Was am Anfang als eine Plattform für eine Region gedacht war, hat sich mittlerweile zu der Kulisse für ambitionierte junge Musiker aus ganz Europa entwickelt. Das in Salzwedel ansässige Projekt "local heroes“ hat in den vergangenen 25 Jahren nicht nur Ost und West einander näher gebracht, sondern vor allem ein weitreichendes Netzwerk zwischen dem musikalischen Nachwuchs und den Profis der Szene geknüpft. Die ersten Vorausscheide des Bandwettbewerbs fanden 1991 im Hanseat in Salzwedel, im Café Grenzbereich in Platenlaase und in der Musikgalerie in Uelzen statt.
Gemein ist dem Projekt damals wie heute: Für viele bot sich mit dem "Wettbewerb für Amateurmusiker“ erstmals eine Gelegenheit, sich live vor einem Publikum und einer Fachjury zu präsentieren. Lediglich von einem bundesweiten, sogar europäischen, Contest, wie er heute gelebt wird, waren die Verantwortlichen Lichtjahre entfernt. Dennoch wurden schon im zweiten Wettbewerbsjahr Anfragen von Musikinitiativen aus umliegenden Landkreisen laut, ob sie teilnehmen dürften. "Geplant war es nicht, aber wir freuten uns, dass unser Projekt auf Interesse stieß“, erinnert sich der langjährige "local heroes“-Leiter Dieter Herker. "Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kamen jährlich neue Initiativen und Vereine hinzu. 2001 nahmen bereits Initiativen und Vereine aus fünf Bundesländern teil.“
Seit 2004 werden Vorausscheide in ganz Niedersachsen ausgetragen. Im ersten Jahr gewannen Limbotoric aus Göttingen das Landesfinale und qualifizierten sich damit für das Bundesfinale. Ihnen folgten Tiefenrausch aus Hannover (2005) und Applegreen aus Braunschweig (2006).
"Beim Bundesfinale waren wir bei den Organisatoren schon bekannt, als die Band die ihre Songs minutenlang in die Länge zelebriert. Die technische Leitung hat vor dem Gig mit den Worten ‚Wenn ihr eine Sekunde länger als zwanzig Minuten spielt, dreh ich euch den Saft ab‘ sehr deutlich gemacht, wie der Hase zu laufen hat. Wir haben auf die Sekunde genau unser Konzert beendet und waren die Einzigen, die nicht überzogen haben“ erinnert sich David Bergert von der Band Odeville aus Stade, die 2007 Gewinner von "local heroes Niedersachsen“ waren und auch das Bundesfinale für sich entschieden. "Der Culturkreis Hemmoor hat schon in der ersten Vorrunde an uns geglaubt und war sich ziemlich sicher, dass wir den Titel nach Niedersachsen holen. Sie haben uns von Anfang an gefördert und uns auch in stillen Jahren begleitet. Das haben wir gelernt: Ohne eine frisches lebendiges Netzwerk zwischen Band und Fans, Band und Bands sowie Band und Veranstalter wird man ewig ein Musiker in irgendeinem Keller bleiben, der von der großen Bühne träumt.“
Nach Odeville hießen die niedersächsischen Landessieger 2008 High Pressure System (Hameln) und 2009 begeisterten Frames (Hannover) mit sphärischer Instrumentalmusik. Die musikalische Vielfalt ist bei "local heroes“ seit jeher groß.
"Als alle Bands sich beim Landesfinale vorstellen sollten, hat unser damaliger Sänger gesagt: ‚Wir sind Matthew Graye und machen Popmusik‘. Daraufhin guckten uns alle entsetzt an, als ob das was Schlimmes sei“, erzählt Simon Nowitzki von der Hildesheimer Band, die 2010 als Sieger aus dem Landesfinale hervorging. "Ein bisschen Rock, Punk und Ska war und ist dabei, aber letztlich ist es Pop. ‚local heroes‘ hat uns viele Erfahrungen und Kontakte gebracht. Zum Beispiel haben wir dadurch unser Plattenlabel kennengelernt. Und wir konnten mit vielen Menschen aus der regionalen Musikszene Kontakte knüpfen, die bis heute anhalten.“
Im Jahr 2011 gewannen Luftpost aus Stade "local heroes Niedersachsen“ und 2012 Flooot aus Göttingen, die damals noch unter dem Namen What The Funk angetreten waren.
2013 ging der Titel an Enemy Jack aus Wolfsburg. "Der ‚local heroes‘-Bandcontest war für uns eine wunderbare Erfahrung. Wir konnten erstmals auf professionellen Bühnen spielen und hatten bei allen Konzerten in diesem Rahmen eine tolle Zeit und lernten viel dazu. Das Bundesfinale setzte dem Ganzen noch einmal die Spitze auf. Es war damals wirklich super auf dieser riesigen Bühne zu stehen und unser Bundesland musikalisch zu vertreten“, blickt Domenik Pasemann zurück. "Die Professionalität des Ganzen und das positive Feedback der Leute, die wir während dieser Zeit kennen lernen durften, ermutigten uns immer weiter zu machen.“
Nach Phaenotypen aus Worpswede 2014 sind die aktuellen "local heores Niedersachsen“ Kyles Tolone aus Göttingen. Die noch frischen Erinnerungen beschreibt Johann Giertz: "Das Beste war es, die anderen Bands kennenzulernen. Besonders sind uns About Béliveau und Another Girl Called Josephine im Kopf geblieben. Da man beim Contest oft den ganzen Tag vor Ort ist und relativ viel Leerlauf hat, war es sehr witzig die anderen Bands in der gleichen Situation zu erleben. Dabei vergisst man auch etwas die Aufregung, die man die ganze Zeit mit sich herumschleppt. Diese Kontakte und Erinnerungen kann uns keiner mehr nehmen.“ Kyles Tolone, Phaenotypen und Enemy Jack gewannen im Bundesfinale den Publikumspreis – ein Hattrick für Niedersachsen in dieser Kategorie.
"local heroes“ feiert den 25. Geburtstag mit mehreren Aktionen: Am 5. August reichen sich Musiker der ersten Stunde in Platenlaase die Hände für ein Stelldichein. Unter ihnen auch die erste Siegerband überhaupt: Jesse James & The Perfumed People – in Originalbesetzung. Im September wird im Landtag von Sachsen-Anhalt eine "local heroes“-Ausstellung eröffnet. Danach gehen die Bilder, Videos und Exponate auf Wanderschaft. Am 5. November finden sich die besten Newcomer Deutschlands zum großen Abschluss im Kulturhaus in Salzwedel ein und spielen um die Titel "Beste Newcomer 2016“ sowie "Beste/r Sänger/in“ und "Beste/r Instrumentalist/in“.