Die US-amerikanische Komponistin Laurie Spiegel erhält in diesem Jahr den vom ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe gemeinsam mit dem SWR Experimentalstudio ausgelobten Giga-Hertz-Preis für ihr Lebenswerk. Der Preis ist mit 10.000 € dotiert. Die mit 5.000 € dotierten Produktionspreise gehen an die amerikanische Komponistin und Performerin Lea Bertucci sowie an die französischstämmige Klangkünstlerin Jessica Ekomane. Das finnisch-deutsche Trio This Machine! erhält den mit 5.000 € dotierten und von der Fördergesellschaft ZKM / HfG e.V. gestifteten Förderpreis PopExperimental, der nach 2022 in diesem Jahr erstmals gemeinsam in Kooperation mit der Popakademie Baden-Württemberg vergeben wird. Anlässlich der Vergabe der Giga-Hertz-Preise veranstaltet das ZKM | Karlsruhe in diesem Jahr erstmals ein Festival zu elektronischer Musik und Klangkunst, das sich an Musikinteressierte aller Altersgruppen richtet. Die Besucher:innen erwartet neben Konzerten auch DJ-Sets, Artist Talks und Workshops. Weiterführende Informationen zu den Preisträger:innen und das Programm sind auf der Website des ZKM zu finden.
Giga-Hertz-Festival. »Radical Polytronics« / 06. bis 10. Dezember 2023, ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe.
Das Giga-Hertz-Festival 2023 steht unter dem Titel »Radical Polytronics«. Komponist:innen und Musiker:innen feiern über fünf Tage in Konzerten, Artist Talks und Workshops gemeinsam die radikale Kraft und faszinierende Vielfalt der elektronischen Musik und Klangkunst. Seit seiner Gründung bietet das ZKM | Karlsruhe Künstler:innen die Möglichkeit, abseits des Mainstreams in einer radikal offenen künstlerischen Laborsituation zu komponieren und zu konzertieren.
Eröffnet wird das Festival am Mittwochabend, 06.12.2023, im Kubus mit dem Doppelkonzert von Puce Mary und Oren Ambarchi. Die dänische Experimentalmusikerin und der australische Multiinstrumentalist und Komponist haben sich weltweit einen Namen gemacht. Am Donnerstag, 07.12.2023, ist das SWR Experimentalstudio mit dem Londoner Explore Ensemble und dem britischen Komponisten Christian Mason im Medientheater zu Gast. Uraufgeführt wird das Stück »Hölderlin’s Madness«*. Im Anschluss werden Stücke von Beatrice Dillon und John Croft präsentiert. Ein akusmatisches Konzert im Kubus von Ludger Brümmer, dem langjährigen künstlerischen Leiter des Giga-Hertz-Preises, beschließt den Donnerstagabend.
PopExperimental-Konzerte, u.a. mit This Machine! und DJ-Performances sowie eine Uraufführung von Thomas Köner, Preisträger der Goldenen Nica für Digital Musics & Sound Art (2004) der Ars Electronica, finden am Freitag, 08.12.2023, statt. Highlight des Festivals ist am Samstagabend, 09.12.2023, die Verleihung des Giga-Hertz-Preises. Bereits am Nachmittag präsentieren die Produktionspreisträger:innen aus den Vorjahren, Yvette Janine Jackson und Yu-Jung Chen, in Uraufführungen ihre neue Kompositionen. Der Abschluss des Giga-Hertz-Festivals am Sonntag, 10.12.2023, steht im Zeichen von Laurie Spiegel, der diesjährigen Gewinnerin des Giga-Hertz-Preises für das Lebenswerk. Workshops für alle Altersgruppen, Artist Talks und eine Festivallounge ergänzen das Konzert-Programm des Festivals.
Informationen zum Ticketverkauf
Der Festivalpass für das Giga-Hertz-Festival 2023, der Zutritt zu allen Veranstaltungen gewährt, kostet 25 € (ermäßigt 17,50 €). Tagestickets kosten 10 € (ermäßigt 5 €). Die Verleihung des Giga-Hertz-Preises am Samstag, 09.12.2023, ist kostenfrei, ebenso das Rahmenprogramm in der Festivallounge sowie die Workshops. Der Vorverkauf startet am Montag, 09.10.2023 über das Ticketportal Reservix; Tickets können zu den Öffnungszeiten auch an der Info-Theke im Foyer des ZKM erworben werden.
Über die Preisträger:innen des Giga-Hertz-Preises 2023
Laurie Spiegel / Hauptpreis für das Lebenswerk
»Laurie Spiegel ist eine der seltenen Komponist:innen, bei denen Kopf und Herz, linke und rechte Gehirnhälfte, Logik und Intuition miteinander verschmelzen und sogar die Rollen tauschen. Obwohl sie zu den Hightech-Computerkomponist:innen in Amerika zählt, ist Spiegel auch Lautenistin sowie Banjospielerin und sieht den Computer als eine neue Art von Volksinstrument. Ihre intuitiv klingende und melodische Musik macht sie seit den 1970er-Jahren aus mathematischen Algorithmen, ihre komplexen computerisierten Texturen nach Gehör und auf der Suche nach einer gewünschten Stimmung. Form und Emotion sind in ihrer Musik ebenso wenig zu trennen wie in der ihres Idols Johannes Sebastian Bach.« (Kyle Gann)
Laurie Spiegels Interpretation von Johannes Kepplers »Harmonices Mundi« war Teil der Voyager Golden Records und flog 1977 mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 ins All. Ihr Stück »Sediment« von 1972 ist im Film »Die Tribute von Panem – The Hunger Games« zu hören.
Lea Bertucci / Produktionspreis
Lea Bertucci ist eine Komponistin und Performerin, die in ihrer Arbeit Verbindungen zwischen akustischen Phänomenen und biologischer Resonanz beschreibt. Neben ihrer langjährigen Praxis mit Holzblasinstrumenten umfasst ihre Arbeit auch Mehrkanal-Lautsprecheranordnungen, radikale Methoden der freien Improvisation und den kreativen Missbrauch von Audiotechnologie. In den letzten Jahren weiteten sich ihre Projekte auf ortsabhängige Interaktionen von Architektur und Akustik aus.
Jessica Ekomane / Produktionspreis
Jessica Ekomane ist eine in Frankreich geborene und in Berlin lebende Musikerin und Klangkünstlerin. Sie schafft Situationen, in denen Klang als transformatives Element für den Raum und das Publikum wirkt. Ihre quadrophonen Performances, die sich durch ihren physischen Affekt auszeichnen, suchen eine kathartische Wirkung durch das Zusammenspiel von Psychoakustik, der Wahrnehmung von rhythmischen Strukturen und dem Austausch von Geräuschen und Melodien. Ekomanes sich ständig verändernden und immersiven Klanglandschaften basieren auf Fragen wie dem Verhältnis zwischen individueller Wahrnehmung und kollektiver Dynamik oder der Untersuchung von Hörerwartungen und deren gesellschaftlichen Wurzeln.
This Machine! / Förderpreis PopExperimental
This Machine! ist ein audiovisuelles, experimentelles Pop-Projekt, das aus den Cousins und Cousinen Raili, Emilia und Kaspar Kuoppamäki besteht. Das Trio lässt sich von einer Vielzahl an Genres inspirieren, die von Ambient über Trip Hop, Clubmusik und zeitgenössischer Klassik reichen, um einen einzigartigen Stil aus ätherischen Texturen und knallharten Beats zu schaffen. Verwurzelt in der Pop-Kultur, aber offen für jede Art von Experiment, sei es Sound-Design, Harmonie oder unkonventionelle Songstrukturen, kreieren This Machine! Musik und Videos, die gleichzeitig einladend und emotional eindringlich sind, aber auch intellektuell anregend und komplex.
Lobende Erwähnungen / Giga-Hertz-Preis 2023
Manuel Rocha Iturbide // Nyokabi Kariũki // Piotr Kurek
Lobende Erwähnungen / Förderpreis PopExperimental
bela // Sophia Mitiku // Rashaad Newsome
Jury Giga-Hertz-Preis
- George Lewis (Edwin H. Case Professor für amerikanische Musik & Lehrstuhlinhaber für Komposition, Columbia University)
- Małgorzata Płysa (Co-Direktorin & Kuratorin, Unsound & Ephemera Festival)
- Diana Ferreira (Direktorin & Kuratorin, Arte no Tempo Portugal)
Jury Förderpreis PopExperimental
- Hans Nieswandt (DJ, Musikproduzent, Autor & künstl. Direktor Institut für Pop-Musik 2014 – 19, Folkwang Universität der Künste)
- Pamela Owusu-Brenyah (Music Consultant, Programmkuratorin Pop-Kultur & Afro x Pop)
- Jovanka von Wilsdorf (Songwriterin BMG Rights Management, Creative Consultant, Initiatorin DIANA AI Song Contest & Female*Producer Price)
Über den Giga-Hertz-Preis
Der mit 25.000 € dotierte Giga-Hertz-Preis ist der elektronischen Musik gewidmet. Er wird vom ZKM | Karlsruhe und dem SWR Experimentalstudio und der Popakademie Baden-Württemberg als Kooperationspartner und der Fördergesellschaft ZKM / HfG e.V. ausgelobt.
Verliehen werden ein Hauptpreis für das Lebenswerk von Komponist:innen sowie zwei Produktionspreise für neue, noch nicht realisierte Stücke. Im Jahr 2022 ist der mit 5.000 € dotierte Förderpreis PopExperimental hinzugekommen. Gestiftet wird dieser von der Fördergesellschaft ZKM/HFG e.V. Der Preis fördert Künstler:innen aus der experimentellen Pop- und Clubmusik, die in ihren Stücken die eher akademisch geprägte elektronische Musik mit zeitgenössischen Strömungen der populären Musik verbinden.
Mit Teilnehmenden aus über 40 Ländern pro Ausschreibung und 676 Registrierungen in diesem Jahr ist der Giga-Hertz-Preis international einer der renommiertesten seiner Art. Der Preis ist dem weltberühmten Physiker Heinrich Hertz (1857–1894) gewidmet, der an der Karlsruher Technischen Universität (heute KIT) lehrte und dort die elektromagnetischen Wellen entdeckte. Die Einrichtung des Preises geht auf eine Initiative des ZKM | Karlsruhe zurück.
*: Das Konzert ist gefördert vom Land Baden-Württemberg im Rahmen des aGLOBE-Projekts