Thüringen zeichnet sich als eine der bedeutendsten Orgellandschaften aus. Die Kirchen des Landes beherbergen einen außergewöhnlich reichen Bestand an historischen Orgeln, deren Wert sich über seine Vielfalt definiert, die sowohl verschiedene Epochen der Orgelbaukunst wie auch verschiedene Orgelbauschulen repräsentiert. Daneben erzählen die Sachzeugnisse, seien sie in ihrer ursprünglichen oder veränderten Form erhalten geblieben, einerseits aus der Heimatgeschichte der Regionen, andererseits auch aus der Geschichte des Orgelbaus überhaupt und von den wesentlichen Impulsen, die von Thüringen aus auf die Entwicklung der Gattung ausstrahlten.
Die Denkmalfachbehörde verfolgt das Anliegen, die Bedeutung der thüringischen Orgellandschaft für unser kulturelles Erbe zu vermitteln und durch gezielte, moderne denkmalmethodische und -fachliche Konzeptionen nutzbar zu erhalten.
Die seit Jahren praktizierte Kontinuität der fachlichen Beratung und finanziellen Unterstützung orgeldenkmalpflegerischer Vorhaben hat wesentlich dazu beigetragen, den Bestand weitgehend zu sichern, aber auch Orgeln als Instrumente der Kunst und Liturgie zu erhalten oder wiederzubeleben. Darüber hinaus tragen diese Maßnahmen auch zur Stärkung der glücklicherweise in unserer Region noch vorhandenen spezialisierten Orgelbaufirmen bei.
Seit 2009 hilft die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie reparaturbedürftigen Objekten mit einem beachtlichen Orgelrestaurierungsprogramm. In den vergangenen acht Jahren konnten bereits 66 Orgelprojekte in gemeinsamer Förderung durch die Stiftung und das TLDA unterstützt werden. In diesem Jahr kommen acht weitere Orgeln hinzu. Der Erhalt des wertvollen Kulturguts und seine mentale Vermittlung setzen wichtige Impulse für das kulturelle Leben in den kleinen Gemeinden jenseits der großen Zentren, wo die Auswirkungen des demographischen Wandels am stärksten zu spüren sind. Oft bemüht sich eine kleine Schar zu erhalten, was zuvor auf breiten Schultern gewachsen war. Das Förderprogramm würdigt das bürgerschaftliche Engagement. Nicht selten versammeln sich Menschen in Fördervereinen, um Kirchengemeinden zu unterstützen, oder auch um wesentliche Beiträge zur Erforschung der Geschichte und ihrer Verbreitung zu leisten.
Zu den Orgeln, die im gemeinsamen Förderprogramm in diesem Jahr berücksichtigt werden konnten, gehören die Kirchen in Heyersdorf, Chursdorf, Korbußen, Lausnitz, Neustadt an der Orla, Schwarzhausen, Oppershausen und Mittelsömmern. Diese Kirchengemeinden erhalten 2017 eine Gesamtförderung in Höhe von 100.000 €, die zu gleichen Teilen von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie getragen wird.
Das Land Thüringen konnte in den vergangenen 18 Jahren seinen reichen Bestand historischer Orgeln mit insgesamt 3.650.000 € fördern. Für das Jahr 2017 lagen der Denkmalfachbehörde 44 Förderanträge zum Erhalt der wertvollen Instrumente mit einem Antragsvolumen von 419.000 € vor. Davon können 20 Projekte mit 161.000 € berücksichtigt werden. Dazu kommen weitere 135.000 € die für 2017 und 2018 als Ko-Finanzierungsmittel im Rahmen des Denkmalschutz-Sonderprogramms des Bundes "zur Sanierung und Modernisierung national bedeutsamer Orgeln“ für drei thüringische Orgeln bereitgestellt werden.
Übersicht der Objekte im gemeinsamen Förderprogramm 2017:
Heyersdorf (ABG-L), Ev. Kirche
Die Orgel mit elf klingenden Registern auf Schleifladen für zwei Manuale und Pedal mit mechanischen Trakturen wurde 1858 vom Orgelbauer Christoph Opitz erbaut.
Es werden Arbeiten durchgeführt, die der Erhaltung der Substanz und der Wiederherstellung des Musikinstruments dienen.
Das TLDA fördert die Maßnahmen mit 3.000 € und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 3.000 €.
Chursdorf (GRZ), Ev. Christuskirche
Die Orgel gilt als ein Werk der Firma Gebrüder Jehmlich. Sie wurde 1909 fertiggestellt.
Die ursprüngliche Disposition ist bisher nicht belegt. Die gegenwärtig bestehende Disposition ist zusammen mit dem Gehäuse vor dem Hintergrund neobarocker Ästhetik in der Zeit zwischen 1970 und 1980 entstanden. Verschmutzungen und der Verschleiß technischer Funktionsteile beeinträchtigen die Spielbarkeit und den Klang des Instrumentes. Für den langfristigen Erhalt sind grundlegende Erhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an der Orgel geplant. Vom TLDA wird das Vorhaben mit 3.000 € gefördert und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 3.000 € unterstützt.
Korbußen (GRZ), Ev. Kirche
Die Orgel der ev. Kirche in Korbußen ist ein Werk des Carl Ernst Poppe. Sie wird 1834 datiert. 16 klingende Register stehen auf Schleifladen für zwei Manuale und Pedal.
Die ablesbare unterschiedliche Faktur des inwendigen Pfeifenwerks lässt spätere Veränderungen oder die Zweitverwendung von Teilen bei der Erbauung des Instrumentes vermuten.
Es sind Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen der bestehenden Substanz und Struktur vorgesehen. Das TLDA unterstützt die Gemeinde mit einer Förderung in Höhe von 9.000 €. Darüber hinaus stellt die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen weitere 9.000 € zur Verfügung.
Lausnitz (SOK), Ev. Kirche
Die Orgel mit neun klingenden Stimmen auf Schleifladen für ein Manual und Pedal befindet sich auf der Westempore hinter einem fünffeldrigen Gehäuseprospekt barocken Stils.
Eine Inschrift unter dem Kranzgesims des Mittelturmes der Orgel lautet "1748“. Ob die Inschrift auf das Instrument oder die Fassung des Gehäuses zu beziehen ist, ist ungewiss. Mehrere Kennzeichen, darunter auch die Gestalt des Gehäuseprospekts, weisen auf Johann Georg Fincke als Erbauer hin, der jedoch nur vermutet und bisher nicht durch archivalische Quellen belegt werden konnte. Darüber hinaus sind keine genaueren Kenntnisse zur Geschichte der Orgel oder ihren späteren Veränderungen bekannt.
Die Reinigungs- und Instandsetzungsmaßnahmen an der bestehenden Substanz und Struktur werden vom TLDA mit 5.000 € und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 5.000 € unterstützt.
Neustadt a. d. Orla (SOK), Ev. Hospitalkirche
Die Hospitalkirche in Neustadt an der Orla beherbergt eine Orgel mit sechs klingenden Registern für ein Manual und Pedal. Sie gilt als ein Werk des Hugo Schramm aus Bürgel und wird um 1900 datiert. Drei Register sind im Sinne neobarocker Vorstellungen 1951 erneuert worden. Geplant sind umfassende Maßnahmen, die dem Substanzerhalt und der Wiederherstellung des Musikinstrumentes dienen. Darüber hinaus soll die Dispositionsänderung rückgeführt werden. Die Kirchengemeinde erhält vom TLDA einen Zuschuss von 6.000 € und von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen ebenfalls 6.000 €.
Schwarzhausen (GTH-L), Ev. Kirche St. St. Peter und Paul
Die Orgel der St. Peter und Paul Kirche zu Schwarzhausen wird der Werkstatt Friedrich Knauf zugeschrieben und um 1850 datiert. 19 klingende Stimmen stehen auf Schleifladen für 2 Manuale und Pedal.
Das TLDA würdigt das Restaurierungsvorhaben mit einer Förderung in Höhe von 9.000 €, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen stellt ebenfalls 9.000 € bereit.
Oppershausen (UH), Ev. Kirche St. Marien
Die Orgel ist ein Werk des Friedrich Petersilie aus Langensalza mit 12 klingenden Registern auf Schleifladen für 2 Manuale und Pedal. Sie wurde 1868 erbaut und ist in ihrer ursprünglichen Substanz erhalten.
Verschmutzungen, Alterungs- und Verschleißerscheinungen sowie substanzielle Schäden am Pfeifenwerk und eine mangelhafte Windversorgung beeinträchtigen die Spielbarkeit. Aus diesem Grund sollen Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten am vorhandenen Bestand erfolgen.
Das Engagement der Kirchengemeinde wird durch die finanzielle Beteiligung am Restaurierungsprojekt durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit 10.000 € gewürdigt. Das TLDA fördert die Maßnahme mit 10.000 €.
Mittelsömmern (UH), Ev. Kirche St. Cyriax
Die Orgel ist ein Werk des Ernst Siegfried Hesse aus Dachwig und wurde 1841 erbaut.
Verschiedene Eingriffe und Veränderungen am Instrument sind durch Inschriften belegt. Durch Beschädigungen und Verwahrlosung ist das Instrument seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr spielbar. Nach der Bestandsanalyse und Konzepterarbeitung im vergangenen Jahr erfolgt in diesem der erste Abschnitt der Restaurierung des Kunstwerkes.
Das TLDA fördert das Vorhaben in diesem Jahr mit 5.000 € und die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen mit weiteren 5.000 €.