Die UNESCO hat am 9. Oktober frühe Schriften der Reformationsbewegung und Johann Sebastian Bachs Autograph der h-Moll-Messe in das Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen. Auch drei Dokumente, die gemeinsam mit deutschen Institutionen nominiert wurden, sind jetzt eingeschrieben: der Goldene Brief des birmanischen Königs Alaungphaya an den britischen König George II., digitale Sammlungen zur Sprachenvielfalt weltweit sowie persische und arabische Handschriften des Buches "Al-Masaalik Wa Al-Mamaalik". Insgesamt hat die UNESCO 47 Dokumente neu in das Weltregister aufgenommen, darunter theologische Schriften Isaac Newtons, koreanische Holzdruckblöcke aus der Zeit von Konfuzius und das älteste Buch Europas "Derveni Papyrus". Damit folgte Generaldirektorin Irina Bokova der Empfehlung des Internationalen Komitees "Memory of the World", das vom 4. bis 6. Oktober in Abu Dhabi tagte.
"Ich freue mich sehr, dass die deutschen Nominierungen die UNESCO und ihr internationales Komitee zum Memory of the World Programm überzeugt haben. Deutschland verzeichnet jetzt 22 Eintragungen im UNESCO-Weltdokumentenregister. Meine Glückwünsche gehen an die nominierenden Bibliotheken und Archive. Der Öffentlichkeit die Vielfalt des dokumentarischen Erbes zu zeigen und die Dokumente als Zeugnisse der Menschheitsgeschichte für kommende Generationen zu sichern, ist Ehre und Verantwortung", sagt Prof. Dr. Joachim-Felix Leonhard, der als Vorsitzender des deutschen Nominierungskomitees für das UNESCO-Programm "Memory of the World" als Beobachter an der Sitzung in Abu Dhabi teilnahm.
Neue Dokumente aus Deutschland im Weltregister
Manuskripte, Briefe und Originaldrucke von Martin Luthers Schriften zählen jetzt zum Dokumentenerbe der Welt. Die frühen Schriften der Reformationsbewegung, darunter ein Handexemplar Luthers der Hebräischen Bibelausgabe und ein Plakatdruck der 95 Ablassthesen, sind Zeugnisse der Reformationsbewegung, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert in Wittenberg hatte. Sie entfaltete innerhalb kurzer Zeit eine kritische Überzeugungskraft: Ein zunächst religiös-kirchlicher Impuls entwickelte sich zu einer gesellschaftlichen Erneuerungsbewegung mit grenzüberschreitendem Charakter. Das Nominierungsdossier wurde vom Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz in Kooperation mit Lutherforschern aus der ganzen Welt erarbeitet.
Auch das Manuskript der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach zählt jetzt zum Gedächtnis der Menschheit. Bach verfasste es kurz vor seinem Tod in den Jahren 1748 und 1749. Die auf 99 Seiten niedergeschrieben Messe in h-Moll steht in einzigartiger Weise für das gesamte kompositorische Werk Bachs. Sie ist ein Meilenstein der Musikgeschichte in Bezug auf Satztechnik, Wort-Ton-Verhältnis sowie auf ihre ästhetisch und theologisch durchdachte musikalische Gesamtform. Die h-Moll-Messe steht somit in nuce für die Kompositionskunst Bachs. Als eines seiner bekanntesten Werke hat es auch 250 Jahre nach seiner Entstehung weiterhin Einfluss. Das Nominierungsdossier wurde von der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz erstellt.
Der von der UNESCO in das Weltregister aufgenommene rubin-besetzte Goldene Brief des birmanischen Königs Alaungphaya an den britischen König George II. ist Zeugnis der frühkolonialen Geschichte Asiens. Am 7. Mai 1756 schrieb der birmanische König Alaungphaya, der zu den bedeutendsten Potentaten seiner Region gehört, diesen Brief an König Georg II., in dem er ihm einen Vorschlag zur Gründung einer Handelskolonie in seinem Machtbereich unterbreitete. Der Brief aus purem Gold ist das einzige erhaltene Schreiben dieser Art aus Birma. Er wird in der niedersächsischen Landesbibliothek in Hannover verwahrt. Die Nominierung ist eine Gemeinschaftseinreichung der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, des Kulturministeriums Myanmars und der Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs.
Auch 64 digitale Sammlungen zur sprachlichen Vielfalt mit audio-visuellen und schriftlichen Quellen zu 102 Sprachen und Kulturen hat die UNESCO in das "Memory of the World" Register aufgenommen. Die Sammlungen stellen einen Meilenstein der internationalen Sprachdokumentation und -wissenschaft dar. Dokumentationen, insbesondere von als gefährdet eingestuften Sprachen, beispielsweise in Form von Darstellungen von Mythen und Legenden, mündlich überliefertem Wissen oder persönlichen Erzählungen sind Teil der Sammlungen. Das Dossier wurde von dem Sprachforschungsarchiv (The Language Archive) des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik in den Niederlanden erstellt. Das Archiv wird von der Max-Planck-Gesellschaft, der Königlichen Akademie der Wissenschaften Niederlande und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften finanziert. Ergebnisse des von der Volkswagen Stiftung geförderten Forschungsprojekts zu bedrohten Sprachen sind Teil des Dossiers.
Auch das Buch "Al-Masaalik Wa Al-Mamaalik" aus dem vierten Jahrhundert zählt jetzt zum Dokumentenerbe der Menschheit. Abu Ishaq Ebrahim b. Mohammad Farsi Istakhri beschreibt in dem Buch akkurat die damaligen sozio-ökomischen, kulturellen und politischen Verhältnisse in islamischen Ländern – von Indien bis nach Afrika. Die älteste persische Abschrift befindet sich in der Iranischen Nationalbibliothek Teheran, die älteste arabische Handschrift des Buches in der Forschungsbibliothek Gotha. Die Nominierung wurde seitens des iranischen Nationalkomitees eingereicht und mit Beteiligung der Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt erarbeitet.
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Quelle
http://www.unesco.de