Nach drei spannenden Festivaltagen und 28 Uraufführungen in sieben Konzerten endeten am Sonntagabend (21.10.) die Donaueschinger Musiktage 2012. Mit rund 10.000 Besuchern aus 19 Nationen, darunter aus den USA und Japan, haben die Donaueschinger Musiktage erneut ihren internationalen Rang unter Beweis gestellt. Auf dem Programm standen zwei Orchesterkonzerte mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, vier Ensemblekonzerte, die „SWR2 NowJazz Session“ sowie Klanginstallationen. Mit dem „Ensemble Nikel“, dem Ensemble „asamisimasa“ und dem „Nadar Ensemble“ hat ein neuer Typ von Ensemblepersönlichkeit Donaueschingen erobert. In vier Konzerten lösten diese drei jungen Ensembles für Neue Musik aus Israel, Norwegen und Belgien sowie das renommierte Stuttgarter Ensemble „ascolta“ Begeisterung beim Publikum aus. Im Vordergrund standen in diesem Jahr neue Werke für elektronisches Setup in unterschiedlichen Konstellationen mit akustischen Instrumenten. Komponisten und Ensembles haben dabei die Grenzen ausgelotet zwischen Mensch und Maschine und Antworten auf die Frage gesucht, wie Mediales und Ästhetisches sich neu vermischen. Festivalleiter Armin Köhler: „Die Donaueschinger Musiktage haben sich in diesem Jahr besonders stark gesellschaftlichen Phänomenen zugewandt.“ Themen waren u. a. die Revolutionen im Mittleren Osten und die so genannte „Playstation“-Generation.
Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg hat das Eröffnungskonzert unter der Leitung von Rupert Huber bestritten sowie das Abschlusskonzert am Sonntagabend. Am Pult des mit großem Beifall bedachten Abschlusskonzerts mit Uraufführungen von Bernhard Gander, Aureliano Cattaneo und Franck Bedrossian stand Chefdirigent François-Xavier Roth. Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg hat zum Abschluss der Musiktage den Kompositionspreis 2012 für das nach Auffassung der Musiker „bemerkenswerteste Orchesterwerk des Festivals“ verliehen. Er geht an das Werk „itself“ von Franck Bedrossian. Die Entscheidung sei auch eine Entscheidung für eine bestimmte Stärke, die das Orchester in dieser Komposition gefunden habe, so die Jury: „Es ist der Mut zu Klängen, die begeistern können, von denen aber nicht von Anfang an klar ist, ob sie tatsächlich möglich sind. Manches ist an der oder sogar jenseits der Grenze des Machbaren. Aber gepaart mit einer großen Energie, die ihr eigen ist, wächst die Musik von Mal zu Mal und damit wachsen auch wir als Musiker.“ Mit der Auszeichnung verpflichtet sich das Orchester, sich für weitere Aufführungen des prämierten Werkes einzusetzen.
Förderer des Festivals sind die Kulturstiftung des Bundes, das Land Baden-Württemberg, die Stadt Donaueschingen, die Ernst von Siemens Musikstiftung und der Südwestrundfunk (SWR). Fast alle uraufgeführten Kompositionen sind Auftragswerke des SWR und werden nahezu komplett im Kulturprogramm SWR2 übertragen. SWR-Hörfunkdirektor Gerold Hug hat das Festival persönlich besucht: „Die Donaueschinger Musiktage sind ein Unikat: Drei Tage lang versammeln sich hier die Anhänger zeitgenössischer Musik. Die Klangformen sind dabei genauso vielfältig wie die Künstler und ihr Publikum. Besonders beeindruckt mich, wie viele junge Menschen sich für die Neue Musik begeistern: Komponisten, Musiker sowie Zuschauer. Festivalleiter Armin Köhler gelingt es immer wieder, die Generationen in Donaueschingen zusammenzuführen. Das verschafft diesem Festival eine internationale Alleinstellung. Nicht zuletzt aus diesem Grund steht der Südwestrundfunk heute und in Zukunft zu diesem weltweit beachteten Festival: Die Donaueschinger Musiktage sind gesetzt!“
Donaueschingens Oberbürgermeister Thorsten Frei: „Die Stadt Donaueschingen war bei traumhaftem Herbstwetter sehr gerne Gastgeberin für einen außerordentlich spannenden Jahrgang der Donaueschinger Musiktage. Die vorhandene Infrastruktur hat beste Voraussetzungen für die Konzerte kleiner Ensembles und des großen SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg geboten. Ich wünsche allen Beteiligten ein hohes Maß an Umsicht und Vision, damit die Musiktage sich auch nach 2016 durch diese einzigartige Kombination auszeichnen können.“
Die nächsten Donaueschinger Musiktage finden vom 18. bis 20. Oktober 2013 statt. Kompositionsaufträge wurden u. a. Georges Aperghis, Raphael Cendo, Philippe Manoury, Ole-Henrik Moe, Bruno Mantovani, Bernhard Lang, Enno Poppe und Alberto Posadas erteilt. Alle Kompositionen entstehen im Auftrag des Südwestrundfunks. Ensemble in Residence wird das „Klangforum Wien“ sein. Darüber hinaus werden das Ircam, die „musikFabrik“, das SWR Vokalensemble Stuttgart und das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg auftreten.
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