Insgesamt zum achten Mal und bereits zum dritten Mal in Folge ist die Oper Frankfurt in der diesjährigen Umfrage der führenden Fachzeitschrift „Opernwelt“ zum „Opernhaus des Jahres“ gekürt worden. Mit dem sicheren Gespür für einen dramaturgisch plausiblen, innovativen und abwechslungsreichen Spielplan hat sich das Haus am Main unter Bernd Loebe erneut den Platz an der Sonne gesichert und die Konkurrenz aus Strasbourg (Opéra national du Rhin), Ulm und Dortmund auf die Plätze verwiesen. Wie klug die Frankfurter Disposition auch in der abgelaufenen Spielzeit war, verrät ein Blick auf andere Rubriken der repräsentativen „Opernwelt“-Umfrage unter 43 Kritikerinnen und Kritikern. Lydia Steier wurde nicht zuletzt für ihre wagemutige Frankfurter Aida-Inszenierung erstmalig zur „Regisseurin des Jahres“ gekürt; Matthew Wilds Lesart von Wagners Tannhäuser teilt sich den Titel „Aufführung des Jahres“ mit Lorenzo Fiorinis tiefschürfendem Blick auf Moses und Aron in Bonn, Timofej Kuljabins radikaler Pique Dame-Adaption an der Opéra de Lyon, Tobias Kratzers Inszenierung von Weinbergs Passagierin und Simon Stones Martinů-Annäherung The Greek Passion bei den Salzburger Sommerfestspielen 2023. Damit nicht genug: Auch der „Chor des Jahres“ ist, wie bereits in den beiden Saisons zuvor, in Frankfurt beheimatet (Chordirektor: Tilman Michael). Und John Osborn erhielt den Titel „Sänger des Jahres“ vor allem für seinen Éléazar in der am Main gezeigten La Juive-Produktion.
Keinerlei Zweifel gab es in der Kategorie „Sängerin des Jahres“: Asmik Grigorian, bereits 2019 siegreich, wurde für ihre sängerisch wie darstellerisch hinreißenden Rollenporträts der Salome (in Hamburg) und der Turandot (an der Staatsoper Wien) geehrt. Eine andere Frau zeichnet für die „Wiederentdeckung des Jahres“ verantwortlich: Louise Bertins Fausto, die erste Vertonung von Goethes Stoff überhaupt, kam nach beinahe 200 Jahren Einsamkeit am Aalto Musiktheater Essen heraus. „Uraufführung des Jahres“ ist Bernhard Langs Dora auf ein Libretto von Frank Witzel (Staatsoper Stuttgart). Dmitri Tcherniakov, in der Spielzeit zuvor „Regisseur des Jahres“, wurde als „Bühnenbildner des Jahres“ ausgezeichnet, Gianluca Falaschi als „Kostümbildner des Jahres“. Den Titel „Dirigent des Jahres“ heimste Pablo Heras-Casado für seine rhetorisch wie poetisch beeindruckende Parsifal-Interpretation bei den Bayreuther Festspielen ein. Ein klares Votum gab es in der Rubrik „Orchester des Jahres“: Wie auch die Oper Frankfurt darf sich das Bayerische Staatsorchester inzwischen als Seriensieger bezeichnen. Zur „CD des Jahres“ wurde das Album In the Shadows des US-amerikanischen Baritenors Michael Spyres gekürt; die Auszeichnung „Buch des Jahres“ geht zu gleichen Teilen an Peter Gülke (Von geschriebenen Noten zu klingenden Tönen), Jeremy Eichler (Das Echo der Zeit) und Arnold Jacobshagen (Maria Callas. Kunst und Mythos).