In St. Petersburg haben der Generaldirektor der Russischen Staatsbibliothek Moskau, Vadim V. Duda, und der Generaldirektor der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), Achim Bonte, sowie Vertreter des Deutsch-Russischen Bibliotheksdialogs am Freitag einen Kooperationsvertrag zur Digitalisierung von 250 Musikhandschriften unterzeichnet.
Eva-Maria Stange, sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst: "Ich freue mich, dass nach intensiven Verhandlungen ein sehr konkreter nächster Schritt zu einer vertieften Zusammenarbeit zwischen der SLUB und der Russischen Staatsbibliothek erreicht worden ist. Seitens der Staatsregierung wollen wir gern dazu beitragen, dass schnellstmöglich weitere folgen können.“
Achim Bonte, Generaldirektor der SLUB: "Damit gelingt es einer deutschen Bibliothek erstmals, in Folge des Zweiten Weltkriegs nach Russland gelangte Werke über den Weg der gemeinsamen Erschließung und Digitalisierung wieder allgemein zugänglich zu machen. Wir sind zuversichtlich, dass dieses erste Digitalisierungsprojekt für weitere Vorhaben strukturbildend wirkt.“
Bei den überwiegend aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert stammenden Handschriften handelt es sich um Musikalien des sächsischen Hofes, die zum Sammlungskern der SLUB gehören. Unter ihnen befinden sich unter anderem Aufführungsmaterialien des königlichen Musiklebens in Warschau, Handschriften aus der Privatsammlung der Musikmäzenatin Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis oder Kompositionsautographe der Kurfürstin Amalie von Sachsen. Ebenso geben die Handschriften neue Einblicke in das Repertoire der katholischen Kirchenmusikpflege am Dresdner Hof.
Die 250 Musikhandschriften bilden nur einen Teil der ab 1945 durch die russische Trophäenkommission abtransportierten Dresdner Bibliotheksmaterialien, deren Verbleib bis heute nicht durchweg bekannt ist. Beide Bibliotheken betrachten das Projekt als einen wichtigen ersten Schritt für eine anhaltende Zusammenarbeit, die weitere Musikalien, aber auch Texthandschriften, Inkunabeln und ausgewählte Drucke des 16.-18. Jahrhunderts umfassen soll.
Die entstehenden Digitalisate werden auf Dresdner Seite virtuell mit den in der SLUB überlieferten und bereits digital zugänglichen Hofmusikalien zusammengeführt. Wissenschaftler, Musiker und alle Interessierten erhalten somit einen nochmals vollständigeren Blick auf die Musikpflege des Dresdner Hofes. Erschließung und Digitalisierung werden in den nächsten Monaten in Moskau und Dresden durch gemeinsame öffentliche Veranstaltungen begleitet.
Die bevorstehende Kooperation ist ein konkretes Ergebnis der langjährigen Zusammenarbeit von Vertretern aus verschiedenen deutschen und russischen Bibliotheken im Rahmen des Deutsch-Russischen Bibliotheksdialoges mit dem Ziel eines transparenten Umgangs mit kriegsbedingt verlagerten Bibliotheksbeständen.