Mit einem Aufruf an Kulturstaatsministerin Christina Weiss zur Neustrukturierung der Bundeskulturförderung ging gestern die 11. Vollversammlung der 1,3 Millionen Mitglieder zählenden Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände e.V. (BDMV) zu Ende. Bundesminister a.D. Dr. Wolfgang Bötsch MdB wurde einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. Im Rahmen des Festaktes zum 25jährigen Verbandsjubiläum hielt Schriftsteller Wolf Wondratschek eine vielbeachtete Festrede.

Die inhaltliche Diskussion sowie die Formulierung neuer Lösungswege für die Probleme der über 18 000 Mitgliedsorchester standen im Mittelpunkt der Vollversammlung. Einstimmig verabschiedeten die Delegierten die „Stuttgarter Thesen“, ein kulturpolitisches Grundsatzpaper. Zentrale Forderung: Die Förderung von Kultur aus Bundesmitteln müsse grundlegend überdacht werden. BDMV-Generalsekretär Stefan Liebing: „Die Weiterentwicklung der kulturellen Grundversorgung, die musikalische Ausbildung von jungen Menschen und die Arbeit in den Vereinen vor Ort ist bislang völlig außen vor, dagegen ist der Sinn vieler hoch geförderter Projekte aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar.“
Geänderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und eine schwierige Finanzlage der öffentlichen Hand träfen gemeinnützige Vereine auf unterschiedliche Weise, so der Verband: Orchester und Ensembles, die einen festen Pfeiler im Gemeinwesen der Bundesrepublik Deutschland darstellten, kämpften durch höhere Belastungen an Steuern und Abgaben sowie durch geringere Bereitschaft privater Geldgeber ums Überleben.

Die Struktur der finanziellen Förderung von Kulturprojekten auf Bundesebene muss nach Meinung der BDMV überprüft werden. Diese Überprüfung soll dafür sorgen, dass Projekte der Breitenkultur stärker gefördert werden und junge Menschen mit musikalischem Engagement in Berührung bringen. Beim Ausgeben von Steuergeldern muss künftig auch ein Kriterium sein, wie viele Menschen mit diesen Projekten erreicht werden können, so die BDMV-Forderung.

„Ein nicht transparentes sowie unkoordiniertes System und nicht nachvollziehbare Bevorzugung von Verbänden – dies ist der Zustand der Kulturförderung des Bundes. Dieses System muss von Staatsministerin Weiss dringend überprüft und verändert werden. Kein Verband hat in den letzten Jahren einen so tiefgreifenden Veränderungs- und Organisationsprozess hinter sich wie die BDMV. Unser Engagement wird von Seiten der Bundespolitik weder wahrgenommen noch unterstützt.“, fasst Liebing die Meinung der Delegierten zusammen.

An Verbesserungsvorschlägen mangelte es bei der Vollversammlung der BDMV nicht: Neben einer Veränderung der steuerabzugsfähigen Spendenpraxis, einer Erhöhung der Übungsleiterpauschale sowie einer radikale Vereinfachung der jährlichen Steuererklärung von Vereinen und Verbänden sprachen sich die Vertreter der Orchester für eine Anpassung des Vereinsrechts aus.

Als Nachfolger des verstorbenen Präsidenten Dr.h.c. Gerhard Weiser wählten die Delegierten einstimmig Dr. Wolfgang Bötsch MdB zum neuen Präsidenten der BDMV. Unterstützt wird der neue Präsident von den Vizepräsidenten Gitta Connemann MdB (Vorsitzende der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages), Horst H. Sassik sowie Wolfgang Roggatz. Auch Generalsekretär Stefan Liebing wurde in seinem Amt von den Delegierten mit großer Mehrheit bestätigt.

Im anschließenden Festakt anlässlich des 25jährigen Jubiläums wurde den Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur ein umfangreiches Programm geboten. Die bekannte Moderatorin der ZDF-Sendung „aspekte“ Luzia Braun, führte durch das Programm.

Im Mittelpunkt des Festaktes stand die Rede des österreichischen Schriftsteller Wolf Wondratschek, die in gekonnter und brillanter Weise die Laienmusik als Kunst adelte und dem Auditorium mit manch tiefsinniger Bemerkung spannende Denkanstöße zur Betrachtung der Breitenkulturbewegung gab.

„Die Weichen für die Zukunft sind gestellt – ein schlagkräftiges Präsidium sowie eine ausgezeichnete inhaltliche Positionierung sind die Ergebnisse unserer Vollversammlung. Wir sind bereit. Nun müssen die bundespolitischen Entscheidungsträger ihren Teil zum Weiterbestehen unserer großen Bewegung beitragen “, so Stefan Liebing.

Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Assistentin des Generalsekretärs, Birgit Flauger, Telefon 0711 / 520 892 – 41 oder senden Sie ein Email an flauger@bdmv-online.de.