Das Ben-Haim-Forschungszentrum der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) erhält durch eine Kooperation mit der National Library of Israel in Jerusalem einen digitalisierten Teilnachlass Paul Ben-Haims. Der Nachlass enthält vor allem Notenmanuskripte, Konzertprogramme und persönliche Aufzeichnungen und wird in den kommenden Monaten um Briefe und Fotografien ergänzt.
Der Teilnachlass erweitert die bereits bestehende Sammlung »Unerhörte Musik«, die am Ben-Haim-Forschungszentrum beheimatet ist und laufend erweitert wird. Dieses Quellenkonvolut zur gleichnamigen Ausstellung, das in den kommenden Wochen für die Benutzung erschlossen wird, enthält biographische Rechercheunterlagen zu mehr als 100 ehemaligen Studierenden der Hochschule für Musik und Theater München sowie von Münchner Künstlerinnen und Künstlern, die zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden.
Beide Bestände sind nach vorheriger Anmeldung (musikwissenschaft@hmtm.de) einsehbar.
Das Ben-Haim-Forschungszentrum ist eine gemeinsame Initiative der Hochschule für Musik und Theater München und der Landeshauptstadt München und wurde im März 2020 gegründet. Das Zentrum unter der Leitung von Musikwissenschaftler Dr. Tobias Reichard untersucht die Geschichte und die Musik verfolgter Komponistinnen und Komponisten sowie die jüdische Musikkultur in ihrer ganzen Vielfalt vor, während und nach der Zeit des Nationalsozialismus mit Schwerpunkt im süddeutschen Raum. Die Forschungsarbeit des Zentrums wird durch eine intensive Lehr-, Vortrags- und Publikationstätigkeit sowie durch Konzertveranstaltungen der Wissenschaft und der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ziel des Zentrums ist es dabei, die Geschichte jüdischer sowie NS-verfolgter Künstlerinnen und Künstler aufzuarbeiten und so eine lebendige Erinnerungskultur in München und Bayern zu fördern.
Namensgeber des Zentrums ist Paul Ben-Haim, der 1897 als Paul Frankenburger geboren wurde und nach seiner Ausbildung an der Münchner Musikhochschule als Dirigent, Pianist und Komponist in München und Augsburg wirkte. Aufgrund massiver antisemitischer Anfeindungen emigrierte er 1933 nach Palästina, wo er seinen Nachnamen in Ben-Haim (»Sohn Heinrichs«) änderte. Dort wurde er zu einer der einflussreichsten Personen für das Musikleben Palästinas und die Entwicklung eines israelischen Nationalstils. Aus seiner rund 70-jährigen künstlerischen Tätigkeit gingen über 250 Kompositionen für nahezu alle Gattungen hervor, die trotz großer Aufführungserfolge bei Publikum und Interpreten heute selten zu hören sind.