Sie stammt aus England und ist mehr als 100 Jahre alt: Eine "Hunter-Orgel“, die künftig in der katholischen Kirche "Heilige Dreifaltigkeit“ in Brandenburg an der Havel erklingen soll. Der Bau- und Förderverein der Kirchgemeinde hatte im vergangenen Jahr das historische Instrument gekauft, das sich zuvor in der Christ Church in Woking bei London befand. Nun steht der Neuaufbau der Orgel in dem Gotteshaus in der Havelstadt an – weite Teile dieser großen Orgel sollen in der Kirche ein neues Zuhause finden, darunter historisches Pfeifenmaterial sowie 13 von 15 Registern. Das Land unterstützt die Ausführungsplanung in diesem Jahr mit insgesamt 25.000 Euro. 10.000 Euro kommen aus Lottomitteln des Ministerpräsidenten, 15.000 Euro aus Haushaltsmitteln der Kulturministerin.
Der 2002 gegründete Bau- und Förderverein der Kirche, eine Interessengemeinschaft aus kirchlichen Gemeindemitgliedern sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern, hat bereits viele Projekte initiiert und mitfinanziert, so die Gestaltung der neuen Kirchenfenster durch den Londoner Glaskünstler Graham Jones. Mit großem Engagement setzt er sich auch für den technischen Neuaufbau der Orgel ein. Ein Teil der erforderlichen finanziellen Mittel von insgesamt 230.000 Euro soll unter anderem durch Benefizkonzerte, Kuchen- oder Adventsbasare sowie Patenschaften für Orgelpfeifen zusammenkommen.
Ministerpräsident Dietmar Woidke:
"Die Vereinsmitglieder setzen sich seit Jahren für ihre Kirche, das Gemeindeleben und ihre Stadt ein. Dieses bürgerschaftliche Engagement ist beachtlich. Ich unterstütze dieses Projekt gern. Zumal es in den schweren Zeiten der Corona-Krise Motivation und Zuversicht gibt und den Zusammenhalt stärkt – allein schon durch den Gedanken, die Orgel gemeinsam wieder zum Klingen zu bringen und Konzerte zu genießen.“
Kulturministerin Manja Schüle:
"Der Bau- und Förderverein der Dreifaltigkeitskirche zeigt eindrucksvoll, wie man regionale Identität bewahren und mit Modernität verbinden kann. Er steht symbolisch für unzählige Vereine, Initiativen und Privatpersonen, die sich landesweit mit Leidenschaft, Beharrlichkeit, Kreativität und Erfolg für die Erhaltung historischer Bausubstanz einsetzen. Damit ist der Denkmalschutz eine der größten Bürgerbewegungen in Brandenburg. Ohne dieses bürgerschaftliche Engagement wären viele Kleinode in den Dörfern und Städten nicht zu erhalten, ohne dieses Engagement wäre unser Land ärmer.“
Die 1849 bis 1851 errichtete Pfarrkirche war im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörtworden. Nach dem Krieg erfolgte der Wiederaufbau in vereinfachter Weise. Seit 1968 hat die Kirche eine Orgel, die als Universalinstrument gebaut und nicht auf den Kirchenraum abgestimmt wurde. Da die klanglichen Möglichkeiten sehr eingeschränkt sind und zeitnah umfangreiche Reparaturarbeiten notwendig gewesen wären, entschieden sich Kirchengemeinde, Förderverein und der Orgelsachverständige des Erzbistums Berlin für eine Erneuerung der Orgel.
Fündig wurden sie im englischen Woking. Die dortige Christ Church wird zu einem multifunktionalen Gemeindezentrum umgebaut, und die Orgel wird nicht mehr benötigt. Aus den 15 Registern und etwa 1.200 historischen Pfeifen dieser Orgel soll in Kombination mit moderner technischer Ausstattung ein neues Instrument mit Romantischer Intonation entstehen. Damit verbunden ist das Anliegen, für die heranwachsende Generation die Möglichkeiten eines lebendigen Gemeindelebens auszubauen und die Kirchenoch weiter für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt zu öffnen und zu Konzerten und Veranstaltungen einzuladen.