"Viele Festival- und Konzert-Veranstalter, insbesondere aus der Jazz-Szene, stehen im nächsten Jahr vor großen Herausforderungen. Allenthalben verabschieden sich Sponsor-Partner, Mäzene und Präsenter aus der Kulturförderung. Das bringt selbst renommierte Formate zum Wanken." Suzette Yvonne Moissl, Inhaberin der Deidesheimer S.Y.M Event Agentur, weiß wovon sie spricht. Schließlich ist Moissl nicht nur Intendantin der für die Szene bedeutenden Veranstaltungsreihe "palatia Jazz", sie ist zudem Präsidentin der Deutschen Jazz Föderation e.V. - dem Dachverband der Jazzveranstalter in Deutschland.

Erst jüngst verabschiedete sich der Audi Konzern als Sponsor des Hamburger Elbjazz Festivals und auch in Köln scheint das Audi-Jazz-Festival 2015 in der Schwebe. Skoda, einst wichtiger Platzhirsch der Deutschen Jazz Szene, räumt nach und nach das Feld und richtet seine Markenaktivitäten vom kommenden Jahr an völlig neu auf Sport und VIP-Flotten aus. Der seit Jahren schleichende Ausstieg von Skoda aus der deutschlandweiten Jazzförderung ist mit auslaufenden Verträgen bald vollbracht: Das Sponsoring des nationalen Jugend Jazz Big Band Wettbewerbes des Deutschen Musikrates endet ebenso wie die Förderung der Messe "Jazzahead" und dem Skoda-Jazz Award 2015, die Förderungen von Jazz & Joy in Worms, wie auch die Unterstützung des avantgardistischen Moerser Jazz-Festivals - eingestellt.

Jetzt hat Skoda auch die Präsenter-Position bei palatia Jazz freigemacht, ob der Fahrdienst für die Künstler als Teilleistung erhalten bleibt, scheint ungewiss. Dabei wurden in zehn Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit mit der Agentur SYM neben den Protagonisten viele tausende von Konzertbesuchern per Skoda-Shuttle auf die "Festival Berge" chauffiert.

Palatia Jazz findet an historischen Orten wie Schlössern, Burgen, Ruinen oder außergewöhnlichen Parkanlagen statt, vor deren hochwertigen und aufwändig illuminierten Kulissen die Auto-Partner bislang ihre gesamte Flotte in exklusivem Rahmen präsentierten. Mit zahlreichen zusätzlichen Marketing-Modulen eine ideale Präsentationsfläche für sehr viel werbliche Aufmerksamkeit, wie Moissl befindet. Generell böten Jazz-Festivals insbesondere Partnern aus der Industrie eine ideale Plattform mit zielgruppengenauer Ansprache, so Moissl.

In einem Jazzspielstätten- und Festivalreport, durchgeführt Anfang des Jahres seitens des Verbandes der Deutschen Jazz Föderation, in Verbindung mit dem Jazzszene-Report des Jazzinstituts Darmstadt, wird deutlich, dass es eklatante Unterschiede zwischen der Finanzlage bei Club-Betreibern und Festival-Veranstaltern gibt. "In Clubs sind es oftmals die Künstler, die meisten darunter noch dazu perfekt ausgebildet, die das Risiko tragen und somit die ökonomische Suppe alleine auslöffeln: Sie bekommen Gigs nur dann, wenn sie für die Eintrittsgelder spielen. Festival-Veranstaltern hingegen, die bislang faire Gagen zahlen konnten, steht schnell das Wasser bis zum Hals, wenn fest eingeplante Gelder einfach kurzfristig ausbleiben. Kein hochwertiges Kultur- oder Festivalprojekt kann ohne Subventionen, öffentliche Mittel und Sponsoren arbeiten", reklamiert Moissl. Als Präsidentin der Deutschen Jazz Föderation appelliert sie an die Industrie und Großunternehmen, den Jazz nicht wieder in der Versenkung verschwinden zu lassen. Schließlich wachse das Interesse an dieser hochkreativen Musik von Jahr zu Jahr enorm.

Auch palatia Jazz erfreue sich, den diesjährigen Auswertungen zufolge, jährlich größerer Beliebtheit. Das Festival hat sich in den letzten 18 Jahren seit seiner Premiere 1997 zu einem wahren Kleinod entwickelt. Insbesondere das Pfalz-Marketing nutzt die Plattform, um ihre Vorzüge in Sachen Wein und Kulinarik zur Schau zu stellen: Hochwertige Weine und Speisen, der Zugang zu historischem Kulturerbe als Festival-Kulisse, gepaart mit hochkarätigen Jazz-Künstlern aus aller Welt, das in Summe hat palatia Jazz zu einem gesellschaftlichen Ereignis avancieren lassen.

Hier treffen lokale Honoratioren auf kundige Jazzfans aus der gesamten Republik oder auf weit angereiste Pfalz-Touristen. Sie allesamt erleben dabei zeitgenössischen Jazz und neuartige Fusionen unterschiedlicher Musikgenres - und das, obwohl ein Teil des Publikums sich ansonsten eher weniger mit Jazz auseinandersetzt. Somit ist es der Intendantin von palatia Jazz gelungen, diese Musik aus seiner Nische zu holen und die Vielfalt des Jazz’ salonfähig zu machen. All dies wäre ohne großzügige Unterstützung aber auch das Sponsoring des Skoda Konzerns, der nunmehr zehn Jahre erfolgreich und beiderseits befruchtend an der Seite von palatia Jazz stand, nicht möglich gewesen.

Wie es nun mit palatia Jazz und anderen bedeutenden Jazz-Festivals der Republik weitergeht, bleibt ungewiss. Zumindest in Hamburg scheint Ersatz für Skoda gefunden - erneut wohl ein Partner aus der Automobil-Industrie. Und auch bei Moissl laufen die Planungen und Buchungen zunächst wie gewohnt weiter. Ihr Optimismus, bis 2015 doch noch die Kurve zu kriegen und Geldgeber oder Unterstützer für das renommierte Pfälzer Jazz-Festival zu begeistern, ist ungebrochen. "Nur dem Idealismus der Künstler aber auch dem der Veranstalter ist es zu verdanken, dass es gelingt, die Kultur der Kunstform Jazz lebendig zu halten und weiterhin für ein informiertes und neugieriges Publikum in Live-Konzerten mit außergewöhnlichen Künstlern zu unwiederbringlichen Erlebnissen zu machen. Das sollten wir, wider alle Umstände, auch im kommenden Jahr hinbekommen." In diesem Sinne appelliert Moissl an alle regionalen und nationalen Unternehmen, sich den Jazz Festivals nicht zu verwehren sondern die Plattformen zu nutzen "und sich als aktive Markenpartner in das Geschehen einzubringen".

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