Die Internationalen Tage Jüdischer Musik eröffnen mit einem Konzert in der Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow unter dem Motto „Von Generation zu Generation“ im Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ ihre vierte Saison. Am Sonntag, den 14. November, 19:30 Uhr folgen Kantoren des renommierten Abraham-Geiger-Kollegs den Spuren des liberalen Judentums in Berlin und entführen in das Musikuniversum Synagoge. Mit Musik von Reformern, rund um den Berliner Komponisten Louis Lewandowski, die im 19. Jahrhundert den Ritus und die Musik der Synagoge revolutionierten, feiern die Internationalen Tage Jüdischer Musik jüdisches Leben in Deutschland, Gemeinsamkeiten und Miteinander. Dafür tragen die Kantoren Isidoro Abrahmowicz, Shulamit Lubowska und Yoed Sorek rund um den Pianisten und Moderator des Abends Jascha Nemtsov Musikschätze der liberalen Synagoge vor – eine Feier christlich-jüdischen Miteinanders, an einem der wichtigsten Orte der deutschen Astronomiegeschichte, verbunden mit den Namen des jüdischen Gelehrten Simon Archenhold, Begründer der ersten Volkssternwarte in Deutschland.
Thomas Hummel, Intendant der Internationalen Tage Jüdischer Musik: „Gerade im Festjahr ‚1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland‘ suchen wir das Verbindende. In der Archenhold-Sternwarte wollen wir mit unserem besonderen Programm Christen, Juden und nicht-gläubige Gottessucher zusammenbringen, gerade in einer Sternwarte, die man auch als Zeichen für den Gott-suchenden Menschen verstehen kann.“
Die Internationalen Tage Jüdischer Musik, die unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster stehen, wollen so auch Zeichen für mehr lebendiges Miteinander und gegen Antisemitismus setzen. Dem Auftakt geht ein vorbereitendes Schulkonzert im Albert-Einstein-Gymnasium in Potsdam voraus und folgen noch sieben weitere Konzerte an einigen der schönsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: In den Synagogen Görlitz, Köln, Röbel, Stavenhagen und Würzburg sowie auf Usedom mit der Klarinettistin Sharon Kam, dem Violinisten Thomas Albertus Irnberger oder der Sängerin Sveta Kundish und vielen mehr. Die Veranstaltungsreihe des Usedomer Musikfestivals wird vom Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat gefördert. Zu den Konzerten gelten die lokalen Bestimmungen zur Eindämmung der Coronapandemie.
Revolutionäre der Synagogenmusik
Heute sind ihrer Namen nur noch Eingeweihten bekannt, im 19. Jahrhundert sorgten sie für Aufsehen, nicht nur in den jüdischen Gemeinden, sondern auch in der deutschen Mehrheitsgesellschaft des Kaiserreiches. Im Eröffnungskonzert der Internationalen Tage Jüdischer Musik erklingen Werke des Berliner Komponisten Louis Lewandowski, von Leon Kornitzer, Dawid Nowakowsky oder Joseph Sulzer. Sie begannen im Zuge der jüdischen Aufklärung Werte und Normen der jüdischen Liturgie und Musik infrage zu stellen. Ein Ergebnis: Elementen aus der christlichen Musik und Liturgie bereicherten die Musik der Synagoge – im 19. Jahrhundert eine kleine Revolution. Das Abraham-Geiger-Kolleg führt diese liberale Tradition des Judentums bis heute fort aus. In der Archenhold-Sternwarte kreieren Kantoren und Dozenten der traditionsreichen Berliner Bildungseinrichtung die unvergleichliche Atmosphäre eines synagogalen Ritus, vom Gebet über das Einheben der Torah bis hin zur Trauung für das Publikum. Im besonderen Ambiente der Archenhold-Sternwarte, die eines der längsten Teleskope des frühen 20. Jahrhunderts beherbergt und deren Errichtung auf dem Astronom Simon Archenhold zurückgeht, der als Begründer der Volkssternwarte gilt, feiert dieses Eröffnungskonzert zugleich christlich-jüdisches Miteinander.
Eine Feier des Zusammenlebens – Internationale Tage Jüdischer Musik
Die Internationalen Tage Jüdischer Musik feiern das Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden in Europa, folgen den Spuren jüdischen Lebens in Vergangenheit und Gegenwart und lassen den Reichtum jüdischer Musik in Europa hör- und sichtbar werden. Seit 2016 führte dieses Anliegen hochkarätige Ensembles und Musiker, wie den Violoncellisten David Geringas, den Violinisten Piotr Plawner, die Sängerin Avital Gerstetter, den Pianisten Piotr Salajczyk, aber auch Autoren und Publizisten wie Alfred Grosser, Manfred Osten oder Adam Krzeminski und viele mehr in die Synagogen Mitteleuropas. Hervorgegangen ist die Veranstaltungsreihe aus den Synagogenrundfahrten des Usedomer Musikfestivals, die seit 2009 jüdisches Leben in Mecklenburg-Vorpommern entdecken. Die Internationalen Tage Jüdischer Musik führen dieses Anliegen fort und weiter, indem sie die Botschaft eines friedlichen, von Respekt und Interesse getragenen Miteinanders über Mecklenburg-Vorpommern hinaus in die Metropolen Europas tragen.
Karten und weitere Informationen unter www.itjm.de