Deutschlands größtes Festival für Roots, Folk und Weltmusik ist gestern mit weiteren Konzerten und einer einzigartigen Hommage an den schottischen Nationaldichter Robert Burns zu Ende gegangen. Wie am Freitag und Samstag wurden wieder 25.000 Besucher beim ausverkauften Rudolstadt-Festival in Thüringen erwartet.
Seit Donnerstag stand Schottland im Mittelpunkt der diesjährigen Auflage. Nach der Eröffnung mit Folk-Pop-Star Amy Macdonald, zu der 18.000 Besucher nach Rudolstadt kamen, präsentierte das Festival einen Querschnitt durch die aktuelle schottische Folkszene. Das Electro-Trad-Kollektiv Sketch wurde dabei ebenso gefeiert wie Fred Morrison, die Nummer eins unter den Pipern oder Mairearad & Anna, die das Publikum mit virtuosem Gitarren- und Akkordeonspiel und einer launigen Performance begeisterten.
Highlight am Abschlusstag ist das Robert Burns Special "A Man for a’ that“. Bei dieser Eigenproduktion des Festivals singen Musiker aus zehn Ländern Burns’ Lieder in ihrer jeweiligen Heimatsprache. Dabei erklingen seine Songs auf Amharisch, Arabisch, Deutsch, Gälisch, Georgisch, Hebräisch, Polnisch, Portugiesisch, Samisch, Scots und Urdu.
"Für Schottland war es ein Privileg, seine Musik und Identität mit den Festivalbesuchern in Rudolstadt zu teilen“, sagt Lisa Whytock von Showcase Scotland Expo, mit der das Festival bei diesem Länderschwerpunkt eng zusammengearbeitet hat. "Es ist ein ganz erstaunliches Festival, es gibt so viele magische Ort, und egal wohin man schaut – überall ist Musik, Gemeinschaftsgefühl und das Wichtigste: eine internationale Identität. Es ist sehr, sehr besonders.“
Musikfans und Festivalorganisatoren hoben ihrerseits das hohe künstlerische Niveau der schottischen Gäste hervor. Für das Team war deutlich zu spüren, dass dieser Länderschwerpunkt durch die Brexit-Verhandlungen noch eine zusätzliche Bedeutung bekam. Programmdirektor Bernhard Hanneken resümiert: "Männer im Kilt, ein belagerter Whiskystand, Fahnen im Publikum - wohl noch nie war ein Länderschwerpunkt so präsent wie Schottland in diesem Jahr. Auch auf den Bühnen zeigte sich das Land von seiner besten Seite.“
Zur 27. Ausgabe des Rudolstadt-Festivals waren rund 130 Bands aus 41 Ländern eingeladen und bespielten 27 große und kleine Bühnen in der gesamten Stadt. Das Line up bot wieder ungewohnte Klänge wie die Männergesänge des Ensembles Riho aus dem Nordwesten Georgiens, aber auch bekannte Namen wie Asaf Avidan aus Israel, Reggae-Legende Toots & The Maytals oder Elektronik-Komponist Sven Helbig, der mit den Thüringer Symphonikern und dem Konzertchor des Goethe-Gymnasiums Rutheneum Gera seinen klanggewaltigen Zyklus "I Eat the Sun and Drink the Rain“ auf die Bühne der Heidecksburg brachte.