Nach der gemeinsamen Sonderausstellung 2018 im Brahms-Haus und Klaus-Groth-Museum, welche die Freundschaft zwischen dem Komponisten Johannes Brahms und dem niederdeutschen Dichter Klaus Groth thematisiert hat, widmen sich die Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein und die Klaus-Groth-Gesellschaft in einem Online-Projekt erneut dieser norddeutschen Künstlerfreundschaft. Die Brahms-Gesellschaft und Klaus-Groth-Gesellschaft werden wöchentlich in einem internierenden Rhythmus den Briefwechsel von Klaus Groth und Johannes Brahms online auf den Webseiten veröffentlichen. Den Beginn wird die Brahms-Gesellschaft auf ihrer Homepage www.brahms-sh.de mit den ersten Briefen von Klaus Groth aus dem Frühjahr 1868 machen, in dem der Dichter an seinen Freund Johannes Brahms schreibt: "Mein lieber Brahms! Wir freuen uns sehr, daß Sie mit Freund Stockhausen am 13. März hieher kommen und ein Konzert geben wollen. Obgleich Kiel durch politische Verhältnisse seit 1863 gedrückt und in dieser Zeit, selbst durch Dilettantenmusik, für Ostpreußen ausgesogen ist, so werden Sie beiden doch, wenn auch vielleicht keine große Einnahme, doch eine so begeisterte Aufnahme finden wie nur irgendwo.“ Und im darauffolgenden Brief heißt es: "Aber sehen müssen wir Sie, und deshalb schreibe ich sogleich, um für Sie Plan zu machen, der darin besteht, daß Sie nächsten Donnerstagabend hier eintreffen und bis Sonntag bleiben. [...] Freitag ist mein Geburtstag. Es ist nichts los. Meine Freunde, die darum wissen, sind nicht einmal hier. Sie finden nichts als uns, uns aber ganz für Sie.“ Eine Woche drauf wird dann der Folgebrief auf der Homepage der Klaus-Groth-Gesellschaft unter www.groth-gesellschaft.de einzusehen sein. Der Leser wird mitgenommen auf eine interessante Zeitreise und kann in die norddeutsche Künstlerfreundschaft zwischen Johannes Brahms und Klaus Groth tief eintauchen. Joachim Nerger, Vorsitzender der Brahms-Gesellschaft, über die Intention des Projekts: "In unserer durch die Corona-Krise geprägten Zeit, in der das Konzertleben und die öffentlichen Lesungen vorübergehend zum Schweigen gebracht werden, möchten wir den Kontakt zu den Mitgliedern und Freunden unserer beiden Gesellschaften mit anderen Mitteln halten. Der wöchentlich wechselnde Blick auf unsere jeweiligen Webseiten kann und soll die bedeutende Freundschaft von Johannes Brahms und Klaus Groth ins Gedächtnis rufen - eine Freundschaft, die sich heute zwischen unseren Gesellschaften fortsetzt.“
Bemerkenswert sind das gegensätzliche Schriftbild und die Aufmachung der Briefe. Groth schrieb mit sauberer, eleganter Handschrift, die er sich unter Selbstdisziplin jahrelang antrainiert hatte. Er benutzte stets die gleiche Briefbogengröße und datierte alle seine Briefe penibel. Brahms hingegen schrieb kurz gefasst, Abkürzungen benutzend und mit energischer Handschrift, die nicht leicht zu entziffern ist. Er verwendete oft Postkarten oder andere Papierstücke, die ihm gerade zur Hand waren, und datierte entweder nur mit Monat und Jahr oder gar nicht. So merkte Brahms einmal selber an: "Ich schreibe keine Briefe, ich beantworte sie.“

Der gesamte Briefwechsel zwischen den beiden Künstlern mit zahlreichen Anmerkungen und sehr lesenswerten Erinnerungen von Klaus Groth an seinen Freund Johannes Brahms ist 1997 im Boyens Buchverlag unter dem Titel "Johannes Brahms – Klaus Groth. Briefe der Freundschaft“ erschienen. Das Buch liegt für interessierte Besucher im Brahms-Haus zur Ansicht aus und kann dort auch erworben werden.
Mit besonders dankenswerter Unterstützung vom Boyens Buchverlag.

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