Der Komponist Paul-Heinz Dittrich ist am 28. Dezember im Alter von 90 Jahren im Kreise seiner Familie in Zeuthen, Brandenburg, gestorben.
Er gilt als eine der prägendsten Künstlerpersönlichkeiten der vergangenen Jahrzehnte, die mit ihrem substantiell-charaktervollen Werk die neuere Musikgeschichte entscheidend mit beeinflusst hat. Mit der Akademie der Künste war er lange Zeit eng verbunden: Von 1958 bis 1960 studierte er als Meisterschüler Komposition bei Rudolf Wagner-Régeny, seit 1983 war er Mitglied der Akademie der Künste der DDR und bildete bis 1991 Meisterschüler aus. Von 1990 bis 1993 war er Sekretär der Sektion Musik und gestaltete die Vereinigung der beiden deutschen Akademien maßgeblich mit. Sein Vorlass befindet sich bereits im Archiv der Akademie der Künste. Paul-Heinz Dittrich galt als wichtiger Vertreter der avancierten Musik in der DDR. Über alle Grenzen hinweg war er in einem kontinuierlichen und lebendigen Austausch mit zahlreichen Kunstschaffenden wie Carlfriedrich Claus, Sofia Gubaidulina, Karlheinz Stockhausen oder Luigi Nono. Er war Gastprofessor unter anderem in Freiburg/Breisgau (1979), Los Angeles (1980) und Tel Aviv (1990) sowie am IRCAM Paris (1984). Paul-Heinz Dittrich war schließlich von 1990 bis 2002 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler“ in Berlin. Sein Werk beinhaltet oft Bezüge zu literarischen Quellen. Er vertonte in seinem vielseitigen instrumentalen, vokalen und szenisch kammermusikalischen Werk Literatur von Charles Baudelaire, Maurice Maeterlinck, Samuel Beckett, Franz Kafka, James Joyce, Heiner Müller und insbesondere Paul Celan, oft unter Einbezug von Live-Elektronik. 1991 gründete er das Brandenburgische Colloquium für Neue Musik, das er bis 2000 leitete. Seine Werke wurden in vielen europäischen Ländern, Asien und den USA aufgeführt. Zuletzt wurde seine Kammermusik XVII, komponiert 2015, im Oktober 2020 im Dresdner Kulturpalast uraufgeführt. Mit ihm verliert die Akademie der Künste einen maßgeblichen Impulsgeber des zeitgenössischen europäischen Musiklebens.
Die Akademie der Künste trauert um ihr Mitglied.