In einem Offenen Brief hat das Präsidium des Landesmusikrats in der Freien und Hansestadt Hamburg e. V. Stellung bezogen zum Ende des Netzwerks Neue Musik und des Hamburger Projekts „Klang!“

"Sehr geehrte Frau Senatorin Prof. Kisseler,

anbei finden Sie die Stellungnahme des Präsidiums des Landesmusikrates in der Freien und Hansestadt Hamburg e. V. zum Ende des Netzwerkes Neue Musik und des Hamburger Projekts „Klang!“.

’Die Initiative Netzwerk Neue Musik wurde von der Kulturstiftung des Bundes ins Leben gerufen und in den Jahren 2008 bis 2011 mit insgesamt 12 Mio. Euro gefördert. Ziel des vierjährigen Förderprojektes war es, die Neue Musik in Deutschland strukturell zu stärken und ihre Resonanz in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Denn obwohl die Neue Musik in Deutschland einen einmaligen, historisch gewachsenen Facettenreichtum besitzt und eine der lebendigsten Gegenwartskünste ist, wird sie häufig von einem geringen Teil des kulturell interessierten Publikums als solche wahrgenommen.’

So beschreibt die Kulturstiftung des Bundes selbst auf der hauseigenen Website das einzigartige Konjunkturpaket für die Neue Musik, das in den Jahren 2008 bis 2011 auch in Hamburg den Aufbau von neuen Strukturen zur Vernetzung und Verbreitung zeitgenössischer Musik ermöglichte. Zu lesen ist dort auch unter der Überschrift „Nachhaltigkeit“:

’Die Projekte erprobten in den vier Jahren ihrer Förderung innovative Wege der Musikvermittlung, loteten Grenzen in der Wahrnehmung der Neuen Musik aus und brachten ihre Akteure miteinander in Verbindung. Es entstanden neue Vermittlungskonzepte und weitreichende Programm-, Organisations- und Produktionsstrukturen der Neuen Musik. Sie sind darauf angelegt, dauerhaft und über den Förderzeitraum hinaus zu wirken, um eine nachhaltige strukturelle Verankerung der Neuen Musik im kulturellen Leben der jeweiligen Stadt oder Region zu sichern.’

In Hamburg dagegen geschieht derzeit das genaue Gegenteil: das Projekt „Klang!“ wird wieder in seine Einzelteile zerlegt und sang- und klanglos beendet. Keine koordinierten Bemühungen sind mehr erkennbar, die Früchte einer insgesamt siebenstelligen Investitionssumme für eine nachhaltige Verbesserung der Situation der Neuen Musik in Hamburg zu nutzen.

Das Präsidium des Landesmusikrates hält diese Entwicklung für bedenklich. Hier wird eine große Chance für die Musikstadt Hamburg leichtfertig liegengelassen. Es wäre wünschenswert gewesen, aus einer Evaluierung der Programme, Instrumente und Strategien des Projekts „Klang!“ unter Einbeziehung der Netzwerkpartner und Förderer eine weiterführende Perspektive zu entwickeln. Statt dessen droht – bezieht man die offene Zukunft der Hamburger Klangwerktage in die Betrachtung ein – die Situation der Neuen Musik in Hamburg nach vier Jahren Förderung durch die Kulturstiftung des Bundes möglicherweise gar unter das Niveau vor 2008 zurückzufallen.

Mit freundlichen Grüßen
Präsidium des Landesmusikrats,
Prof. Wolfhagen Sobirey
Präsident"