Die Orgel der Laeiszhalle war seit vielen Jahren ein Sorgenkind des Konzerthauses. Die damals für den Bau von Kirchenorgeln spezialisierte Orgelbaufirma Beckerath hatte die Orgel 1951 errichtet. Sie konnte aber in dem Konzertsaal nie ihre ganze Qualität ausspielen. Jetzt hat die Behörde für Kultur und Medien eine gute Perspektive für die Erhaltung des für einen Kirchenbau hervorragend geeigneten Instruments gefunden.
Damit ist der Weg frei für die weitere Entwicklung des Orgelstandortes Laeiszhalle. Die Orgel wird zukünftig in der Evang.-luth. Dekanatskirche Peter und Paul im fränkischen Münchberg erklingen. In der Laeiszhalle soll im Rahmen der Generalsanierung ein Neubau entstehen, der dem künstlerischen und klanglichen Anspruch des Konzerthauses gerecht wird.
Am 1. Februar 1951 wurde die von Rudolf von Beckerath als op. 2 erbaute Orgel der Laeiszhalle eingeweiht. Sie trat damals an die Stelle des Instruments, mit dem die Laeiszhalle 1908 feierlich eröffnet wurde und dessen originale Fassade (Prospekt) nach wie vor die Bühnenarchitektur des Großen Saales prägt. Die Hamburger Orgelbaufirma schuf unter den schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit ein hochwertiges Instrument von handwerklich hervorragender Qualität. Gleichwohl war früh absehbar, dass das als Typus Kirchenorgel erbaute Instrument mit der anspruchsvollen Konzertsaalakustik nicht gut zurechtkam. Letztlich blieb die Orgel hinsichtlich ihrer klanglichen Möglichkeiten und Qualitäten am Standort Laeiszhalle weit hinter dem zurück, was sie in einem Kirchenraum entfalten könnte und wurde zuletzt kaum noch genutzt.
Seit 2017 befasst sich eine mit renommierten Orgelexperten besetzte Fachkommission mit der Orgel der Laeiszhalle. Sie ist nach intensiver Beratung zu der Einschätzung gekommen, dass die Beckerath-Orgel nur mit erheblichen Eingriffen den Anforderungen des Konzertsaals annähernd gerecht werden könnte. Diese wären nicht nur mit hohen Kosten verbunden, sondern hätten auch die Stellung des Instruments als wichtiges Zeugnis des deutschen Nachkriegsorgelbaus gefährdet. Daher wurden intensiv geeignete Alternativstandorte im In- und Ausland für die Beckerath-Orgel geprüft. Alle Überlegungen zu einem Verkauf der Orgel waren stets daran geknüpft, dass das Instrument am neuen Standort klanglich nahezu unverändert wieder aufgebaut werden soll. Mit insgesamt zehn Interessenten wurden seit 2018 konkrete Gespräche geführt.
Jetzt konnte die Behörde für Kultur und Medien zu einem symbolischen Preis die Orgel an die Evang.-luth. Kirchengemeinde im fränkischen Münchberg verkaufen. Das Instrument soll dort in der Dekanatskirche Peter und Paul mit nahezu unveränderter Klangkonzeption wiederaufgebaut werden und regelmäßig in Gottesdienst und Konzert erklingen. Die Kirchengemeinde wird für den Ab- und Wiederaufbau einen mittleren sechsstelligen Betrag aufbringen und so zum Erhalt des Klangdenkmals Laeiszhallen-Orgel beitragen.
Mit dem Verkauf der Orgel sind zugleich die Weichen für einen Orgelneubau in der Laeiszhalle gestellt. Ausschreibung und Bau der Orgel sollen im Rahmen der Generalsanierung der Laeiszhalle erfolgen, deren Abschluss für 2026 geplant ist. Bis zum Einbau einer neuen Orgel werden die bisherigen Prospektpfeifen vor Ort bleiben und so den optischen Gesamteindruck des Saales erhalten. Die Kosten für das neue Instrument werden sich auf 2 bis 3 Millionen Euro belaufen, die Mittel sind bereits in die laufende Sanierung der Laeiszhalle eingeplant. Der Abbau der Beckerath-Orgel und der Einbau des neuen Instruments werden nun voraussichtlich für eine der kommenden Sommerpausen geplant.
Kultursenator Dr. Carsten Brosda: „Nach langen und intensiven Verhandlungen ist es gelungen, eine gute Zukunft für die Orgel der Laeiszhalle zu finden. Nach Meinung aller Experten kann die Orgel in der Kirche endlich ihre ganze Qualität entfalten. Zugleich eröffnet sich für die Laeiszhalle eine neue Perspektive, und wir können den Abschluss der umfangreichen Sanierungsarbeiten mit einer neuen und passenden Orgel krönen. Die neue Orgel kann an die gute Tradition der ursprünglichen Orgel anknüpfen und wieder den ganzen Konzertsaal mit ihrem Klang füllen.“
Generalintendant Christoph Lieben-Seutter: „Ziel der Generalsanierung ist es, die traditionsreiche Laeiszhalle wieder in jeder Hinsicht zu einem erstklassigen Konzerthaus zu machen. Dazu gehört auch der Einbau einer Orgel, die perfekt auf die akustischen Gegebenheiten des Großen Saales abgestimmt ist. Nach den positiven Erfahrungen, die wir mit der Orgel der Elbphilharmonie gemacht haben, bin ich mehr als optimistisch, dass uns dies
auch in der Laeiszhalle gelingen wird. Dass zudem die historisch wichtige Beckerath-Orgel ein neues Zuhause findet, ist eine erfreuliche Nachricht.“
Pfarrer Christian Höllerer von der Evang.-luth. Dekanatskirche Peter und Paul im fränkischen Münchberg: „Im Zug der Kirchensanierung wurde entschieden, dass eine neue Orgel angeschafft wird. Seitdem arbeiten Sachverständige, Orgelbauverein und Kirchenvorstand auf eine neue Orgel hin. Ich bin begeistert, dass mit dem Instrument aus der Laeiszhalle die ursprünglichen Vorstellungen des Neubaus weit übertroffen werden können. Orgelsachverständige und Orgelbauer kamen beim Besuch unserer Kirche zum Ergebnis, dass unsere Kirche bestens geeignet ist, um das volle Potential der Beckerath-Orgel zu entfalten. Dieser Klang wird Gottesdienste und Konzerte mit einer neuen Dimension musikalischen Genusses erfüllen. Darauf freue ich mich sehr!“