In neun Veranstaltungen, darunter Gesprächsformate, inszenierte Konzerte, Uraufführungen und eine Ausstellung über die Geschichte des Forum neuer Musik, begrüßten die Veranstalter der renommierten Konzertreihe am 5. und 6. April 2019 insgesamt 850 Besucher. Im Foyer und im Kammermusiksaal des Deutschlandfunk wurde das Forum erneut zum Meet & Greet von Fachleuten, Künstlerinnen und Künstlern, Medienvertretern und interessiertem Publikum.
Mit dem diesjährigen Motto "Postmigrantische Visionen“ hatte man wieder ein brisantes Thema in den Blick genommen, das in Podiumsgesprächen und Lectures kontrovers diskutiert wurde. In der Deutschlandfunk "Streitkultur“, nachzuhören unter deutschlandfunk.de, traten die SPD Politikerin Lale Akgün und die Migrationsforscherin Dr. Naika Foroutan an, um zu hinterfragen, ob Integration "ein Thema von gestern“ ist. Dr. Mark Terkessidis hielt in einem Vortrag erhellende Thesen zur künftigen "Vielheitsgesellschaft“ bereit, vier Musikschaffende ließen das Publikum in einem Podiumsgespräch an ihren ganz persönlichen und sehr bewegenden Migrationsgeschichten teilhaben. Frank Kämpfer, künstlerischer Leiter des Forum, skizzierte in einem Festvortrag, nachzuhören unter deutschlandfunk.de, die Geschichte des Festivals und ging dabei vor allem auf deren Entwicklung zu einer immer stärker politisch orientierten Veranstaltung ein.
Seit 20 Jahren steht das Forum neuer Musik für ein buntes Europa neuer Musiken, für Programmgestaltung frei von Dogmen und Autoritäten sowie für die Förderung von komponierenden Frauen in der ganzen Welt. In den zwei Jahrzehnten seines Bestehens wurden insgesamt 475 Werke auf die Bühne gebracht, darunter 125 von Komponistinnen. Von den 100 Auftragskompositionen wurden 42 an Frauen vergeben - damit hat das Forum neuer Musik schon sehr früh zu einer sich stets entwickelnden Genderpolitik Stellung bezogen.
Auch in diesem Jahr gingen die beiden Kompositionsaufträge des Deutschlandfunk und der Stadt Köln an Komponistinnen. So kamen Farzia Fallahs Stück "Unter Bewunderung der Farben“ (Sendetermin: 28. April um 22.05 Uhr) und Ying Wangs W.ALL (Sendetermin. 30. Juni um 21.05 Uhr) zur Uraufführung. Die Stücke fügten sich in ein beeindruckendes Kaleidoskop "migrantischer“ Kompositionen ein, unter denen weitere Uraufführungen mit Werken von Samir Odeh-Tamimi, Christoph Stöver, Lisa Streich, Annesley Black und Oxana Omelchuk Platz fanden. Tradition beim Festival hat das mittägliche Orgelkonzert in der Kunststation St. Peter in der Kölner Innenstadt, in dem diesmal Werke von Younghi Pagh-Paan und Isang Yun im Mittelpunkt standen.
In den 20 Jahren seines Bestehens hat sich das Forum neuer Musik von einem reinen Konzertwochenende zu einer diskursiven Veranstaltungsform entwickelt, bei der gesellschaftlich relevante und künstlerische Beiträge sich wechselseitig aufeinander beziehen. Maßstäbe setzend spiegelt das Forum die entfaltete Pluralität im zeitgenössischen Komponieren von heute und fördert dabei in besonderer Weise die jeweils junge Generation. In diesem Jahr ist das auf besonders überzeugende Weise gelungen.
Das Forum neuer Musik 2019 wurde vom Deutschlandfunk veranstaltet und von der Kunststiftung NRW gefördert. Die Stadt Köln und die Ernst von Siemens Musikstiftung haben mehrere Kompositionsaufträge gefördert. Alle Informationen zum Forum neuer Musik 2019, Rückschau-Videos und Programmdetails sind nachzulesen- und zu hören unter https://www.deutschlandfunk.de/forum-neuermusik-2019.3866.de.html