Gestiegene Auslastung, höhere Besucherzahlen, mehr Veranstaltungen – die Dresdner Philharmonie blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2019. Insbesondere im Bildungsbereich zeigen die Zahlen, dass eine stark gestiegene Zahl an Angeboten auch auf eine entsprechende Nachfrage trifft.
Frauke Roth, Intendantin der Dresdner Philharmonie: "Der neue Konzertsaal im Kulturpalast und die Dresdner Philharmonie sind für mich nach wie vor wie ein kleines Wunder. 92,5 Prozent Auslastung in den Veranstaltungen des Orchesters und mehr als 210.000 Besucher sind dafür ein beeindruckendes Zeugnis (insgesamt waren über 313.000 Gäste in den Veranstaltungen im Konzertsaal). Das zeigt, dass das Dresdner Publikum unser Haus schätzt und mit unseren Musikern sehr verbunden ist. Ganz zentral und wichtig ist für die Philharmoniker und mich persönlich Förderung und musikalische Bildung junger Menschen. In diesem Bereich hatten wir 2015 siebzehn Veranstaltungen, jetzt sind es 78! Hier gilt mein Dank sowohl dem Orchester und den Künstlern als auch allen meinen Mitarbeitern. Und ich freue mich über die vielen Abonnenten, die sich für ein festes Abo entschieden haben. Das zeugt von der Akzeptanz unseres Angebots ebenso wie von der hohen Qualität unserer Konzerte.“
Die Auslastung der Veranstaltungen der Dresdner Philharmonie ist im Jahr 2019 um 2,5 Prozent auf 92,5 Prozent gewachsen. Es kamen 210.182 Besucher, das waren 20.000 mehr als im Vorjahr. Insgesamt wurden von der Dresdner Philharmonie 234 Veranstaltungen angeboten (2018: 196), davon allein 78 im Educationbereich.
Die Zahl der Abonnenten ist konstant hoch, dabei ist ein wachsendes Interesse an Festplatz-Abonnements festzustellen (die meist altersbedingten Kündigungen wurden von neuen Abos kompensiert, insgesamt gibt es mehr Festplatzabonnenten als im Jahr zuvor (2018: 5.907, 2019: 5.991). Die Zahl der Wahlabonnenten hat sich dagegen um 267 auf 2.886 verringert.
Die Anzahl von Fremdveranstaltungen im Konzertsaal ist von 98 auf 105 gestiegen, sie hatten 112.198 Besucher. Insgesamt betrug die Besucherzahl im Konzertsaal 313.458 (2018: 305.601).
Geschichte der Dresdner Philharmonie online
Programmhefte: slubdd.de/philharmonie
Suchen: performance.slub-dresden.de
Tonaufnahmen: mediathek.slub-dresden.de
Ab sofort sind sämtliche Programmzettel und -hefte der Dresdner Philharmonie ab 1870 kostenfrei online verfügbar. Darüber hinaus wurden alle Konzerte des Orchesters seit seiner Gründung in einer sogenannten Konzertereignisdatenbank erfasst. Damit ist es möglich, online auch nach selbstgewählten Begriffen zu suchen. So ist es ab sofort z. B. kein Problem mehr, herauszufinden, wie oft Kurt Masur Beethoven dirigiert hat, welche Pianisten im Jahr 1921 zu Gast bei der Dresdner Philharmonie waren oder wann Herbert Kegel sein letztes Konzert gab.
Seit 2015 arbeitet die Dresdner Philharmonie eng mit dem Archiv der Landeshauptstadt und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zusammen, um ihre Archivbestände zu erfassen und anteilig zu digitalisieren. Hierfür bietet das von der SLUB koordinierte Landesdigitalisierungsprogramm für Wissenschaft und Kultur des Freistaates Sachsen optimale Rahmenbedigungen. 6.400 Konzertporgramme sind nun unter www.slubdd.de/philharmonie einsehbar. Detailliertere Suchen zu den in den letzten 150 Jahren veranstalteten Konzerten sind unter https://performance.slub-dresden.de möglich. Dafür wurden 8.200 Konzertereignisse erfasst, in Kürze kommen noch einmal ca. 4.300 dazu.
Dr. Barbara Wiermann, Leiterin der Musikabteilung der SLUB: "Die Konzertprogramme der Dresdner Philharmonie sind wichtige Dokumente, um das Wirken, die Strahlkraft, aber auch die gesellschaftliche Verortung des Orchesters zu verstehen. Wann, für wen und wo hat es gespielt, wo war es in der Welt unterwegs? Ich kann nur jeden einladen, in der Datenbank zu stöbern, sie hält viele Überraschungen bereit. Wissenschaftlern bietet sie herausragende Möglichkeiten, sich mit Fragen der Repertoireentwicklung, Geschmacksbildung und Kanonisierung im bürgerlichen Konzertwesen auseinanderzusetzen.“
Vor dem Digitalisieren liegt immer das Ordnen und Erfassen: Die zentrale Erschließung und konservatorische Bearbeitung der Bestände der Dresdner Philharmonie leistet das Stadtarchiv Dresden. Aktuell wird an der Zusammenführung des Alt- und Neubestandes von 1870 bis 2018 gearbeitet (zum Neubestand gehören die Materialien, die lange in den Räumen der Dresdner Philharmonie gelagert waren). Den Nutzern kommt die zentrale Archivierung u. a. deshalb zugute, weil im Stadtarchiv auch die Bestände anderer kommunaler Kulturinstitute wie des Dresdner Kreuzchores und der Dresdner Musikfestspiele verfügbar sind.
Prof. Thomas Kübler, Direktor des Stadtarchivs Dresden: "Die Bestände der Dresdner Philharmonie gehören zu den größten Sammlungen von Dresdner Kultureinrichtungen in unserem Archiv: Wir beherbergen 29,8 laufende Meter im Historischen Archiv und 56 laufende Meter im Zwischenarchiv, das sind insgesamt 85 laufende Meter oder anders gesagt 1,5 Millionen Dokumente! Das Stadtarchiv gewährleistet damit die konservatorisch optimale Lagerung und bestmögliche Nutzung der Philharmonie-Materialien. Zu den zentralen Aufgaben unseres Archivs gehört seit Jahren die dauerhafte Archivierung von Digitalisaten; derzeit entsteht bei uns das modernste und größte digitale Stadtarchiv Deutschlands.“
Sowohl für die zum Jubiläum entstehenden Publikationen als auch für das Digitalisierungsprojekt und die geplanten Ausstellungen ist die Aufarbeitung des Orchesterarchivs eine wichtige Voraussetzung. Im Auftrag der Dresdner Philharmonie leisteten die Musikwissenschaftlerinnen Frau Dr. Katrin Bemmann und Frau Sylvie Reinelt in Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Stadtarchivs eine hervorragende Arbeit bei der Erfassung und Erschließung der umfangreichen Bestände.
Tonaufnahmen der Dresdner Philharmonie online
Die Geschichte eines Orchesters ist in erster Linie ihre Klang- und Interpretationsgeschichte! Mit Unterstützung der SLUB ist es gelungen, 138 Schellackplatten und 44 weitere Tonträger zu digitalisieren und zum Nachhören – ebenfalls kostenfrei – zur Verfügung zu stellen (mediathek.slub-dresden.de). Die meisten Schellackplatten enthalten Aufnahmen unter Leitung von Paul van Kempen aus den 1940er Jahren. Sie wurden von der Deutschen Gramophone aufgenommen und dokumentieren die enorme Qualität des Orchesters in jener Zeit. Die Platten stammen aus der Sammlung von Daniel Thiele, Cellist der Dresdner Philharmonie, und aus den Beständen der SLUB.
Darüber hinaus wurden spätere Aufnahmen digitalisiert. So ist es nun z. B. möglich, Aufnahmen des Orchesters mit Beethovens Neunter Sinfonie von der legendären Chinatournee 1959 unter Leitung von Heinz Bongartz nachzuhören.
Die Dresdner Philharmonie feiert ihr 150-jähriges Jubiläum
Der 29. November 1870 gilt als Gründungsdatum der Dresdner Philharmonie. An diesem Tag wurde im Dresdner Gewerbehaus ein Konzertsaal eröffnet, der zur ersten Spielstätte des damals so genannten "Gewerbehausorchesters“ wurde. Schnell wurde das von Dresdner Bürgern gegründete Orchester zu einer festen Institution der Landeshauptstadt und hat Dresden als Musikstadt wesentlich mitgeprägt.
Ihr Jubiläum feiert die Dersdner Philharmonie mit zahlreichen Konzerten, mit Workshops, Vorträgen, Ausstellungen und Publikationen.
Symposium "Die Zukunft des Hörens“
Konzert oder Livestream? Hören und Sprachentwicklung – welche neuen Ansätze gibt es in der Musikvermittlung? Hält Musikhören gesund? Ist der Podcast auch ein Medium für die Dresdner Philharmonie?
Diesen und anderen Fragen widmen sich Experten in Vorträgen und im Dialog mit dem Publikum am 22. Februar 2020. Am Tag darauf ist es möglich, das Erlebte auszuprobieren: In "Zweimal hören – neu gehört“ hat das Publikum die Möglichkeit, direkt auf der Bühne zu sitzen und Kammermusikformationen der Dresdner Philharmonie zu erleben. Sie spielen Werke zweimal – es moderieren die Referenten vom Vortag.
Vorträge
Weitere Vorträge widmen sich Aspekten der Geschichte der Dresdner Philharmonie. Dr. Albrecht Dümling beleuchtet in seinem für die Jubiläumspublikation entstandenen Beitrag "Auch die Musik verlor ihre Unschuld" die Geschichte der Dresdner Philharmonie zwischen 1933 und 1945 (6. Mai 2020) und Prof. Dr. Matthias Tischer widmet sich unter dem Titel "Musikland DDR - Utopie und Wirklichkeit" der Geschichte der Dresdner Philharmonie zwischen 1945 und 1990.
Ausstellungen
Im Kulturpalast
Ab Februar bis Ende 2020 widmet sich eine Ausstellung im Foyer des 1. OG des Kulturpalasts einzelnen Aspekten der Orchestergeschichte. Die Ausstellung ist zu Öffenungszeiten des Hauses und im Rahmen von Veranstaltungen kostenfrei zu besichtigen.
Im Stadtmuseum Dresden
Vom 14. März bis 5. Juli 2020 präsentiert das Stadtmuseum Fotografien von namhaften Dirigenten und Gastkünstlern der Dresdner Philharmonie. Sie stammen vom Dresdner Fotograf Frank Höhler, weitere Informationen: http://www.stadtmuseum-dresden.de/vorschau
Publikationen
Das Buch zum Jubiläum
Chronik, Lexikon und wissenschaftliche Essays in einem - Im Herbst 2020 erscheint das Buch zum Jubiläum und widmet sich insbesondere diesen Themen:
• Wie hört das Publikum?
• Programme 1870-1933
• Orchester in der NS-Zeit
• Philharmonie in der DDR
Dresdner Hefte 3/2020
Ebenfalls im Herbst 2020 erscheint eine Ausgabe der Dresdner Hefte zum 150-jährigen Jubiläum; es widmet sich insbesondere den Wechselwirkungen von Stadt- und Orchestrgeschichte, beleuchtet aber auch z.B. die verschiedenen Aufführungsstätten der Dresdner Philharmonie, die Rolle des Dresdner Bürgertums als Förderer und Publikum u.v.m.
Konzerte zum Jubiläum
Den Schwerpunkt der Feierlichkeiten bilden musikalische Höhepunkte. Sie reichen vom Dresdner Gedenktag über Beethovens "Fidelio“, das Festival "Herztöne“ zur Saisoneröffnung und einen Thementag zum 3. Oktober bis hin zur Festwoche Ende November mit Kernrepertoire der Dersdner Philharmonie und einer Uraufführung von Salvatore Sciarrino unter der Leitung von Chefdirigent Marek Janowski.