Staatliches Institut für Musikforschung zeigt einmalige Dokumente der Rezeptionsgeschichte zeitgenössischer Musik

Neue Musik im Fernsehen zur besten Sendezeit? – Das wäre heutzutage selbst in spezialisierten Spartensendern undenkbar. In den Zeiten des schwarz-weißen Fernsehens mit nur zwei zur Verfügung stehenden Programmen war dies offenbar noch möglich.

Der Musikwissenschaftler Hans Heinz Stuckenschmidt lud zwischen November 1962 und Februar 1963 international bekannte Vertreter der zeitgenössischen Musik ein, über sich und ihre Musik Auskunft zu geben. Die zwölf Veranstaltungen fanden in der rund 1.200 Zuhörer fassenden Berliner Kongresshalle nicht nur vor einem großen Publikum statt, von dem heutige Gesprächskonzerte mit zeitgenössischer Musik nur träumen können. Sie wurden darüber hinaus vom Sender Freies Berlin aufgezeichnet und live im damals noch existierenden zweiten Fernsehprogramm der ARD gesendet.

Stuckenschmidt kam es vor allem darauf an, die stilistische Vielfalt der zeitgenössischen Musik aufzuzeigen und damit das Vorurteil von der »Uniformität« der Neuen Musik zu entkräften. Wie unterschiedlich die eher an akademischen als an journalistischen Formaten ausgerichteten Veranstaltungen aussehen konnten, zeigen die drei auf dem Programm der Reihe »TV-Vitrine« stehenden Filme. Das Spektrum reicht von klar strukturierten, aber freien Vorträgen (Ligeti) bis hin zu Formen, die an ein Gesprächskonzert (Stockhausen) oder eine Performance (Cage) erinnern.

Bei den Filmen handelt es sich nicht nur um einmalige Dokumente der Rezeptionsgeschichte zeitgenössischer Musik, sondern auch der Fernseh- und Kulturgeschichte.

Zu den Filmabenden gibt es jeweils eine Einführung von Ulrich Mosch, Professor für Musikwissenschaft an der Universität von Genf und ausgewiesener Experte für dokumentarische Musikfilme sowie eine kleine Kabinettausstellung, die Dokumente aus dem Nachlass Stuckenschmidts aus dem Archiv der Akademie der Künste und dem Staatlichen Institut für Musikforschung präsentiert.

Freitag, 24. Oktober 2014, 18 Uhr
György Ligeti
(Sendung vom 25.2.1963)
Einführung: Ulrich Mosch, Genf

Samstag, 25. Oktober 2014, 17 Uhr
Karlheinz Stockhausen
(Sendung vom 4.2.1963)
John Cage
(Sendung vom 21.1.1963)

Eintritt frei

In Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker und dem Fernsehforum für Musik Bremen