Zum 300. Geburtstag widmet die Stiftung Mozarteum Salzburg Leopold Mozart (1719 – 1787), dem Vater des wohl berühmtesten Sohnes der Musikgeschichte, die bislang umfangreichste Ausstellung zum Leben und Schaffen. Lange stand Leopold im Schatten seines Sohnes Wolfgang Amadé, erst in den 1980er Jahren begann die Musikforschung sich intensiver mit ihm zu beschäftigen. Wer war Leopold Mozart wirklich? Die Schau im Mozart-Wohnhaus, in dem die Familie ab 1773 wohnte und wo Leopold Mozart am 28. Mai 1787 starb, geht dieser Frage auf den Grund, denn Leopold Mozart gehörte zweifelsohne zu den interessantesten und vielseitigsten Persönlichkeiten seiner Zeit. 50 Jahre lebte und wirkte er in Salzburg. Er war nicht nur der Verfasser einer europaweit verbreiteten Violinschule, sondern auch ein produktiver Komponist, langjähriger Hofmusiker und Geiger, Vizekapellmeister, geschickter Notenstecher und Kopist. Zudem war er ein erfolgreicher Pädagoge, kluger Erzieher und Förderer seiner begabten Kinder Maria Anna und Wolfgang Amadé, geschätzter Gelehrter, aufmerksamer Beobachter und ein exzellenter Briefschreiber. Er war seiner Frau Anna Maria ein liebevoller Ehemann und sorgender, bisweilen belehrender Familienvater, er galt als geselliger Gastgeber, gebildeter Leser, sammelnder Kunstfreund, leidenschaftlicher Theater- und Opernbesucher. Leopold Mozart schuf sich ein weitverzweigtes Netzwerk an Kontakten, war ein zielstrebiger Organisator, umsichtiger Reisemanager und Konzertveranstalter. Er war gläubiger Katholik, Freimaurer, provokanter Untertan, Freigeist und Mann der Aufklärung, der sowohl Kollegen als auch Musikerwitwen und -waisen unterstützte. Dominicus Hagenauer, Abt von St. Peter und Jugendfreund von Wolfgang Amadé, beschrieb ihn als "ein Mann von vielen Witz und Klugheit“.
All diesen, teilweise noch wenig bekannten Aspekten des ereignisreichen Lebens von Leopold Mozart spürt die Ausstellung im Mozart-Wohnhaus nach, die in dieser Dichte und Fülle von Originalen einzigartig ist. Gezeigt werden rund 80 Exponate, darunter wertvolle Brief- und Musikautographe, Drucke, Dokumente sowie Memorabilia, Gemälde und Grafiken. Die Leihgaben stammen aus Salzburg, Wien, Budapest, München, Augsburg, Dresden, Düsseldorf und den USA. Vieles davon ist erstmalig in der Mozartstadt zu sehen.
Leopold Mozart, als Sohn eines Buchbinders am 14. November 1719 in Augsburg geboren, kam 1737 mit 18 Jahren nach Salzburg um sich an der Benediktiner Universität für ein Studium der Philosophie und Jurisprudenz einzuschreiben. Er hatte am Jesuitenkolleg seiner Heimatstadt eine umfangreiche humanistische Ausbildung genossen. Seit jeher galt jedoch seine Leidenschaft der Musik. Ohne sein Studium zu beenden – er handelte sich 1739 wegen mangelnden Vorlesungsbesuchs einen Verweis ein – trat er 1740 als Kammerdiener und Geiger in den Dienst des Salzburger Domherrn Johann Baptist von Thurn-Valsassina und Taxis. Dieser förderte den jungen, ehrgeizigen Musiker bis hin zur Aufnahme in die Hofkapelle des Salzburger Fürsterzbischofs. Dort arbeitete er sich ab 1743 von einem unbesoldeten vierten Geiger bis 1763 zum Vizekapellmeister der Hofmusikkapelle empor. In dieser Zeit komponierte er zahlreiche Werke für die verschiedensten Gattungen, alleine an die 90 Symphonien, zudem Serenaden und Divertimenti, Solokonzerte, Kammermusik, Oratorien, Messen und Litaneien. Vieles davon gilt als verschollen, aber immerhin 250 Kompositionen haben sich erhalten. In der Ausstellung sind wertvolle Musikautographe als Leihgaben zu sehen.
Europaweiten Ruhm erwarb sich Leopold allerdings als herausragender Musikpädagoge. Er gab 1756 das erste umfangreiche Violin-Lehrbuch heraus, den Versuch einer gründlichen Violinschule. Das weit verbreitete Buch wurde noch zu seinen Lebzeiten in mehrere Sprachen übersetzt. Für dessen immense Bedeutung spricht, dass es noch heute von Instrumentallehrern im Unterricht mit Studenten Verwendung findet. Renommierten Geigern gilt die Violinschule als unverzichtbares Kompendium zum Violinspiel des 18. Jahrhunderts. Leopold hatte zahlreiche Schüler, die er in Geigen- und Klavierspiel sowie Komposition und Gesang unterrichtete; nicht zuletzt war er der erfolgreiche Lehrer seiner beiden "Wunderkinder“ Maria Anna und Wolfgang, die er mit Liebe und Klugheit förderte.
Seine außerordentlichen Fähigkeiten als Manager konnte er bei den großen Reisen, die er mit seiner Familie durch ganz Europa unternahm, beweisen. Die rund 500 erhaltenen Briefe Leopold Mozarts zeigen ihn als scharf beobachtenden Zeitgenossen. Sei es in der Politik, Religion, den Naturwissenschaften oder in der Kunst. Gleichzeitig vermitteln sie das Bild eines liebevollen und besorgten bisweilen auch belehrenden Ehemanns und Vaters. Aus allen Briefen spricht ein vielseitig interessierter, gebildeter und erstaunlich moderner Mann und Musiker.
- Wissenschaftliche Kuratorin: Anja Morgenstern
- Organisation und Konzepte: Gabriele Ramsauer, Maria Erker, Sabine Greger-Amanshauser, Fabian Weidinger, Agnes Amminger
- Gestaltung: Arch. Thomas Wizany