Der Kölner Komponisten Sergej Maingardt.  
Photo:  Sergej Maingardt

Das neueste CD-Porträt der Edition Zeitgenössische Musik, ein Projekt des Deutschen Musikrates, widmet sich dem Kölner Komponisten Sergej Maingardt. Neben reinen Audiotiteln dokumentieren sechs Online-Videos Maingardts intermediale Werke, die gesellschaftspolitische Themen in den Blick nehmen und die Auswirkungen der digitalisierten und globalisierten Welt auf unsere Wahrnehmung und Zusammenleben reflektieren. Die Nutzung moderner Technologien, Noise-Elemente und nicht zuletzt popkulturelle Einflüsse verleihen Maingardts Musik eine ungeheure Direktheit. Veröffentlicht wurde das Porträt am 2. Dezember 2022.

Maingardts Porträt in der Edition Zeitgenössische Musik trägt den Titel „НЕФТЬ | straight run“, der bereits auf den Puls der rasanten Veränderungen unserer Zeit als zentrales Thema seiner künstlerischen Arbeit verweist. Sergej Maingardt studierte Komposition bei Prof. Michael Beil an der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie Medienkulturanalyse an der Universität Düsseldorf. Seit 2021 hat er eine Gastprofessur für transdigitale Komposition im Bereich Zeitgenössische Musik an der Kölner Musikhochschule inne. Als Komponist, Produzent und Performer ist Maingardt international in sehr unterschiedlichen Kontexten präsent, bei den Donaueschinger Musiktagen und IRCAM ManiFeste ebenso wie bei Auftritten in Kanada, Mexiko, Russland, Pakistan oder Südafrika.

Maingardts „НЕФТЬ | straight run“ ist als Album konzipiert, in dem die einzelnen Stücke miteinander korrespondieren. Das bereits 2012 entstandene „SMOG“ bildet den Ausgangspunkt des Porträts, bereits hier spielen Elektronik und Noise eine wichtige Rolle. „Das in SMOG angelegte Rauschen gerät subtil zum Kontinuum aller neun Stücke, wobei zum Klangrauschen partiell noch das ‚Bildrauschen‘ hinzutritt“, so Egbert Hiller im Booklettext. Dies gilt für die sechs audiovisuellen und online verfügbaren Werke, die in enger Kollaboration mit dem Videokünstler Jens Standke entstanden und der Musik noch einmal ganz eigene Perspektiven hinzufügen.

Die musikalische Reise des Porträts führt von verzerrten (Selbst-)Wahrnehmungen in sozialen Netzwerken („Construct – deconstruct“) über die Verschmelzung von Pop- und Rockmusik mit neuer Musik („It’s Britney, bitch!“ und „HeroIn“) bis hin zur Erklärung der eigenen künstlerischen Unabhängigkeit und der Bereitschaft, stets zu neuen Ufern aufzubrechen („Declare Independence“). Um Formen des Protests geht es schließlich in Maingardts bislang einzigem Orchesterwerk „Rush“, einem fulminanten Auftragswerk im Rahmen des Beethoven-Jubiläums 2020 für das Bundesjugendorchester.

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