Einmal jährlich treffen sich die Orgelsachverständigen zum fachlichen Diskurs. Das Thema des diesjährigen Treffens war jedoch kein besonders erfreuliches: Viele ältere Kirchenorgeln aus den 50er bis 70er Jahren weisen deutliche technische Mängel auf, weiß nicht nur Burkhart Goethe, der Orgelsachverständige aus Schwäbisch Hall mit langjährigen Erfahrungen. Er zeigte zu Beginn der Austauschrunde vier beispielhafte Bilder von regionalen Instrumenten, die diese Mängel eindrücklich illustrierten.
Dass das auch anders geht, davon konnten sich die Fachleute glücklicherweise am Vormittag des 27.04.2015 in der Ludwigsburger Stadtkirche überzeugen. Stolz führte dort der Organist Martin Kaleschke die neu erbaute Klais-Orgel vor. Das Instrument, das erst vor kurzem feierlich eingeweiht wurde, weist eine sehr anspruchsvolle Traktur auf und vereint meisterhaft modernste Werkstoffe und Technik mit traditionellen Bauformen aus den 1890er Jahren.
Am Nachmittag widmete sich das Fachgremium dann an der Oscar-Walcker-Schule Ludwigsburg den Problemfällen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Schulleiter Andreas Moser diskutierten die Sachverständigen zusammen mit den wissenschaftlichen Lehrkräften der Abteilung Orgelbau an mechanischen Trakturmodellen der Schulsammlung aus fünf Jahrzehnten. Dabei wurden problematische Werkstoffe, wie beispielsweise die Verwendung von Blei, ebenso thematisiert wie knifflige Konstruktionsdetails, von der Taste bis hin zum Tonventil, Trakturarten mit ein- oder zweiarmigen Tasten, sowie verschiedene Trakturvorspannungen.
Zum Ende der Veranstaltung stand fest, dass der direkte fachliche Austausch für alle Seiten gewinnbringend war und Burkhart Goethe resümierte, es sei auch für die Zukunft wünschenswert, „das geballte Know-how der Lehrerschaft an der Oscar-Walcker-Schule Ludwigsburg dem Kreis der Orgelsachverständigen zugänglich zu machen“. Dieser Einschätzung schlossen sich auch die übrigen Anwesenden an, darunter der Professor für Orgelbaukunde an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart und Kirchenmusikdirektor Volker Lutz sowie Landeskirchenmusikdirektor Bernhard Reich.
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Quelle
http://www.ows-lb.de