Nahezu alle Veranstaltungen von MaerzMusik – Festival für Zeitfragen 2017 waren ausverkauft. Die Wiederentdeckungen von Julius Eastman und Catherine Christer Hennix in Zusammenarbeit mit SAVVY Contemporary und silent green begeisterten vor allem ein junges und internationales Publikum.

Es kamen über 8.000 Besucher*innen bei einer Auslastung von über 90% zu den Konzerten, Performances, Ausstellungen und dem 30-Stunden-Abschluss-Event "The Long Now“. Über 12.000 Mal wurden die Live-Streams des Festivals aufgerufen. Die Berliner Festspiele veranstalteten MaerzMusik – Festival für Zeitfragen in diesem Jahr vom 16. bis 26. März im Haus der Berliner Festspiele und an anderen Orten in der Stadt. In seiner dritten Ausgabe hat der künstlerische Leiter Berno Odo Polzer die Konzerte und Performances eng mit dem Diskursraum Thinking Together verbunden und in den elf komponierten Festivaltagen seine Beschäftigung mit dem Phänomen Zeit mit dem Fokus  "Decolonizing Time“ fortgesetzt. 

MaerzMusik – Festival für Zeitfragen hat das Ziel, dem gemeinsamen Hören und Nachdenken neue Räume zu öffnen. So bietet Thinking Together einen über 50 Stunden andauernden neuen Begegnungsraum zwischen Künstlern, Wissenschaftlern und Publikum mit Gesprächen, Filmen, Vorträgen und Workshops. Die Entwicklung von Konzertformaten und anderen Präsentationsformen stellt ein weiteres wichtiges Anliegen des Festivals dar. Eine zentrale Rolle als Experimentierfeld spielt etwa das Format The Long Now, das zum Abschluss des Festivals in erfolgreicher Zusammenarbeit mit Berlin Atonal und mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes und des Kraftwerk Berlin stattfand. Bei den über 30-Stunden Musik begegneten sich Künstler*innen und Szenen der musikalischen Avantgarde, der Alten und elektronischen Musik sowie der Bildenden Kunst, wobei insbesondere die Performances von Alvin Lucier, Catherine Christer Hennix, graindelavoix, Chris Watson, Leyland Kirby, PUNCTUM, Aleksi Perälä, Tim Hecker und Wolfgang Voigt gefeiert wurden.

Besondere Aufmerksamkeit wurde den Wiederentdeckungen des Festivals, Julius Eastman, Catherine Christer Hennix und Walter Smetak, geschenkt. Weitere zentrale Figuren des Festivals waren die Komponistinnen Jennifer Walshe und Eva Reiter sowie das Ensemble graindelavoix. Begeistert aufgenommen wurde der Abend "Story Telling for Earthly Survival“ rund um die Arbeit der amerikanischen Denkerin und Feministin Donna Haraway sowie die dort präsentierte Performance "Bird and Person Dyning“ von Alvin Lucier. Der US-amerikanische Avantgardekünstler war während des gesamten Festivals zu Gast  und beeindruckte mit Performances von zentralen Werken wie der Uraufführung der Neufassung von "Clocker“ in der Parochialkirche und der Perfomance "I am sitting in a room“ bei "The Long Now“.

Neue Spielorte und Partner konnten die Berliner Festspiele für zentrale Projekte von MaerzMusik 2017 gewinnen: Die Kuppelhalle im silent green war Ort der Wiederentdeckung einer der Pionierinnen der elektronischen Musik, Catherine Christer Hennix, die dort zwei ihrer zentralen Kompositionen präsentierte und den Raum fünf Tage lang bespielte. Eine Begegnung mit dem in Vergessenheit geratenen amerikanischen Post-Minimalisten Julius Eastman (1940–1990) wurde in der Ausstellung "Let Sonorities Ring – Julius Eastman“ in Zusammenarbeit mit dem Kunstraum SAVVY Contemporary ermöglicht. Dies ist zudem der Beginn einer Recherche zu Eastman, die im kommenden Jahr fortgeführt werden soll.  Enthusiastisch gefeiert wurden beim Eröffnungskonzert des Festivals die Aufführung seiner drei Werke für vier Klaviere mit den Titeln "Evil Nigger“, "Gay Guerilla“ und "Crazy Nigger“ mit der Einspielung eines Original-Tondokumentes mit Ausführungen dazu von Julius Eastman selbst.

Intensiviert wurde die Zusammenarbeit mit dem Künstlerprogramm des DAAD mit einer ganzen Veranstaltungsreihe rund um den nach Brasilien emigrierten Komponisten, Instrumentenbauer und Künstler Walter Smetak (1913–1984), dessen Werk mit einer Ausstellung und Veranstaltungen bei "Thinking Together“ sowie dem Konzert "Re-inventing Smetak“ des Ensemble Modern von verschiedenen Seiten beleuchtet wurde.

Die Berliner Festspiele haben mit MaerzMusik einen Aufruf zur Spende von Musikinstrumenten gestartet, die dem Projekt Music Fund und Berliner Initiativen zu Gute kommt. Zwei Projekte im Bereich Education waren beim Festival präsent: QuerKlang brachte wieder Kollektiv-Kompositionen von Schüler*innen zur Uraufführung. In dem neuen Berliner Festspiele Projekt Parallelwelten wurde mit Zeitkonzepten in Computerspielen experimentiert.

Zwei Konzerte von MaerzMusik 2017 wurden von Deutschlandradio Kultur aufgezeichnet und werden zeitversetzt übertragen. MaerzMusik im Radio
Arthur Kampelas Stück "...tak-tak...tak...“ vom Projekt "Re-inventing Smetak“ des Ensemble Modern am 23. März wurde am Konzertabend live gestreamt und ist weiterhin abrufbar unter: www.facebook.com/ensemblemodern

Bei Thinking Together wurden die Vorträge u.a. von Georgina Born, Jason Bahbak Mohaghegh, Chandra Kant Raju und Rolando Vázquez live gestreamt und sind weiterhin abrufbar unter: www.facebook.com/MaerzMusik