International gefeierte Interpreten von Kanada bis Japan gastieren beim 30. Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd, das vom 13. Juli bis 5. August unter dem Motto "Mit allen Sinnen“ steht. Das Publikum darf sich auf insgesamt 42 Veranstaltungen freuen, darunter 22 Chor-, Ensemble- und Solistenkonzerte. Die Bandbreite reicht vom Eröffnungs-Event mit Martin Bukovsek als Artist am Vertikaltuch über ein Duftkonzert mit der französischen Jazz-Legende Michel Godard, eine Tanz-Performance nach Charles Chaplin, SandArt bis zum opulenten Raumklang-Erlebnis mit dem Dresdner Kammerchor und Barockorchester. Sieben Konzerte werden für das Hörfunkprogramm SWR2 aufgezeichnet. Der Kartenvorverkauf beginnt am 23. März.

Eröffnung und Preisverleihung

Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler aus München wird gemeinsam mit Dekan Robert Kloker und Dekanin Ursula Richter das 30. Festival Europäische Kirchenmusik Schwäbisch Gmünd mit einem ökumenischen Gottesdienst am Freitag, 13. Juli, um 18.30 Uhr im Heilig-Kreuz-Münster eröffnen. Die musikalische Gestaltung übernimmt der junge Kammerchor "figure humaine“ Stuttgart unter Leitung von Prof. Denis Rouger. Auf dem Programm steht neben Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy und Maurice Duruflé eine Uraufführung des Wiener Komponisten Otto Wanke aus dem 14. Kompositionswettbewerb Zeitgenössische Geistliche Musik. Kirchenmusikdirektor Stephan Beck umrahmt die Liturgie mit festlichem Orgelspiel. Im Anschluss lädt der Festival-Freundeskreis zu einem Umtrunk auf den Münsterplatz ein. Um 21 Uhr begeistert Martin Bukovsek aus Stuttgart mit seiner sinnlichen Kunst als Artist am Vertikaltuch unterm Sternenzelt des Münstergewölbes. Eine empfindsame musikalische Begleitung der schwindelerregenden Performance verspricht der Saxophonist Markus Ehrlich. Der Eröffnungs-Event findet bei freiem Eintritt statt.

Den Preis der Europäischen Kirchenmusik 2018 übergibt Oberbürgermeister Richard Arnold am Mittwoch, 18. Juli, an den international führenden und weltweit gefragten Gregorianik-Experten Prof. Dr. Godehard Joppich. Er wird für seine Verdienste um die Forschung, Lehre und Praxis des Gregorianischen Chorals – einem der bedeutendsten Schätze der abendländischen Musik – geehrt. Vor der Preisverleihung erklingen im Festkonzert mit dem estnischen Vokalensemble Vox Clamantis unter Leitung von Jaan-Eik Tulve gregorianische Antiphonen und Choräle, bedeutende Kompositionen früher Mehrstimmigkeit und zeitgenössischer Musik aus den Reihen des Ensembles, das 2014 mit einem Grammy ausgezeichnet wurde.

Sinnliche Klang-Erlebnisse

Mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen unter ihrem neuen Chefdirigenten Fawzi Haimor konnte eines der bedeutendsten Landesorchester Baden-Württembergs für den Festival-Auftakt 2018 gewonnen werden: "Mit allen Sinnen“ erleben die Besucherinnen und Besucher im Eröffnungskonzert am Samstag, 14. Juli, die berühmte "Italienische Sinfonie“ von Felix Mendelssohn Bartholdy und im Anschluss "Eine Alpensinfonie“ von Richard Strauss – das rund 130 Musiker auf den Plan rufende Stimmungsgemälde ist Ausdruck elementarer Kraft und Sinnbild des menschlichen Lebensweges. Die Weltklasse-Stimmen des Trinity College Choir Cambridge unter ihrem Dirigenten Stephen Layton freuen sich nach dem umjubelten Preisträgerkonzert für Sir John Tavener 2013 auf ihr zweites Konzert in Schwäbisch Gmünd. Im Heilig-Kreuz-Münster präsentieren sie Chorwerke von der englischen Renaissance bis zur Spätromantik und zeitgenössischen nordischen Musik (19.7.). Als großes Klassik-Open-Air auf dem Johannisplatz stehen die populären "Carmina Burana“ von Carl Orff auf dem Programm, die mit eingängigen Rhythmen und durchaus frivolen Texten die Natur und allerlei sinnliche Genüsse feiern. Charmant, eloquent und zuweilen bissig kommentiert Conférencier Klaus-Dieter Mayer die Aufführung der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg mit Chören der Region und hochkarätigen Solisten unter Leitung von Uwe Renz (21.7.). Frauen-Power auf höchstem künstlerischem Niveau bieten die sechs Sängerinnen des Vokalensembles Sjaella aus Leipzig. Sie sind mit geistlichen und weltlichen Vokalsätzen von Hildegard von Bingen bis Eriks Esenvalds und mit einer feinen Auswahl skandinavischer und deutscher Volkslieder in der Wallfahrtskirche Abtsgmünd-Hohenstadt zu Gast (22.7.). Ebenfalls als äußerst erfolgreiche Kammerbesetzung weltweit bekannt, wirft das Ensemble La Rêveuse aus Orléans ein faszinierendes Licht auf die eher unbekannte, traumhaft schöne Musik von Henry Purcell: Dessen "Devotional Songs and Anthems“ sind von theatralischer Rhetorik sowie vom Sinn für Effekte und wechselnde vokale und instrumentale Klangfarben durchdrungen (24.7.). Zum Thema "Mit allen Sinnen“ hat der Motettenchor Schwäbisch Gmünd in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Schüler-Eltern-Lehrer-Chor des Rosenstein-Gymnasiums Heubach das berührende und klangstarke Oratorium "Paulus“ von Felix Mendelssohn Bartholdy erarbeitet, das mit erstklassigen jungen Solisten und den Instrumentalisten der "Sinfonia 02“ unter Leitung von KMD Sonntraud Engels-Benz im Heilig-Kreuz-Münster zu erleben ist (25.7.). Zu den weiteren Höhepunkten im Heilig-Kreuz-Münster zählt das Konzert mit dem Dresdner Kammerchor und Barockorchester unter Leitung von Hans-Christoph Rademann: Der Faszination barocker Mehrstimmigkeit mit großer Begeisterung ergeben, garantieren die Interpreten ausgewählter Psalmvertonungen und Friedensmusiken von Heinrich Schütz ein besonderes Klang-Erlebnis in Surround (28.7.). Um die Liebe und Sinnlichkeit im Madrigal geht es im Programm des italienischen Ensembles "La Compagnia del Madrigale“ im Kloster Lorch. Carlo Gesualdo und Claudio Monteverdi sind die berühmtesten Vertreter dieser bis heute fesselnden Kunstform – ein hoch erotisches Ereignis, das immer wieder changiert zwischen Leidenschaft und höchster Gefühlsnot (29.7.). Als "Zwiegespräch der Liebe“ lässt sich darüber hinaus das Konzert von Xu Fengxia und Georg Glasl überschreiben, das die Klänge der 2000 Jahre alten chinesischen Guzheng und der mehr als 200 Jahre alten alpenländischen Zither kunstvoll verbindet. Im Kloster der Franziskanerinnen erklingt neben europäischer Renaissance zeitgenössische, eigens für das Duo komponierte Musik (1.8.). Die hochprofessionellen Mitglieder des international besetzten Ensembles "il Gusto Barocco“ um den jungen Stuttgarter Professor Jörg Halubek lassen das Festival 2018 mit einem unübertroffenen, emotional bewegenden Meisterwerk ausklingen: Am Samstag, 4. August, steht die erste Fassung der "Johannespassion“ von Johann Sebastian Bach auf dem Programm. Zum Thema "Mit allen Sinnen“ beschließt der ökumenische Schlussgottesdienst mit Musik für Marimbaphon (Dominik Englert) und Vibraphon (Josef Treutlein) am Sonntag, 5. August, das 30. Festival Europäische Kirchenmusik.

Neue Wege der Kunst

Ein anspruchsvolles Raum-, Klang- und Bewegungstheater widmet das Festival Europäische Kirchenmusik seinem Ende 2017 verstorbenen Künstlerischen Leiter Dr. Ewald Liska. Er war über viele Jahre mit dem renommierten Komponisten Dieter Schnebel befreundet, der 2013 sein musikalisches Stück "Utopien“ für sechs Stimmen und Instrumentalensemble vollendete. Mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung realisieren die Neuen Vocalsolisten Stuttgart eine Aufführung von Dieter Schnebels Bühnenwerk "Utopien“ in der Johanniskirche (17.7.). Das erste Nachtkonzert des Festivals 2018 zum Thema "Mit allen Sinnen“ verspricht einen betörenden Abend: Die Parfumière Ursula S. Yeo entwickelt von Musik inspirierte Duftakkorde, die im Raum der Johanniskirche verteilt werden. Großartige Musiker um die französische Jazz-Legende Michel Godard reagieren mit Musik von Claudio Monteverdi bis Thelonious Monk – mit alten und zeitgenössischen Instrumenten und Klängen auf die bezaubernden Düfte im Raum (20.7.). Das zweite Nachtkonzert ist mit dem Titel "Die Sonografen“ überschrieben: Drum & Bass, psychedelische Elemente und die klassischen Solo-Suiten von Johann Sebastian Bach montiert Friedemann Dähn (Violoncello) zu einer aufregenden Musik. Dazu wirft Kurt Laurenz Theinert mit seinem innovativen Lichtklavier ein 360-Grad-Panorama an die Wände der Johanniskirche (27.7.). Eine weitere Performance in der Johanniskirche bezieht sich auf Charlie Chaplins berührenden Spielfilm "Rampenlicht“. Die Regisseurin Daniela Aue hat mit den Darstellern Stephanie Roser und Lukas Aue das Tanztheater "Schwarzweiß“ geschaffen, das existentielle Fragen unseres Menschseins thematisiert und in starke sinnliche Bewegungsbilder umsetzt (31.7.). Genreübergreifend eröffnet auch das malerisch-performative Konzept "Sandfiction – Experiment 4k“ neue Wege der Sinnlichkeit: Gesprochenes Wort (Sarah Gros NF), Klänge des Violoncellos (Peter Nickel), elektronische Sounds (Xoforo) und mit Sand gemalte Bilder (Chris Kaiser) verschmelzen zu einer Geschichte nach Motiven des Romans "Der Orchideenkäfig“ von Herbert W. Franke (2.8.).

Orgelmusik im Fokus

Zwei sympathische Organistinnen, die es an die Weltspitze geschafft haben, bereichern das Festival Europäische Kirchenmusik in diesem Jahr mit einem Solo-Recital im Heilig-Kreuz-Münster: Aus Japan findet Rie Hiroe den Weg nach Schwäbisch Gmünd, Konzertorganistin und Professorin an der University of the Arts Tokio. Sie studierte u. a. bei Masaaki Suzuki und gewann mehrere weltweit anerkannte Orgelwettbewerbe, darunter den Johann-Pachelbel-Preis der Internationalen Orgelwoche Nürnberg und den Grand Prix de Chartres. Ihre Stückauswahl schlägt einen Bogen von Johann Sebastian Bach über César Franck und Charles-Marie Widor bis zur zeitgenössischen Komponistin Akira Nishimura (20.7.). Das zweite Orgelkonzert liegt in den Händen von Isabelle Demers, Professorin für Orgel an der Baylor University Texas. Die gebürtige Kanadierin ist ein Star: Sie studierte an der Juilliard School, ihr Spiel wird von der Presse als "meisterhaft, furchtlos und ausdrucksstark“ gelobt. Im Gepäck hat Isabelle Demers Werke u. a. von Olivier Messiaen, Friedrich Smetana und Louis Vierne (27.7.). Eine besondere Gelegenheit für aktuelle Orgelmusik bietet auch das dritte Orgelkonzert, das junge Talente aus ganz Europa gestalten. Sie haben sich zuvor im Meisterkurs für Orgelimprovisation mit Ansgar Wallenhorst vom 31. Juli bis 3. August der Kunst des Unvorhersehbaren gewidmet (3.8.). Im dritten Nachtkonzert zeigt das Festival auf vielfachen Wunsch wieder einen Stummfilm mit Orgelmusik: Der erfolgreiche Organist Peter Schleicher aus Stuttgart improvisiert zum Klassiker "Der General“ (USA 1926) von Buster Keaton – eine rasante Filmkomödie um den Lokführer Johnnie, der am Ende nicht nur die ersehnte Uniform, sondern auch seine Braut bekommt (3.8.).

Festival für die ganze Familie

Ein besonderes Augenmerk hat das Festival 2018 auf zwei Veranstaltungen für die ganze Familie gelegt: Am Sonntag, 15. Juli, lädt die Kinderkantorei GioCoro Ditzingen unter der Leitung von Sabine Segmiller und Andreas Gräsle zum Singspiel "Der Ohrwurm und die verschwundenen Töne“ in die Theaterwerkstatt Schwäbisch Gmünd ein. Zum Festivalthema findet außerdem ein Familienkonzert im Garten des Weleda-Erlebniszentrums (Wetzgau) statt. Dieser ist ab 18 Uhr geöffnet und kann mit allen Sinnen entdeckt werden, bevor das liebenswerte Kapelsky-Trio mit Sängerin Tamara um 19 Uhr für ca. 75 Minuten in glühender Sinnlichkeit der Freude und Melancholie des "Ostperanto-Folk-Jazz“ nachjagt. Während der launig moderierten Performance darf nach Herzenslust gepicknickt, getanzt und geklatscht werden. Neben dem Besucherzentrum der Weleda bieten die Ostalb-Miniköche kleine Snacks an. Nicht nur für Kinder ein Riesenspaß voller Überraschungen und mit viel gutem Humor (26.7.).

Begleitveranstaltungen

Wertvolle Kooperationspartner ergänzen das Festivalprogramm mit Begleitveranstaltungen zum Thema "Mit allen Sinnen“. Die Gmünder VHS veranstaltet am Dienstag, 5. Juni, ein Philosophisches Café mit Dr. Peter Vollbrecht, und am Samstag, 7. Juli, findet ein Stadtrundgang zum Festival mit Susanne Lutz statt: "Gmünd mit allen Sinnen erleben“ (Anmeldeschluss: 30. Juni). Die Ausstellung "5 Sinne“ vom 12. Juli bis 26. August zeigt im "Labor im Chor“ im Kulturzentrum Prediger zeitgenössisches Kunsthandwerk, mit verlängerten Öffnungszeiten während der Festivaltage. Spannende Erkenntnisse "Über das Hören“ bietet außerdem das Musikforum mit Detlef Dörner in Kooperation mit der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der Eintritt ist frei (28.7.). Künstlergespräche zu den Abendveranstaltungen ergänzen das umfangreiche Begleitprogramm. Darüber hinaus wird die Festivalatmosphäre maßgeblich durch kleine Aufmerksamkeiten und Aktionen des Festival-Freundeskreises geprägt.