Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch spricht ein Grußwort zur Eröffnung der internationalen Sonderausstellung ‘Archæomusica – The sounds and music of ancient Europa. 40.000 Jahre Musikgeschichte Europas‘ und gibt damit den Startschuss für das diesjährige Europäische Kulturerbejahr im Land Brandenburg.
In der Ausstellung werden Höhepunkte aus 40.000 Jahren europäischer Musikgeschichte präsentiert, darunter 500 zum Teil auch spielbare Rekonstruktionen von Musikinstrumenten, die durch moderne Medien- und Soundstationen ergänzt werden. In einer Zusatz-Schau präsentiert das Museum mehr als 70 originale Instrumentenfunde aus ganz Deutschland, wie etwa Schwirrhölzer aus der Steinzeit, tönerne Trommeln aus der Jungsteinzeit sowie Hörner aus der Bronzezeit. Die vom European Music Archaeology Project (EMAP) konzipierte Ausstellung war zuvor bereits in Schweden, Italien, Slowenien und Spanien zu sehen. Im Archäologischen Landesmuseum im Pauli-Kloster in Brandenburg an der Havel läuft sie vom 18. Januar bis 27. Mai 2018.
Die Ausstellung ist der erste Beitrag des Landes Brandenburg zum Europäischen Kulturerbejahr 2018. Das Kulturerbejahr unter dem Motto ‘SHARING HERITAGE‘ geht auf eine Initiative des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz sowie des Bundes, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zurück. Unter www.sharingheritage.de finden sich alle Aktivitäten rund um das Kulturerbejahr. Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz wurde 1973 gegründet. Seit März 2016 ist Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch Präsidentin des Komitees.
Die Sonderausstellung Archæomusica
Seit ihrem Auftakt im Jahr 2016 begeisterte die Sonderschau Archæomusica mittlerweile Besucher in vier europäischen Metropolen. Fünfter und letzter Ausstellungsstandort – und einziger in Deutschland – ist vom 18. Januar bis zum 27. Mai 2018 das Archäologische Landesmuseum Brandenburg in Brandenburg an der Havel.
Die Archæomusica präsentiert Instrumente aus 40.000 Jahren europäischer Musikgeschichte in einer bisher einzigartigen Zusammenstellung. Die Sonderausstellung lässt hierbei längst vergangene Klangwelten wieder ertönen und lädt ein, einstige Lebens- und Glaubenswelten aus einem musikalischen Blickwinkel zu betrachten.
Den Besucher erwarten hochqualitative, spielbare Rekonstruktionen. Alle Exponate wurden nach Möglichkeit aus demselben Material und mit den ursprünglichen Techniken gefertigt wie ihre originalen Vorbilder. Den Besuchern ist es sogar möglich, einigen dieser Stücke näher zu kommen als es gewöhnlich in Ausstellungen üblich ist: Ausgewählte Repliken dürfen berührt und ausprobiert werden. Im Rahmen von Sonderführungen und Veranstaltungen werden einige dieser Exponate auch gespielt und verzaubern mit fremden Klängen und Melodien.
Als moderne und partizipative Ausstellung gehören zur Archæomusica zudem zahlreiche Medien-, Hands-on- und Soundstationen sowie ein als Hörbuch konzipierter Audio Guide. Alle Medienstationen und Audio Guides enthalten wissenswerte Hintergrundinformationen zur Herstellung, Spielweise und Klangwelt der ausgestellten Instrumente und ermöglichen es den Besuchern, sich vertiefend mit der Ausstellungsthematik zu befassen.
Auftakt
Für den Ausstellungsstandort Brandenburg an der Havel hat sich das Archäologische Landesmuseum Brandenburg ein ganz besonderes Highlight überlegt:
Zusätzlich zu den beeindruckenden Exponaten der Archæomusica wurden eigens für die einzige Deutschlandstation der Wanderausstellung zahlreiche originale Musikinstrumente aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengetragen.
Diese, aus insgesamt 9 Bundesländern stammenden Stücke, werden im Rahmen einer begleitenden Zusatzschau erstmals gemeinsam einem Publikum präsentiert.
In insgesamt 15 Vitrinen, die den Auftakt zur Sonderausstellung bilden, kann der Besucher über 70, in der Bundesrepublik gefundene Musikinstrumente bestaunen. Auch ausgewählte Artefakte aus der Dauerausstellung des Archäologischen Landesmuseums Brandenburg werden in dieser Schau zu sehen sein.
Die in der Zusatzausstellung gezeigten Exponate umfassen eine enorme Zeitspanne. Die ältesten Instrumente stammen aus der Mittleren Steinzeit und belegen, dass man bereits vor mehr als 7.000 Jahren in unseren Breitengraden mit Schwirrhölzern und Schneckenhäusern Geräusche und Klänge zu erzeugen wusste. Tönerne Rasseln und Trommeln aus der Jungsteinzeit, imposante Hörner und formschöne Rasselbleche aus der Bronzezeit oder die ältesten bekannten Exemplare einer Holzblockflöte und einer Leier nördlich der Alpen sind weitere Highlights dieser Begleitausstellung.
Themenräume Archæomusica
Die Ursprünge der Musik
Mit diesem Ausstellungsraum, der sich den musikalischen Hinterlassenschaften aus der Steinzeit widmet, beginnt die Sonderausstellung Archæomusica.
Dem Besucher bietet sich ein Überblick über das Musizieren von der Alt- über die Mittlere bis hin zur Jüngeren Steinzeit, also einem beeindruckenden Zeitraum von 40.000 bis 2.500 vor Christus.
Aus diesen frühen Abschnitten der Menschheitsgeschichte haben sich beinahe ausschließlich Materialien wie Knochen, Muscheln, Zähne oder Geweih erhalten, aus denen jedoch eine Vielzahl von Instrumenten gefertigt wurde. Neben den Flügelknochen von Vögeln oder Mammutstoßzähnen, die sich hervorragend zum Fertigen von Flöten und anderen Blasinstrumenten eigneten, nutzte man Zähne, Muscheln und Geweihe für die Herstellung von Rasseln und Raspeln. Im Neolithikum kamen Schneckenhörner und vor allem tönerne Instrumente wie Hörner, Trommeln, Rasseln und Flöten in Gebrauch.
Instrumente im Laufe der Zeit
Der zweite Raum thematisiert die Entwicklung der Musikinstrumente von der Bronze- und Eisenzeit über die klassische Antike bis hin zu Mittelalter und Neuzeit. Auch interkulturelle Beziehungen, die einen Austausch von musikalischem Wissen über den gesamten europäischen Kontinent hinweg nachzeichnen, werden in diesem Ausstellungsteil beleuchtet.
Zu den hier präsentierten Exponaten gehören zahlreiche Saiteninstrumente, insbesondere die Lyra aber auch Trompeten, Hörner und Doppelflöten. Außerdem befinden sich hiermittelalterliche Instrumente, die vermutlich aus antiken Vorbildern hervorgegangen sind.
Besonderes Highlight ist die EUROPEAN WHISTLE MAP: Diese Installation zeigt die Bandbreite traditioneller Tonpfeifen, die heutzutage in allen Teilen Europas gefertigt werden und deren Vorgänger bis zu 9.000 Jahre alt sein können.
Musik der Sterblichen, Musik der Götter
Der dritte Raum der Ausstellung vermittelt, welche Rolle Instrumente und Musik in verschiedenen Kulturen einnahmen.
Der Besucher erfährt hierbei, dass die Bedeutung der Instrumente und ihrer Klänge in vielen Gesellschaften nahezu identisch war.
In diesem Ausstellungsteil werden beispielsweise musikalische Wettkämpfe und Aufführungen in der Antike behandelt, ebenso wie die Verwendung von Musik und bestimmten Instrumenten bei Begräbnissen.
Man erfährt, welche Rolle Musik in Legenden und Mythen oder in religiösen Zeremonien spielte.
Spektakuläre Artefakte aus Pompeji veranschaulichen zudem eindrucksvoll, wie allgegenwärtig Musik im antiken städtischen Leben war.
Multimediastationen
Zu den verschiedenen Multimediastationen der Ausstellung gehören auch zwei filmische Installationen, die die Herstellung und Spielweise von Instrumenten veranschaulichen. An einem Touchscreen kann der Besucher eine virtuelle Lyra spielen und diesem antiken Instrument verschiedene Klänge und Melodien entlocken.
An weiteren Stationen lassen sich virtuelle Instrumente oder Musiker bewegen und von allen Seiten betrachten oder spielerisch virtuelle Räume und ihre jeweilige Akustik nachempfinden.
Im so genannten SOUNDGATE, einer halbkreisförmigen Projektionswand, kann der Besucher in aufregende vergangene Klangwelten und Landschaften eintauchen.
Multimedia Guides
Die Multimedia Guides, die über ein Infrarot-System freigeschaltet werden können, sind ein Schlüsselelement der Ausstellung.
Wie ein Hörbuch gestaltet, enthalten sie neben gesprochenen Texten und Klängen auch vertiefende Informationen sowie zusätzliche Hörbeispiele, Filme oder bewegliche, virtuelle Objekte.
Die Multimedia Guides sind in Deutsch, Englisch, Schwedisch, Spanisch, Slowenisch und Italienisch verfügbar und können entweder individuell von ein bis zwei Personen oder gemeinsam von einer Gruppe verwendet werden.
Insgesamt stehen 40 Endgeräte mit Touchscreen und 16 weitere mit Tastatur inklusive Sennheiser Kopfhörer zur Verfügung.
Quellen:
http://www.landesmuseum-brandenburg.de
http://www.mwfk.brandenburg.de