Der Deutsche Musikpreis ECHO in der Kategorie „Lebenswerk“ geht in diesem Jahr an Nana Mouskouri. Die Deutsche Phono-Akademie, das Kulturinstitut des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), ehrt den griechischen Weltstar als Künstlerin, die die internationale Musikszene im Laufe ihrer mittlerweile sechs Jahrzehnte währenden Karriere sowohl genre- als auch länderübergreifend nachhaltig geprägt hat.
Mit mehr als 300 Millionen verkauften Tonträgern gehört Nana Mouskouri zur absoluten Spitzengruppe der erfolgreichsten Künstlerinnen der Welt. In Deutschland sang sie sich mit Liedern wie „Weiße Rosen aus Athen“, „Guten Morgen, Sonnenschein“ oder „Aber die Liebe bleibt“ in die Herzen des Publikums. Doch ganz gleich, ob Schlager oder tiefsinniges Chanson: Die große Kunst der Nana Mouskouri ist es, all ihren Liedern eine musikalische Tiefe und Authentizität zu verleihen, deren von Jazz, Gospel, Folklore und Klassik durchwirkte ästhetische Basis stets eine große künstlerische Ernsthaftigkeit durchscheinen lässt.
Hier wie in vielen anderen Ländern der Welt ist Nana Mouskouri längst Teil der nationalen musikalischen Identität. Ihren ECHO wird sie am 26. März im Rahmen der großen Awardshow in der Messe Berlin persönlich entgegennehmen. Das Erste strahlt die von der Kimmig Entertainment GmbH produzierte Verleihung mit Gastgeberin Barbara Schöneberger am 26. März um 20:15 Uhr live aus. „Nana Mouskouri zeigt seit mehr als einem halben Jahrhundert, dass Musik die perfekte Kunstform ist, wenn es darum geht, nationale, sprachliche und kulturelle Grenzen zu überwinden, ohne Traditionen oder Identitäten einer kulturellen Beliebigkeit preiszugeben“, so Prof. Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie. „In Paris hält man sie für eine Französin, in London ist sie Engländerin, in Berlin eine deutsche Sängerin. Tatsächlich ist sie eine in Griechenland geborene Weltbürgerin von enormer interkultureller Kraft. Und sie ist vor allem eine großartige Sängerin, die sich mit Liedern so unterschiedlicher Künstler wie Leonard Cohen, Bob Dylan, Serge Gainsbourg oder Quincy Jones auf fünf Kontinenten ins kollektive musikalische Gedächtnis zahlreicher Nationen gesungen hat.“ Nana Mouskouri – eine Ikone der Musik Ende der 1960er Jahre warb das Pariser Olympia mit einem Plakat ohne Namen. Zu sehen war eine schwarze, auf roten Samt gebettete Hornbrille. Dieses Motiv machte tout Paris sofort klar: Nana Mouskouri gastiert an der Seine. Die Brille, das in der Mitte gescheitelte dunkle Haar, die Stimme – Nana Mouskouri ist eine Ikone und ein Phänomen. Und das weltweit, auch fast 60 Jahre nachdem 1958 in Griechenland ihre erste Single erschien. Erst im vergangenen Herbst war sie anlässlich ihres 80. Geburtstags auf Deutschlandtournee.
1949: Alles begann in Athen. Die 1934 in der Hafenstadt Chania auf Kreta geborene Ioanna Mouskhouri begann bereits im Alter von 15 Jahren ihre musikalische Ausbildung am Hellenischen Konservatorium in Athen. Acht Jahre lang studierte sie dort klassischen Gesang, Klavier und Harmonielehre. Ihre ersten professionellen Auftritte absolvierte sie als Jazzsängerin in den angesagtesten Nachtclubs der griechischen Hauptstadt. Dort sang sie Songs von Ella Fitzgerald, Billie Holiday, Mahalia Jackson und Elvis Presley. Bereits mit 20 soll ihr Repertoire über 1.000 Titel umfasst haben. 1958 erschienen die ersten Singles, die die außergewöhnliche Stimme der jungen Sängerin zunächst in Griechenland bekannt machten. 1959 gewann sie den 1. Preis des Athener Festivals mit dem Song „Kapou Iparchi Agapi Mou“ aus der Feder des griechischen Filmkomponisten Manos Hadjidakis und Nikos Gatsos – ein gigantischer Erfolg in Griechenland.
1960er und 70er Jahre: Ganz großes Kino, „Weiße Rosen aus Athen“ und noch viel mehr. Nachdem Nana Mouskouri 1960 in Barcelona ihren ersten internationalen Preis gewonnen hatte, sang sie für den Dokumentarfilm „Traumland der Sehnsucht“ u.a. das Lied „San Sfyrixis Tris Fores“ von Manos Hadjidakis. Der Film wurde bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet, und Nana Mouskouri nahm das besagte Lied kurz darauf in deutscher Sprache auf. Titel: „Weiße Rosen aus Athen“. Die Single erschien 1961, blieb 39 Wochen lang auf Platz 1 der Hitparade und verkaufte sich innerhalb eines halben Jahres mehr als 1,5 Millionen Mal. 1962 wurde der aufstrebende Star aus Südeuropa von dem bereits damals einflussreichen Bandleader und späteren Michael-Jackson-Produzenten Quincy Jones nach New York eingeladen. Die beiden nahmen das Jazz-Album „A Girl From Greece Sings“ auf, das den endgültigen Durchbruch von Nana Mouskouris internationaler Karriere markierte. 1960er und 70er Jahre: Der Stern strahlt immer heller. Die musikalischen und gesellschaftlichen Revolten der 60er Jahre stellten das Musikgeschäft weltweit auf den Kopf. Alte Stars gingen, neue kamen – Nana Mouskouri blieb. Ihr Stern strahlte sogar immer heller. Sie trat gemeinsam mit Harry Belafonte auf, sang für Luxemburg beim Grand Prix Eurovision de la Chanson und arbeitete u.a. mit dem französischen Star-Komponisten Michel Legrand. Damals entstanden Klassiker wie „Au Coeur de Septembre“ oder „Les Parapluies de Cherbourg“. 1969 veröffentlichte sie in Großbritannien „Over And Over“ – 102 Wochen lang blieb der Titel in den UK-Charts. Und ihr Debüt in der Royal Albert Hall war innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
In den 1970er Jahren folgten große Tourneen rund um den Globus: Australien, Neuseeland, Südafrika, Kanada, USA. Enorme Beachtung fanden zudem u.a. Nana Mouskouris Interpretation des Klassikers „Plaisier d’amour“ und ihre Version des Bob-Dylan-Songs „Le ciel est noir“. Ihr Geburtsland Griechenland mied sie in dieser Zeit allerdings. Dort herrschte seit 1967 eine Militärdiktatur. Nana Mouskouri engagierte sich für die Opposition und trat erst nach dem Ende des Obristenregimes, nach über 20 Jahren im Exil, 1984 erstmals wieder in Athen auf.
Von 1980 bis heute: Ein wahrer Weltstar. Mit dem Lied „Only Love“ (dt. „Aber die Liebe bleibt“) landete sie Mitte der 80er zunächst auf Platz 1 der britischen Charts, danach avancierte der Song zu einem weiteren Welthit. Ausverkaufte Tourneen führten Nana Mouskouri bis Korea und Malaysia, nach Mexiko, Chile und Argentinien. 1993 wurde sie UNICEF-Sonderbeauftragte für Kinderrechte. Gerade erst besuchte sie für das UNO-Hilfswerk ein Schulprojekt in Madagaskar. Zwischen 1994 und 1999 saß sie als Abgeordnete im EU-Parlament. Dort setzte sie sich vor allem für Themen wie Urheberschutz und einen nachhaltigen Umgang mit neuen Technologien wie dem Internet ein. In den 2000er Jahren trat sie verstärkt als Jazz-Sängerin in Erscheinung. Ihr Auftritt beim Stuttgart Jazz Festival im Jahr 2002 ist bis heute unvergessen. 2011 feierte sie 50 Jahre „Weiße Rosen aus Athen“ mit einem Sonderkonzert in der Berliner Philharmonie. Im Laufe ihrer Karriere hat Nana Mouskouri bis heute über 5.000 Konzerte gegeben. In den letzten 30 Jahren waren das pro Jahr durchschnittlich 100 Auftritte. Diese enge und regelmäßige Beziehung zum Publikum unterstreicht sie auch dadurch, dass sie ihre bis dato rund 1.500 Songs in zehn verschiedenen Sprachen aufgenommen hat. Nana Mouskouri – das sind nicht in erster Linie die durchgehenden Erfolge, die unzähligen Awards und Preise, darunter mehr als 300 Gold- und Platin-Auszeichnungen. Es ist vor allem der unbändige Drang zur Bühne, die Liebe zur Musik und zum Publikum, die die Frau mit der dunklen Brille zur echten Ausnahmekünstlerin, zu einem wahren Weltstar machen.
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Quelle
http://www.musikindustrie.de