Nach der Übernahme der Musikhandschriften aus der St. Michaelskirche im Jahre 2006 gelangte vor Kurzem eine weitere bedeutende Münchner Sammlung von Sakralmusik in die Bayerische Staatsbibliothek. Es handelt sich um über 900 Musikhandschriften der Theatinerkirche St. Kajetan. Diese musikhistorisch wichtigen Quellen wurden vornehmlich von Vertretern der kirchenmusikalischen Restaurationsbewegung des 19. Jahrhunderts angefertigt oder gesammelt. Sie enthalten polyphone geistliche Vokalmusik des 15. bis 18. Jahrhunderts. Die Handschriften selbst stammen überwiegend aus dem 19., ein kleinerer Anteil aus dem 18. Jahrhundert.
Die Sammlung besteht aus mehreren Teilsammlungen. So befanden sich vor dem 2. Weltkrieg in der Theatinerkirche Teile der Musiksammlung des Stiftspropstes Michael Hauber (1778-1843) sowie ein Rest des schon ursprünglich zur Theatinerkirche gehörenden Bestands. Der weitaus wichtigste Teil, Bestände aus der Allerheiligen-Hofkirche, war vor deren totalen Zerstörung 1944 nach St. Kajetan gebracht worden. Es ist ein besonderer Glücksfall, dass durch diese Auslagerung Teile des kirchenmusikalischen Repertoires der Münchner Hofmusik erhalten geblieben sind.
Die Handschriften der Theatinerkirche stehen in vielfältigem Bezug zum Bestand der Bayerischen Staatsbibliothek. So wollte Michael Hauber 1834 ursprünglich seine gesamte Musikaliensammlung der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek verkaufen, die aber damals nur einen Teil erwarb. Diejenigen Handschriften, die Hauber daraufhin St. Kajetan geschenkt hatte, gelangen nun fast 200 Jahre später doch noch in die Staatsbibliothek. Aus der sogenannten "Collectio musicalis Maximilianea“, einer im Auftrag des bayerischen Kronprinzen Maximilian 1833 erstellten Sammlung italienischer Musikhandschriften, die sich ebenfalls im Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek befindet, wurden schon seit 1835 zahlreiche Werke für den Gebrauch der Hofkapelle kopiert. Viele dieser Abschriften haben sich in St. Kajetan erhalten.
Der Bestand ist vorbildlich in einem gedruckten Katalogband aus der Reihe "Kataloge Bayerischer Musiksammlungen“, herausgegeben von der Generaldirektion der bayerischen staatlichen Bibliotheken, Bd. 4 (Henle-Verlag, 1979), erschlossen. Der Bearbeiter des Kataloges, Prof. Dr. Siegfried Gmeinwieser (Universität Regensburg), betreute die Sammlung seit 1965 bis zur Übernahme.
Für eine zukunftssichere Aufbewahrung der Handschriften, für die Integration in den Bestand der Musikabteilung sowie für eine sichere Benutzbarkeit sind vielfältige Arbeitsgänge erforderlich. Die Finanzierung dieser Arbeiten ist dank einer großzügigen Unterstützung durch die "Förderer und Freunde der Bayerischen Staatsbibliothek e.V." bereits sichergestellt.
"Wir sind sehr froh darüber, dass diese hochkarätige Sammlung nun den Bestand der Musikabteilung bereichert. Unsere weit über 300 Musiknachlässe und Sammlungen bieten ein umfassendes Panorama der Münchner und bayerischen Musikgeschichte. Mit den Musikalien der Theatinerkirche St. Kajetan erhält diese Sammlung einen weiteren Glanzpunkt“, so Reiner Nägele, Leiter der Musikabteilung, zur Übernahme des Musikalienarchivs.
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Quelle
http://www.bsb-muenchen.de