Die Stadt Köln und die Bühnen Köln sind gezwungen, den ursprünglich für den November dieses Jahres vorgesehenen offiziellen Fertigstellungstermin der beiden Spielstätten am Offenbachplatz zu verschieben. Die von der Stadt Köln in Auftrag gegebene neue, grundlegende Analyse des Baufortschrittes dieses 278-Millionen-Euro-Projektes wurde vor wenigen Tagen vom Projektsteuerer der Stadt und den Bühnen vorgestellt. Danach kann eine diesem hochkomplexen Projekt angemessene Qualitätssicherung und eine wirtschaftlich korrekte Bauabwicklung nur sichergestellt werden, wenn der Fertigstellungstermin verschoben wird. Die seit August 2014 ergriffenen Beschleunigungsmaßnahmen haben das Projekt vorangebracht, stoßen nun allerdings an ihre Grenzen. Deshalb wurden heute die Fraktionen im Rat der Stadt Köln über die Verschiebung des Eröffnungstermins informiert. Die Ratsausschüsse wurden in den vergangenen Monaten in fortlaufenden Monatsberichten über die aktuelle Entwicklung auf der Baustelle und die Risiken unterrichtet.
Das Kölner Schauspiel wird seine Interimsstätte in Köln-Mülheim verlängern, für die Kölner Oper laufen derzeit Verhandlungen über einen Ersatzspielort. Sowohl die Bühnen Köln als auch die Stadt Köln gehen davon aus, dass noch in der jetzt bevorstehenden Spielzeit 2015/2016 erste Sonderproduktionen wieder am Offenbachplatz stattfinden können. Einen offiziellen neuen Eröffnungstermin können die Stadt Köln und die Bühnen Köln zurzeit noch nicht nennen. Dem Hauptausschuss wird in seiner nächsten Sitzung am 3. August 2015 eine aktualisierte Kostenübersicht vorgelegt.
"Diese Entscheidung ist schmerzhaft aber leider unvermeidbar. Die Mehrheit des Rates, hat sich 2011 bei der ehrgeizigen Entscheidung, diese denkmalgeschützten 50er- und 60er-Jahre-Bauten zu sanieren und dort neueste Technik zu installieren, den automatisch damit verbundenen großen Risiken gestellt. Es ist filigranste Abstimmung erforderlich, um die hochmoderne Bühnen-, Installations- und Sicherheitstechnik in diesem Gebäude optimal zu installieren. Beschleunigungsprogramme, wie wir sie gestartet hatten, helfen nur zum Teil. Qualitätssicherung und wirtschaftliche Solidität gehen vor Schnelligkeit“, so Oberbürgermeister Jürgen Roters.
"Es hat sich herausgestellt, dass das Beschleunigungsprogramm, was wir auf der Baustelle in Gang gesetzt haben, durch Kollisionen bei verschiedenen Gewerken die vorhandene Bauabläufe überfrachtet und in Teilen auch kontraproduktiv wirkt“, sagt Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach. "Der von uns beauftragte Projektsteuerer hat auf unsere Bitte hin in den letzten Wochen noch einmal alle Effekte und Abhängigkeiten auf der Baustelle bis in die Grundstruktur hinein untersucht und ist zu der eindeutigen Einschätzung gekommen, dass aus Gründen der Qualitätssicherung der jetzt einzubauenden hochkomplexen technischen Gewerke und einer geregelteren Bauabläufe dieser enorme Zeitdruck aus dem Bauprojekt herausgenommen werden sollte. Ich bedaure diese Situation sehr und weiß um die nun äußerst schwierige Lage der Intendanten der Bühnen, aber ich bin überzeugt, dass wir mit vereinten Kräften auch den weiteren Weg gut zurücklegen werden.“
"Wir haben in großer Kraftanstrengung alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Beschleunigung ausgeschöpft“, unterstreicht Baudezernent Franz-Josef Höing. "Die Beschleunigung geht einher mit der parallelen Abwicklung unterschiedlicher Arbeitsschritte: Aufgaben, die normalerweise nacheinander bewältigt werden, werden momentan zur selben Zeit am selben Ort angegangen. Mittlerweile ist ein Punkt erreicht, wo aufgrund von Kollisionen die notwendige Sorgfalt im Einbau der Technik nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Geschwindigkeit, die erforderlich ist, um den geplanten Fertigstellungstermin zu halten, lässt sich nicht mehr mit unserem Anspruch einer gewissenhaften und qualitätsvollen Ausführung in Einklang bringen. Nicht zuletzt ist das Zeitfenster, das wir zum Einspielen der Haustechnik im Testlauf vor der Eröffnung benötigen, kleiner und kleiner geworden und heute praktisch nicht mehr vorhanden.“
"Natürlich hatten wir es anders geplant, aber wir müssen uns dieser Realität beugen. Wichtig ist uns, dass wir mit einzelnen Sonderproduktionen schon in der anstehenden Spielzeit an den Offenbachplatz zurückkommen können. Das ist ein wichtiges Signal an alle Oper- und Schauspielfreunde und auch an das eigene Ensemble. Wir werden unsere Spielpläne jetzt kurzfristig den neuen Gegebenheiten anpassen und schnellstmöglich vorstellen“, erklärten heute Opernintendantin Dr. Birgit Meyer und Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann.
Der eigentliche Baukörper, der mit seiner Architektur innen und außen heute bereits ein ansprechendes Bild zeigt, verbirgt eine hochkomplizierte Maschine, die fast sechs Jahrzehnte nach der Eröffnung der Oper mit seinerzeit völlig anderen technischen Ansprüchen nun auf den neuesten Stand gebracht wird. Der Zeitplan für die Sanierung des denkmalgeschützten Hauses war auch unter diesen Gesichtspunkten immer schon ausgesprochen ehrgeizig.
Trotz sorgfältiger Vorbereitung und permanenten Controllings hat es in den zurückliegenden drei Jahren Bauzeit auch immer wieder Überraschungen gegeben, die bei der Sanierung eines denkmalgeschützten Altbestandes nicht unüblich sind. Stets wurden auch auf unerwartete Problemlagen überzeugende Antworten gefunden. Und dennoch oder gerade deshalb ist es aus Sicht der Stadt jetzt geboten, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um die noch anstehenden Aufgaben mit der notwendigen Präzision fertig zu stellen.
Die geschäftsführende Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, Petra Rinnenburger, weist zudem auf die Finanzverantwortung der Stadt hin: "Trotz des Termindrucks müssen unter dem Gebot der europäischen Vergaberichtlinien und der Wirtschaftlichkeit die von den Firmen geforderten Zusatzkosten für die Maßnahmen der Beschleunigung immer auch vertretbar bleiben.“
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Quelle
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