Der 55. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2010 geht an Ansgar Beste aus Münster für sein Werk "Rituel Bizarre" für präpariertes Streichorchester (2008/2009) und Leopold Hurt aus Hamburg für sein Werk "Erratischer Block" (2006). Beide erhalten ein Preisgeld in Höhe von 6000 Euro.
Das Preisträgerkonzert und die Übergabe der Urkunden erfolgen im Rahmen des Festivals Neue Musik Stuttgart ECLAT im Februar 2011. Um den 55. Kompositionspreis hatten sich 15 Komponistinnen und 70 Komponisten mit insgesamt 165 Werken beworben.
Die Stadt Stuttgart schreibt den Kompositionspreis seit 1955 jährlich aus. Ziel des Wettbewerbs ist es, Komponistinnen und Komponisten zu fördern und ihnen und der zeitgenössischen Musik den Weg ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu ebnen. Der Kompositionspreis ist mit insgesamt 12 000 Euro dotiert. Der Preis kann in bis zu zwei Teilen vergeben werden.
Eine vom Gemeinderat berufene Jury wählte die Preisträger aus. Die Mitglieder sind Hans-Peter Jahn (Vertreter des SWR), Professor Caspar Johannes Walter (Vertreter der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart), Dr. Winrich Hopp (Künstlerischer Leiter des "Musikfest Berlin"), Dr. Eleonore Büning (Musikwissenschaftlerin), Andreas Dohmen (Komponist), Rebecca Saunders (Komponistin) und Professor Jörg Widmann (Komponist) sowie - als Vorsitzende - die Leiterin des Kulturamts, Susanne Laugwitz-Aulbach. Der Ausschuss für Kultur und Medien und der Verwaltungsausschuss nehmen von der Entscheidung am 18. beziehungsweise 19. Mai Kenntnis.
"Der Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart ist Deutschlands ältester Preis für Komponisten Neuer Musik", so die Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, Dr. Susanne Eisenmann. Preisträger waren unter anderem Helmut Lachenmann, Peter Ruzicka, Aribert Reimann, Younghi Pagh-Paan und Adriana Hölszky. "Diese Namen", betont Eisenmann, "verdeutlichen, dass die Jury über die Jahre hinweg ein gutes Gespür dafür hatte, große Talente aus der Fülle der Bewerberinnen und Bewerber herauszufiltern."
"Die Jury hat sich bewusst für Künstler entschieden, von denen sie sich eine Fortentwicklung der Musik verspricht", fasst die Juryvorsitzende Susanne Laugwitz-Aulbach die Entscheidungsgrundlage der Juroren zusammen. "Die Qualität der Einreichungen hat uns alle begeistert. Neue Musik ist stets auf der Suche nach bislang unerforschten Klängen und Strukturen. Was heute noch ungewöhnlich klingt, kann in einigen Jahren schon in den Formenkanon der zeitgenössischen Musik eingedrungen sein."
Zu den Preisträgern
Ansgar Beste, geboren am 15. August 1981 in Malmö/Schweden, hat von 2002 bis 2007 an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar bei Professor Ulrich Vogel Opernkorrepetition, bei Professor Gunter Kahlert Dirigieren und - ab 2004 - Komposition bei Professor Michael Obst studiert. Außerdem absolvierte er von 2004 bis 2006 Pädagogische Ergänzungsstudien in Klavier bei Professor Gerhard Erber und Musiktheorie bei Professor Klaus Heiwolt sowie 2005 bis 2007 Kulturmanagement bei Professor Dr. Steffen Höhne. Ein Künstlerisches Masterstudium Komposition bei Professor Luca Francesconi an der Musikhochschule in Malmö (Malmö Academy of Music, Lund University) ergänzte 2007 bis 2009 seine Ausbildung. Er besuchte unter anderem 2006 und 2008 die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt und 2003 bis 2006 Meisterkursen für Chor- und Orchesterdirigieren bei Professor Jorma Panula, Professor Salvador MasConde, Professor Howard Arman, Professor Hartmut Haenchen und Professor Sylvain Cambreling.
Als Liedbegleiter (2002 bis 2007), Korrepetitor am Theater Erfurt und an der Kammeroper Ulm (2004), Basssänger im Kammerchor der Weimarer Hochschule (2003 bis 2006) und Dirigent des "Ensemble Querstand" sammelte er weitere Erfahrungen. Beste komponierte "Rituel Bizarre" für präpariertes Streichorchester, das 2009 durch das "Orchestra J Futura" und Maurizio Dini Ciacci (Dirigent) auf der Venediger Biennale als Auftragswerk uraufgeführt wurde.
2008 wurde Beste für das Werk "Music Theatre 2 - Musiktheater-Performance für zwei, einen oder keinen Schauspieler und Tonband" mit dem Kompositionspreis der Königlichen Musikalischen Akademie Stockholm ausgezeichnet, 2009 erhielt er den Kompositionspreis der schwedischen Verwertungsgesellschaft für Musikschaffende (STIM) für das Werk "Music Theatre 1 - Musiktheater-Szene für zwei weibliche und zwei männliche Vokalisten".
Leopold Hurt, geboren am 12. Februar 1979 in Regensburg, studierte am Richard-Strauss-Konservatorium München Zither bei Georg Glasl, sowie Viola da Gamba und Historische Aufführungspraxis bei Hartwig Groth und Michael Eberth. In Komposition wurde er von Peter Kiesewetter unterrichtet. Er nahm an Meisterkursen von Dieter Schnebel, Paul-Heinz Dittrich (Komposition), sowie von Nigel North (Alte Musik) teil und besuchte Kurse für Elektronische Musik am IRCAM in Paris. 2004 setzte er sein Kompositionsstudium bei Manfred Stahnke an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg fort. Hurt machte mit dem Musiktheater "MEDEA" nach Christa Wolf (Hamburg 2008) auf sich aufmerksam. Eine Reihe von Werken spiegelt seine Auseinandersetzung mit Klangdokumenten mitteleuropäischer Volksmusik wider, letzteres auch mit elektronischen und multimedialen Mitteln. Seine Werke wurden vom Ensemble Modern, dem Ensemble Integrales, dem Münchener Kammerorchester und dem Österreichischen Ensemble für Neue Musik interpretiert.
Als Instrumentalist erhielt Hurt unter anderem Engagements beim Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, beim Sinfonieorchester des WDR sowie beim Orchestra di Roma. Daneben wirkt er auch als Dirigent und trägt auf vielfältige Weise zur Integration der Zither im aktuellen Musikleben bei.
Hurt wurde mehrfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt er den "Rauhe-Preis für Neue Kammermusik", den "Gustav-Mahler-Kompositionspreis" Klagenfurt und war ausgewählter Komponist beim Internationalen Kompositionsseminar der Ensemble Modern Akademie Frankfurt. 2003/2004 erhielt er ein Stipendium für einen Aufenthalt an der "Cite Internationale des Arts" Paris. Seit Oktober 2009 lebt und arbeitet er als Stipendiat des Freistaats Bayern im Internationalen Künstlerhaus "Villa Concordia" in Bamberg.
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