Die Berliner Festspiele veranstalten das 53. Jazzfest Berlin in diesem Jahr vom 1. bis 6. November, in einer "extended version“ mit zwei Vorveranstaltungen. Insgesamt werden beim Festival 16 Jazzformationen und fünf teils völlig neue Duo-Kombinationen auftreten. Viele der beim Jazzfest Berlin 2016 präsentierten Projekte sind speziell für das Festival entwickelt und werden dort einmalig zu erleben sein.
Ein großer Teil der zum Jazzfest Berlin 2016 eingeladenen Musiker*innen stammt aus den USA: Jack DeJohnette, Mary Halvorson, Julia Holter, Steve Lehman, Myra Melford, Brad Mehldau, Joshua Redman, Matana Roberts und Wadada Leo Smith. Sie treffen auf verschiedenste europäisch geprägte Künstler*innen, im Speziellen aber auch auf die Berliner Jazzszene, die wieder deutliche Spuren in der diesjährigen Festivalausgabe hinterlässt.
Das Globe Unity Orchestra, das seit seinem Debüt beim Jazzfest Berlin 1966 einen so starken Einfluss auf die Entwicklung des Jazz genommen hat, kehrt zurück, um das 50jährige Jubiläum mit neuer Musik von Alexander von Schlippenbach zu feiern, mit dabei als Solisten der Trompeter Manfred Schoof und der Saxophonist Evan Parker. Der Sänger Michael Schiefel stellt am 2. November als Vorveranstaltung zum Festival im Maison de France mit dem Wood & Steel Trio eine neue Version von Stücken aus Hanns Eisler’s Hollywood Songbook vor. Die amerikanische Sängerin Julia Holter wiederum bringt Berlin ins Spiel. Sie wird exklusiv mit einem Streicherensemble aus Berliner Musiker*innen auftreten. Die Berlin-based Pianistin Julia Hülsmann trifft mit ihrem Quartett auf die 26-jährige Saxophonistin Anna-Lena Schnabel aus Hamburg – eine weitere Premiere beim Festival, für die alle fünf Musiker neue Stücke geschrieben haben. Außerdem lassen sich im A-Trane unter dem Titel "Brooklyn-Berlin Conversations“ vier Jazzmusikerinnen nach dem Prinzip AB-BC-CD auf nie dagewesene Duette ein: die Gitarristin Mary Halvorson trifft auf die Saxophonistin Ingrid Laubrock, diese dann am darauffolgenden Tag auf die Berliner Pianistin Aki Takase, welche sich zuletzt auf ein musikalisches Zwiegespräch mit der Saxophonistin Charlotte Greve einlässt.
Matana Roberts, eine der Preisträger*innen des Doris Duke Performing Artist Award in den USA und die einzige Musikerin, die als Performerin zur Eröffnung des neuen Whitney Museums in New York eingeladen wurde, wird ein neues Projekt in neuem Setting zusammen mit Berliner Musiker*innen präsentieren –Details dazu werden später bekannt gegeben. Neben den bereits genannten Saxophonistinnen der jüngeren Generation – Charlotte Greve, Ingrid Laubrock und Anna-Lena Schnabel – wird zudem noch die junge norwegische Saxophonistin Mette Henriette mit großem Ensemble anreisen. Gemeinsam präsentieren sie erstmals live die Musik ihres gefeierten Debütalbums. Der auch als Komponist aktive Saxophonist Steve Lehman stellt im Oktett seinen von Spektralmusik inspirierten Jazz vor. Die Saxophonistin Angelika Niescier polnischer Herkunft und der deutsche Pianist Florian Weber haben ein neues Quintett mit drei Musikern aus New York gegründet, mit dabei der Trompeter Ralph Alessi. Der Saxophonist Joshua Redman spielt mit Pianist Brad Mehldau; beide sind unter anderem durch eine gemeinsame Europatournee am Anfang der Mehldau Karriere verbunden.
Eine ganze Reihe an Pianist*innen sind in vertrauten und ungewöhnlichen Kombinationen zu Gast: Der experimentierfreudige Schweizer Pianist Nik Bärtsch präsentiert gemeinsam mit seiner Band Ronin und der hr-Bigband ein neues Programm. Die Pianistin Eve Risser – im Elsaß geboren, jetzt in Paris lebend – stellt ihr White Desert Orchestra vor und zwar mit einem neuen Programm, das im November auf CD erscheinen wird. Aus den USA kommt die Pianistin Myra Melford mit ihrem Quintett Snowy Egret und einem Videokünstler, ein Projekt inspiriert von den Texten Eduardo Galeanos aus Uruguay. Der Pianist Achim Kaufmann, der im Rahmen des Jazzfest Berlin 2015 mit dem Albert-Mangelsdorff-Preis ausgezeichnet wurde, wird im Maison de France das extra für das Jazzfest Berlin kreierte Projekt "Skein extended“ für acht Musiker vorstellen. Ebenfalls beim letzten Jazzfest beeindruckt hat der junge Brite Alexander Hawkins mit seinem Auftritt als Pianist im Quartett von Schlagzeuger Louis Moholo-Moholo. Dieses Jahr wird er sein Können als ausgebildeter Organist unter Beweis stellen, wenn er mit dem unverwechselbaren Trompeter Wadada Leo Smith die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche bespielt. Wadada Leo Smith, der letztes Jahr für seine Musik eine Pulitzer Preis Nominierung erhielt, wird mit seinem Great Lakes Quartet neue Musik auf die große Bühne im Haus der Berliner Festspiele bringen.
Die Seitenbühne im Haus der Berliner Festspiele wird wieder zu später Stunde Grenzbereiche des Jazz ausloten. Zu Gast sind die finnische Band Oddarrang, die britisch-bahrainische Trompeterin Yazz Ahmed mit ihrer 7-köpfigen Band Family Halfa und die Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch mit ihrem Berlin-based Trio.
Zentraler Veranstaltungsort des Jazzfest Berlin 2016 ist wieder das Haus der Berliner Festspiele mit dem großen Saal und der Seitenbühne. Weitere Konzerte finden im Jazzclub A-Trane, in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und im Maison de France statt.
Alle Hörfunkanstalten der ARD und das Deutschlandradio begleiten das Festival wieder mit Live-Sendungen. Sämtliche Konzerte werden aufgezeichnet und von den Rundfunkanstalten nach dem Festival übertragen.