufgaben von Forschungs- und Sammlungseinrichtungen vertraut.
Für den Stiftungsrat erklärte Staatsministerin Monika Grütters: "Rebecca Wolf ist als anerkannte Musikwissenschaftlerin mit ihrer vielfältigen Erfahrung an der Schnittstelle von außeruniversitärer Forschung, Museum und Universität bestens mit den Aufgaben einer Forschungs- und Sammlungseinrichtung wie dem Staatlichen Institut für Musikforschung vertraut. Durch ihre unterschiedlichen beruflichen Stationen und Kooperationen ist sie national wie international exzellent vernetzt und bringt damit beste Voraussetzungen mit, die internationale Strahlkraft des SIM weiter auszubauen. Ich bin sicher, dass Rebecca Wolf das SIM im Reformprozess der Stiftung Preußischer Kulturbesitz engagiert vertreten und wegweisende Impulse für die Zukunft des Instituts geben wird.
Mein Dank gilt Thomas Ertelt, der die Arbeit des SIM mit großem persönlichen Einsatz und höchster wissenschaftlicher Expertise geprägt hat.“
SPK-Präsident Hermann Parzinger: "Rebecca Wolf ist Forscherin, Museumsfrau und Vermittlerin in einem. Das SIM erhält mit ihr eine Direktorin, die nicht nur wissenschaftlich vorzüglich beleumundet ist, sondern die auch bewiesen hat, dass Musikwissenschaft öffentlichkeitswirksam sein kann. Das ist gerade auch für die Weiterentwicklung des Musikinstrumenten-Museums von großer Bedeutung. Ich bin sicher, dass Frau Wolf das SIM mit Fortune in eine gute Zukunft führen wird.
An dieser Stelle danke ich dem scheidenden Direktor Thomas Ertelt, der das Haus neben der Berliner Philharmonie durch Veranstaltungen zur Aufführungspraxis oder zur Interpretation von Musik geöffnet und bewiesen hat, dass die Musikwissenschaft eben kein Orchideenfach sein muss.“
Frau Prof. Wolf äußerte sich nach der Wahl: "Dass mir diese spannende und ehrenvolle Aufgabe anvertraut wird, freut mich sehr. Gemeinsam mit dem breit aufgestellten, engagierten Team möchte ich das außergewöhnliche Potential des SIM mit seinen reichen Sammlungen rund um die Welt der Musik als international bedeutende Forschungsstätte stärken und weiterhin im Verbund der SPK verankern. Die Expertisen der drei Abteilungen lassen sich deutlich über gemeinsame Themen wie (im-)materielle Kultur, Musikwahrnehmung und Aufführungspraxis verbinden und zu Formaten entwickeln, die ein erforschendes ebenso wie musikinteressiertes Publikum einladen.“
Prof. Dr. Rebecca Wolf wird ihr Amt im Spätsommer antreten.