Die Ausstellung „Verfolgte Musiker im nationalsozialistischen Thüringen. Eine Spurensuche II“ entstand im Rahmen des gleichnamigen Forschungsprojektes, das seit 2019 am Institut für Musikwissenschaft der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena angesiedelt ist. Nun wird die Ausstellung am Freitag, 10. September 2021 um 17:30 Uhr im Festsaal Fürstenhaus der Weimarer Musikhochschule eröffnet. Sie präsentiert in komprimierter Form Schicksale Thüringer Musiker*innen, welche während der nationalsozialistischen Diktatur ausgegrenzt, verfolgt, zum Exil gezwungen oder ermordet wurden.
Die Eröffnung der Ausstellung begleiten ein Vortrag von Prof. Dr. Peter Gülke „Nicht kündbares Gedenken – Buchenwald” (18:15 Uhr) und ein Gesprächskonzert (20:00 Uhr). Im Konzert erklingen Werke verfolgter und vergessener Komponisten: Günter Raphael (1903-1906), Hans Heller (1898 -1969) und Bernhard Sekels (1872-1934), musiziert von Tehila Nini Goldstein (Gesang) und Prof. Dr. Jascha Nemtsov (Klavier und Moderation). Zwei Lieder von Hans Heller werden in diesem Konzert uraufgeführt.
Die von Dr. Maria Stolarzewicz kuratierte Ausstellung unterteilt sich in drei Themenbereiche: jüdische Berufsmusiker, Kultusbeamte jüdischer Gemeinden und ihre musikalischen Aktivitäten sowie Mitglieder der Lagerkapelle des Konzentrationslagers Buchenwald. Der erste Themenbereich widmet sich den Schicksalen jüdischer Berufsmusiker, wie etwa des Komponisten Hans Heller (1898-1969) aus Greiz und des aus Apolda stammenden Geigers Max Peller (1907-1945).
Der zweite Themenbereich der Ausstellung leistet einen Beitrag zum Themenjahr „900 Jahre jüdisches Leben in Thüringen“. Er zeigt an ausgewählten Beispielen musikalische Aktivitäten jüdischer Gemeinden sowie Biographien von Kantoren und Rabbinern. Zu dieser Gruppe gehören u.a. Hermann Schacher (1887-1943), der letzte Kantor der Synagogengemeinde Erfurt, Dr. Gustav Pfingst (1900-1957), der vorletzte Rabbiner der Synagogengemeinde Nordhausen sowie Dr. Josef Wiesen (1866-1942), der letzte Landesrabbiner der Israelitischen Religionsgemeinde Eisenach.
Der dritte Ausstellungsbereich befasst sich mit den Mitgliedern der Lagerkapelle des KZ Buchenwald. Eine Analyse vorhandener Archivdokumente und Überlieferungen ermöglichte, Namen von 43 Musikern der Lagerkapelle herauszufinden, ihre Biographien zu rekonstruieren und Einblicke in die Musikausübung im KZ Buchenwald zu gewähren.
Im Zeitraum der Ausstellungspräsentation wird im Stadtmuseum Weimar ein besonderes Exponat ausgestellt: Es ist das Portrait der im NS-Thüringen verfolgten Großherzoglichen Kammersängerin Jenny Fleischer-Alt (1865-1942), welches ihr Mann, Friedrich Fleischer (1861-1838), um 1887 malte und später seiner Familie in Wiesbaden schenkte. Nach über 120 Jahren kam dieses Bild nun dank Adelheid Rüter-Ehlermann (Großnichte des Malers) und Dr. Bernhard Post nach Weimar zurück und wird der Öffentlichkeit zum ersten Mal vorgestellt.
Die Ausstellung „Verfolgte Musiker im nationalsozialistischen Thüringen. Eine Spurensuche II“ wird durch die Thüringer Staatskanzlei und die Deutsche Bank Stiftung gefördert.
Die Zahl der Plätze ist begrenzt. Es wird um Anmeldung gebeten unter maria.stolarzewicz@hfm-weimar.de