Das KomponistenQuartier in der Hamburger Neustadt hat ein wichtiges Etappenziel erreicht: Am Dienstag (16.12.2014) wurden symbolisch die Schlüssel für die neuen Ausstellungsräume übergeben. Zugleich wurde bekannt gegeben, dass mit Kent Nagano ein Schirmherr von Weltrang für das KomponistenQuartier gewonnen wurde.
Kultursenatorin Prof. Barbara Kisseler: „Hamburg kann sich nur als Musikstadt weiterentwickeln, wenn wir uns auf die lange Musiktradition in unserer Stadt besinnen. Mit dem KomponistenQuartier entsteht immer mehr ein Ort, der die lange Musiktradition der Stadt anschaulich erfahrbar macht. Ich danke den engagierten Initiatoren und den zahlreichen Unterstützern, die dabei helfen, eine spannende und vielfältige Sammlung entstehen zu lassen. Mit der Übernahme der Schirmherrschaft durch Kent Nagano, der im September 2015 als Generalmusikdirektor und Chefdirigent an die Hamburgische Staatsoper wechselt, wird eine Brücke zum großartigen musikalischen Angebot in der Stadt geschlagen.“
Nagano setzt sich leidenschaftlich für die frühe musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen ein. Der 63-Jährige verweist dabei auf eigene Erfahrungen: Als Kind habe er das Glück gehabt, von einem einzigartigen Lehrer in klassischer Musik unterrichtet worden zu sein. Dieser Pädagoge habe mit seiner Begeisterung das ganze Dorf zum Klingen gebracht und gezeigt, dass Musik ethnische und soziale Grenzen überwinden könne, schreibt der Dirigent in seinem jüngst erschienenen Buch „Erwarten Sie Wunder!“.
In diesem Sinne begründet Kent Nagano auch sein Engagement für das KomponistenQuartier: „Weil ich von einer Welt träume, in der jeder Mensch die Chance hat, Zugang zur klassischen Musik zu finden, einer Welt, in der ästhetische Erfahrungen Teil des menschlichen Alltags sind und die Beschäftigung mit klassischer Musik selbstverständlich zum Leben gehört, unterstütze ich das KomponistenQuartier. Hier wird die musikalische Geschichte der Stadt Hamburg lebendig.“
Clemens Toepfer, Stiftungsratsvorsitzender der Carl-Toepfer-Stiftung und Mitinitiator des Projekts, übergab die Schlüssel für die neuen Museumsflächen in der Peterstraße an Olaf Kirsch und Rita Strate, Vorstandsmitglieder des Komponisten-Quartier e.V. Nach sechsmonatiger Umbauphase kann nun der erste Ausstellungsbereich auf rund 200 Quadratmetern eingerichtet werden. Im kommenden Frühjahr sollen die Ausstellungen für Georg Philipp Telemann, Johann Adolf Hasse und Carl Philipp Emanuel Bach eröffnet werden.
Die Gäste der Schlüsselübergabe konnten sich exklusiv von der durchdachten großzügigen räumlichen Aufteilung überzeugen. Der hochwertige Eichendielenboden lässt die zukünftige Atmosphäre erahnen. Gestalter und Kuratoren des KomponistenQuartiers erlaubten einen Blick hinter die Kulissen: eine Wandgestaltung im Telemann-Museum zum Thema Kirchenmusik, erste Arbeitsproben der Illusionsmalerin Tissa von Cramm im zukünftigen C. P. E.-Bach Museum sowie Skizzen vom Modell einer barocken Opernbühne für das J. A. Hasse-Museum. Die Inhalte für die verschiedenen Medienstationen werden bereits produziert. Neben Hörbänken mit interaktiven Touchpads sind zudem für jedes Museum Bildschirme für kurze Filme geplant. Als Kostprobe zeigte Birgit Kiupel ihren amüsanten Trickfilm, der ebenso informativ wie unterhaltsam einen Eindruck von Bachs Hamburger Zeit vermittelt und seinen Spuren durch die Hansestadt folgt.
„Mit Objekten, Rauminszenierungen und Medien, im Zusammenspiel von Wissensvermittlung und Erlebnis können die Besucher Musikgeschichte hautnah erleben!“ erläuterte Olaf Kirsch das Gestaltungskonzept des KomponistenQuartiers.
Das erste Ausstellungsstück überreichten Mitglieder der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Gesellschaft: ein seltenes Exemplar aus dem Jahr 1787 von Bachs „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“. Dieses Buch gilt als die bedeutendste Klavierschule des 18. Jahrhunderts und befasst sich mit Spielweise und Besonderheiten des Clavichords, dem Lieblingsinstrument von Bach. Der für den Nachbau des historischen Friederici-Clavichords beauftragte Hamburger Cembalobauer Martin Kather, präsentierte die charakteristische Klangfarbe und Funktion des Instruments, das zukünftig von Museumsbesuchern angespielt werden darf.
Mit großem Engagement der Carl-Toepfer-Stiftung und weiteren Unterstützern, zu denen der Unternehmer Hellmut Wempe und die Hermann Reemtsma Stiftung zählen, konnte der erste Ausstellungsbereich des KomponistenQuartiers mit rund 800.000 Euro finanziert werden. Die Kulturbehörde beteiligt sich mit 30.000 Euro im Jahr sowie die Bezirksversammlung Hamburg Mitte mit einem Investitionskostenzuschuss in Höhe von 50.000 Euro an diesem Projekt.
Die weitere Entwicklung des KomponistenQuartiers ist bereits geplant: In einem zweiten Abschnitt werden benachbarte Räume für die Ausstellungen über Fanny und Felix Mendelssohn und Gustav Mahler ausgebaut. Mit dem seit 1971 bestehenden Brahms-Museum entsteht so eine Ausstellungsfläche von 550 Quadratmetern zur lebendigen und modernen Vermittlung der Musikgeschichte Hamburgs vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Diese zweite Projektphase kann beginnen, sobald sich weitere Unterstützer aus der Hamburger Wirtschaft und Kulturlandschaft an der Finanzierung beteiligen.
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