Am gestrigen Dienstag hat Thüringens Kultusminister Bernward Müller (CDU) im Rahmen der Regierungspressekonferenz den „1. Kulturwirtschaftsbericht Thüringen“ vorgestellt.

Kultusminister Müller dazu: „Thüringen ist ein Kulturland mit weltweiter Ausstrahlung. Die Kulturlandschaft im Freistaat ist einzigartig. Die Bewahrung und Pflege der unermesslichen kulturellen Schätze und Reichtümer Thüringens für nachfolgende Generationen ist eine der dringendsten Aufgaben für die Zukunft.

Dieser kulturpolitischen Verantwortung wird der Freistaat u. a. mit seinen hohen Kulturausgaben gerecht. Im September letzten Jahres vorgestellten Kulturfinanzbericht des Statistischen Bundesamtes belegt Thüringen einen Spitzenplatz im Ranking aller deutschen Länder. Demnach gehört Thüringen im Jahr 2005 zu den Bundesländern mit den höchsten Kulturausgaben pro Kopf der Bevölkerung. Im Durchschnitt beliefen sich die Ausgaben der Länder auf rund 85 Euro je Einwohner. In Thüringen waren es 101 Euro je Einwohner.

Auch mit dem nun vorliegenden Kulturwirtschaftsbericht hebt die Landesregierung die große Bedeutung der Kultur hervor und nimmt anhand klarer Daten und Fakten eine zukunftsweisende Standortbestimmung vor.

Die Arbeit des beauftragten Büros STADTart Dortmund wurde durch eine interministerielle Arbeitsgruppe, in der das Thüringer Kultusministerium, das Thüringer Ministerium für Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Arbeit, die Thüringer Staatskanzlei und das Thüringer Ministerium für Bau, Landesentwicklung und Medien vertreten waren, begleitet. Zudem wirkten das Thüringer Landesamt für Statistik, die untersuchten Kultur- und Bildungseinrichtungen, städtische Einrichtungen und Verwaltungen, die jeweiligen Tourismusorganisationen sowie Thüringer Unternehmen mit.

Der Statistikteil basiert auf dem von der Länderwirtschaftsministerkonferenz vereinbarten Grundmodell. Daneben wird zusätzlich ein Landesmodell betrachtet, das das für Thüringen bedeutungsvolle Kunsthandwerk einbezieht und die Kulturwirtschaft anhand von Wertschöpfungsketten definiert. Damit entspricht der Kulturwirtschaftsbericht den aktuellsten Standards und steht als erster Länderkulturwirtschaftsbericht für eine neue ‚Berichtsgeneration’. Das Bundeswirtschaftsministerium hat im Rahmen der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung bereits Interesse signalisiert.

Im Kultursektor Thüringens werden jährlich etwa 1 bis 1,5 Milliarden Euro bewegt. Rund drei Viertel davon werden als Umsätze von Unternehmen und Selbständigen der Kulturwirtschaft generiert. Der öffentliche Finanzierungsbeitrag beläuft sich auf rund ein Viertel und die intermediären Quellen wie Spenden, Stiftungen und Sponsoring stellen rund 1 bis 1,5 Prozent. Die Thüringer Kulturwirtschaft erreichte im Jahr 2006 steuerbare Umsätze nach dem Grundmodell in Höhe von 782 Millionen Euro und nach dem Landesmodell in Höhe von 1,17 Milliarden Euro. Das sind 1,6 Prozent bzw. 2,4 Prozent der Umsätze der Gesamtwirtschaft. Der Anteil der Steuerpflichtigen liegt im Grundmodell bei 4 Prozent und im Landesmodell bei 5 Prozent aller Steuerpflichtigen des Landes. Die mit den Umsätzen verbundenen Arbeitsmarkteffekte sind erheblich. Die Kulturwirtschaft in Thüringen weist im Jahr 2006 11.850 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach dem Grundmodell bzw. 18.150 nach dem Landesmodell auf. Als Erwerbstätige in der Kulturwirtschaft in Thüringen werden ca. 17.300 nach Grundmodell bzw. 26.500 nach Landesmodell ausgewiesen.

Zu den Wechselwirkungen zwischen öffentlich geförderter Kultur und der gewinnorientierten Kulturwirtschaft zwei Beispiele: Bei der Klassik Stiftung Weimar, die 18,3 Millionen Euro öffentliche Mittel – davon rund 6,9 Millionen Euro vom Land – als Zuschuss für den Verwaltungshaushalt 2007 erhalten hat, belaufen sich die direkten wirtschaftlichen Effekte auf rund 43 Millionen Euro und die indirekten wirtschaftlichen Effekte auf rund 86 Millionen Euro.

Das Tanz- und Folkfest Rudolstadt generiert mit rund 78.000 Euro öffentlichen Zuschüssen direkte wirtschaftliche Effekte von rund 2,2 Millionen Euro und indirekte von rund 4,4 Millionen Euro. Beide Beispiele weisen einen hohen Wirkungsgrad der öffentlichen Kulturförderung aus. Die hier eingesetzten Mittel erzielen leicht zwei- bis dreimal so hohe direkte und noch weit höhere indirekte Effekte.

Alleinstellungsmerkmal der Thüringer Kulturlandschaft sind die Residenzstädte. Sie besitzen bedeutende und relevante kulturelle Angebote und sind touristische Impulsgeber. Ihr Dichte und kulturelle Vielfalt sind einzigartig. Aufgrund herausragender Potenziale liegt ein weiterer Schwerpunkt der im Rahmen der klassischen Kulturwirtschaftsbranche ‚Medienwirtschaft’ im Bereich Kindermedien. Hier werden die Ausgangsbedingungen für eine weitere erfolgreiche Entwicklung des ‚Kindermedienlandes Thüringen’ als äußerst günstig bewertet. Zentrale Indikatoren für diese Einschätzung sind die positive Entwicklung des KinderMedienZentrums sowie die räumliche Konzentration von Unternehmen im ‚Mediendreieck’ Erfurt-Weimar-Ilmenau.

Zusammenfassend kann gesagt werden:

  • Der Thüringer Kulturwirtschaftsbericht ist der erste Kulturwirtschaftsbericht, der auf der Basis der von den Wirtschaftsministern der Länder vereinbartem Grundmodell basiert.

  • Das hohe öffentliche Kulturengagement in Thüringen hat seine Berechtigung, da sich daraus erhebliche Effekte für die erwerbswirtschaftlich orientierte Kulturwirtschaft ergeben.

  • Mit den zahlreichen Residenzstädten verfügt Thüringen über eine außerordentliche und alleinstellende Kulturdichte.

  • Die Thüringer Kulturwirtschaft hat wertvolle Potenziale sich weiter zu entwickeln und zu wachsen.

Als nächstes wird die Landesregierung:
  • mit den Kulturverbänden, Kommunen und der Wirtschaft den Dialog über den Kulturwirtschaftsbericht suchen,

  • wichtige Aspekte des Kulturwirtschaftsberichts im Kulturkonzept berücksichtigen sowie

  • die kulturwirtschaftlichen Potenziale der Thüringer Alleinstellungsmerkmale über ihre Bedeutung für den Tourismus hinaus untersuchen.

Kultur hat im Freistaat einen festen Platz. Thüringen bleibt auch weiterhin Kulturland auf höchstem Niveau.“
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