Restaurierungsprozess
Restaurierungsprozess der Notenhandschrift von Carl Philipp Emanual Bach  
Foto:  Bach-Archiv Leipzig

Auf einer Auktion des Londoner Auktionshauses Sotheby‘s erwarb das Bach-Archiv Leipzig 2021 die bislang verschollen geglaubten originalen Handschriften des Komponisten Carl Philipp Emanuel Bach. Das seltene Frühwerk war 1731 in Leipzig entstandenen. Am 13. April präsentierten die Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig, Dr. Skadi Jennicke, und der Direktor des Bach-Archivs, Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, die frisch restaurierte Partitur samt Stimmensatz der Öffentlichkeit.

Der Komponist hatte das dreisätzige Stück für Violine, Flöte und Generalbass im Alter von 17 Jahren unter den Augen seines Vaters geschrieben und in späteren Jahren überarbeitet. Mit dem Ankauf durch das Bach-Archiv Leipzig kehrt dieses singuläre Quellenmaterial zur Bach-Rezeption an den Ort seiner Entstehung – den Leipziger Thomaskirchhof – zurück. Hier ist es erstmals und zudem dauerhaft öffentlich zugänglich.

Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig: »Der Komponist Carl Philipp Emanuel Bach hat den Großteil seines Leipziger Frühwerks in späteren Jahren selbst vernichtet. Es ist daher sowohl für die Stadt Leipzig als auch für die Musikforschung bedeutsam, dass Partitur und Stimmen einer 1731 entstandenen und später überarbeiteten Triosonate Bachs nun die Sammlung des Bach-Archivs Leipzig bereichern. Das Werk stammt aus der Feder eines 17-Jährigen, der geprägt ist von dem reichen Musikkosmos Leipzigs. Die Aura der belebten Kantorenwohnung am Thomaskirchhof, die Ausbildung an der Thomasschule und das studentische Musizieren formten einen jungen Musiker, der später als einer der bedeutendsten Komponisten der Empfindsamkeit und hoch angesehener Musikdirektor der Stadt Hamburg in die Musikgeschichte einging.«

Die mit großzügiger Unterstützung der privaten Spenderinnen und Spender Barbara Lambrecht-Schadeberg, Adelheid und Jon Baumhauer sowie Dr. Arend Oetker erworbene autographe Notenhandschrift hatte sich im Nachlass des Händel-Forschers Friedrich Chrysander (1826–1905) erhalten und war bis zur Auktion im Besitz seiner Nachkommen verblieben. Im Anschluss an den Ankauf wurde das Quellenmaterial durch die auf Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut spezialisierte Schempp Bestandserhaltung GmbH in Kornwestheim umfänglich restauriert.

Dr. Skadi Jennicke, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Kultur der Stadt Leipzig: »Die Musikstadt Leipzig ist nach außen hin weithin sichtbar durch ihre berühmten Institutionen, traditionsreichen Stätten und beliebten Veranstaltungen. Ihr Fundament aber liegt in dem Schatz ihrer musikalischen Denkmäler: die seit mehr als fünf Jahrhunderten hier zusammengetragenen wertvollen Handschriften und gedruckten Ausgaben. Sie bilden das bedeutsame Erbe, das es zu pflegen, zu mehren, zu erforschen und für die Praxis aufzubereiten gilt. Auch das Bach-Archiv wurde einst gegründet, um die in Leipzig befindlichen Kompositionen der Musikerfamilie Bach zu bewahren. In den vergangenen Jahren konnte die einzigartige Sammlung des Hauses erfolgreich erweitert werden; sie ist mittlerweile ein Magnet für Wissenschaftler:innen und Musiker:innen aus aller Welt. Ich freue mich, dass sich mit der in Leipzig entstandenen Triosonate nun auch eine seltene originale Handschrift des jungen Carl Philipp Emanuel Bach in diese Sammlung einreiht.«

Das Bach-Archiv Leipzig versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Im Bewusstsein der Bedeutung Bachs erfüllt es im historischen Bosehaus am Thomaskirchhof einen umfassenden und vielfältigen Auftrag für eine breite internationale Öffentlichkeit. Zugleich leistet es damit einen Beitrag zur Profilierung der Musikstadt Leipzig, deren kulturelle Identität der Name Bach maßgeblich prägt.

Das Bach-Archiv ist Mitglied der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen und gehört zu Deutschlands »Kulturellen Leuchttürmen«. Es zählt laut einer von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erstellten Studie zu den »wichtigsten gesamtstaatlich bedeutsamen Kultureinrichtungen« in den neuen Bundesländern.