Mit einer Auftaktveranstaltung für Lehrkräfte, Komponisten*innen und Mediencoaches im Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main ist gestern ein neues bundesweites Programm zur Hör- und Zuhörbildung an allgemeinbildenden Schulen gestartet. Hör.Forscher! wurde als Kooperationsprogramm der PwC-Stiftung, des Netzwerks Junge Ohren e.V. und der Stiftung Zuhören ins Leben gerufen und vereint unter einem Dach die bereits erfolgreich laufenden Programme KLANGRADAR sowie Klang.Forscher! Die Initiative setzt neue Impulse für die kulturelle Bildung in den teilnehmenden Schulen und integriert die Zuhörbildung langfristig und nachhaltig im alltäglichen Unterricht. Schulen, die beide Programmteile durchlaufen, werden mit dem Label "Hör.Forscher!-Schule“ ausgezeichnet.
Hör.Forscher! richtet sich an Schulklassen oder Schülergruppen der 5. bis 10. Jahrgangsstufe aller Schularten in ganz Deutschland. Ziel ist es, durch Methoden des Forschenden Lernens die Hör- und Zuhörbildung von Kindern und Jugendlichen zu fördern sowie einen Beitrag zur nachhaltigen Schulkulturentwicklung zu leisten. Das Programm kann in allen Unterrichtsfächern durchgeführt werden und bietet Schülerinnen und Schülern unabhängig von ihrer Vorerfahrung Zugänge zum kreativ-künstlerischen Handeln. Ausgangspunkt für die praktische Umsetzung sind die Ideen der Schülerinnen und Schüler selbst. Sie konzipieren und gestalten vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenswirklichkeit und schaffen künstlerische und mediale Produktionen, die zugänglich für andere Schülerinnen und Schüler sind.
Zwölf Schulen aus Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen, Hessen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Berlin und Hamburg haben sich für den ersten Hör.Forscher!-Durchgang angemeldet. Im ersten Jahr nehmen sechs Schulen jeweils an dem Programmteil Klang.Forscher! und dem Programmteil KLANGRADAR teil. Im zweiten Jahr besteht die Möglichkeit zu einer Mitwirkung am anderen Programmteil.
NACHHALL – Echo unserer Zukunft
Angeregt durch die aktuelle Umwelt- und Klimaschutzdebatte, die mit der Fridays-for-Future-Bewegung unter Schülerinnen und Schülern eine große Resonanz erfährt, lautet das Thema des ersten Hör.Forscher!-Programmdurchgangs "NACHHALL – Echo unserer Zukunft“. Damit knüpft Hör.Forscher! unmittelbar an die Lebenswelten der Schülerinnen und Schüler an und eröffnet ihnen einen offenen Raum zur künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem Thema.
Klang.Forscher!
Welche Rohstoffe stecken in unseren Mobiltelefonen, T-Shirts oder Fahrrädern? Woher stammen sie? Welche Wege legen sie zurück? Was ist eine Ressource? Diesen und vielen weiteren Fragen gehen die Klang.Forscher! auf den Grund. Sie machen sich Gedanken zu ihrer Umwelt, erforschen, mit welchen Klängen sich das Thema darstellen lässt und produzieren aus Geräuschen, Tönen, Interviews und Texten ein Hörstück in Form eines Hörspiels, eines Kurzfeatures oder einer Collage, das in einem professionellen Tonstudio aufgenommen wird. Dabei werden sie von Mediencoaches nach dem Prinzip des Forschenden Lernens unterstützt. Bei der Projektarbeit (Februar bis Mai 2020) schulen die Schülerinnen und Schüler ihre akustische Wahrnehmung, den kreativen Umgang mit Klang und den selbstbestimmten Umgang mit Medien.
KLANGRADAR
KLANGRADAR eröffnet Schülerinnen und Schülern die Welt der experimentellen Musik. Im wöchentlichen Musikunterricht begleitet eine Komponistin oder ein Komponist, gemeinsam mit der Lehrkraft, die Klasse auf eine Klangforschungsreise, welche die Schüler*innen zur Entdeckung neuartiger Hör- und Klangräume führt. Für die Teilnahme an KLANGRADAR sind weder musikalische noch instrumentale Vorkenntnisse gefragt, sondern vielmehr Neugierde, Forschergeist und Mut, sich auf neue und ungewohnte Klänge einzulassen. Im Zentrum des künstlerischen Prozesses steht dabei das Miteinander, denn es wird im Klassenverband kreativ geforscht und komponiert. In einer dreimonatigen Arbeitsphase (Februar bis Mai 2020) erarbeitet jede Klasse eine Gemeinschaftskomposition.
Abschlussveranstaltung
In einer gemeinsamen Abschlussveranstaltung am 18. Juni 2020 in Berlin werden die Hörstücke der Klang.Forscher! und die KLANGRADAR-Kompositionen vor Publikum präsentiert. Ein Regieteam unterstützt die Schülerinnen und Schüler dabei, ihre Stücke in Szene zu setzen.
Die Laufzeit des Programms beträgt vier Jahre. Programmbegleitend wird eine Materialsammlung ("Werkzeugkoffer“) erstellt, die auch Handlungsempfehlungen für die weitere Arbeit der beteiligten Schulen enthält. Lehrkräfte sowie Multiplikatoren*innen werden zukünftig auf die noch im Aufbau befindliche Website der Hör.Forscher! zugreifen und dort erprobte und praxisnahe Materialien abrufen können, um (Zu)Hörbildung und schöpferisches Arbeiten in der Schule dauerhaft zu vermitteln.
Lutz Roschker, Vorstandsmitglied der PwC-Stiftung: "Durch das Programm Hör.Forscher! erhalten junge Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und ihren sozioökonomischen Voraussetzungen die Möglichkeit, ihre akustische Wahrnehmung zu schulen und sich ebenso kreativ wie produktiv mit ästhetischen Formen sowie kulturellen Prozessen auseinanderzusetzen.“
Birgit Echtler, Geschäftsführerin der Stiftung Zuhören: "(Zu)Hör-Kompetenzen bilden die Grundlage für einen respektvollen Umgang in der Demokratie, für konstruktiven und wertschätzenden Dialog und kulturelle Teilhabe. Sie sind zudem die Basiskompetenzen für ein Leben und Lernen in der digitalen Welt.“
Katharina von Radowitz, Geschäftsführerin des Netzwerks Junge Ohren e.V.: "Über das Hören werden die Voraussetzungen für die ästhetische Wahrnehmung und Gestaltung von Produkten wie Musik und Klangkunst geschaffen. Die Schülerinnen und Schüler beteiligen sich über das Programm KLANGRADAR aktiv an der Gestaltung ihrer kulturellen Umgebung.“
Teilnehmende Schulen 2020
Klang.Forscher!
- Eduard-Spranger-Schule, Reutlingen
- Humboldt-Gymnasium, Vaterstetten
- Otto-Seeling-Schule, Fürth
- Johanneum-Gymnasium, Herborn
- Freiherr-vom-Stein-Schule, Neumünster
- Rhön-Ulstertal-Schule, Geisa
KLANGRADAR
- Paula-Fürst-Schule, Berlin
- Heinrich-Zille-Grundschule, Berlin
- Lessing-Stadtteilschule, Hamburg
- Baltic-Schule, Lübeck
- Georg-Büchner-Schule, Frankfurt am Main
- Freie Schule Anhalt, Köthen