Die Empfehlungen des Fachbeirats Kulturelle Bildung schaffen eine gute Grundlage, um die Kooperation zwischen Schule und Kultureinrichtungen weiter zu stärken. Inzwischen haben sich Über 1000 Schulen mit neuen Kulturbeauftragten gemeldet. Das bezeugt ein überwältigendes Engagement der Lehrerinnen und Lehrer und die große Bedeutung der Kultur in den Schulen. Als erste Maßnahme sollen Musik und Kunst/Werken in der Grundschule wieder eigenständige Fächer werden.
"Kulturelle Bildung ist ein ebenso wichtiger Bestandteil des Schulwesens wie das mathematisch-naturwissenschaftliche oder das sprachbezogene Lernen. Kulturelle Bildung ist in den Bildungsplänen aller Schularten fest verankert und wird mit den neuen Bildungsplänen ab 2015 noch weiter gestärkt." Dies sagte der baden-württembergische Minister Stoch anlässlich der Übergabe der Empfehlungen des Fachbeirats Kulturelle Bildung am Dienstag in Stuttgart.
Ministerin Bauer ergänzte: „Mit dem Ziel der kulturellen Bildung wollen wir den Zugang für alle zur ästhetischen Bildung und zur Teilhabe am kulturellen Leben, unabhängig von der sozialen Herkunft, erreichen.“ Dabei sei kulturelle Bildung der Tradition, aber auch aktueller kultureller Ausdrucksformen verpflichtet.
Beide Minister danken dem Beirat für sein großes Engagement und die hohe Sachkenntnis bei der Entwicklung der Empfehlungen.
Hieraus würden erste Maßnahmen bereits umgesetzt. So habe das Kultusministerium mit einem Aufruf die Schulen eingeladen, im Lehrerkollegium Kulturbeauftragte als Ansprechpartner und Lotsen für Kulturschaffende von außen einzurichten. Bereits nach wenigen Wochen hatten sich über 1000 Schulen in Baden-Württemberg mit neuen Kulturbeauftragten gemeldet („Kulturbeauftragte“ Lehrkräfte auf freiwilliger Basis, inzwischen 871 Schulen + 139 „Kultursprecher“ an Stuttgarter Schulen; insgesamt 1.010 Schulen). „Das bezeugt ein überwältigendes Engagement der Lehrerinnen und Lehrer und die große Bedeutung der Kultur in den Schulen“, so Stoch.
Lokale Kooperationen stärken
Mit den neuen Bildungsplänen werde es außerdem eine Stärkung des Fachunterrichts im musisch-ästhetischen Bereich geben. Beispielsweise soll zukünftig wieder eine getrennte Ausweisung von Sachunterricht und musisch-kultureller Bildung gelten. Musik und Kunst/Werken werden in der Grundschule wieder eigenständige Fächer.
Allgemein sei es das Ziel, dass weitere regionale Strukturen der Zusammenarbeit, auch mit Unterstützung der Schulträger entstehen. Mit zwei großen Starter-Konferenzen am 11. Dezember 2013 im Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe und am 29. Januar 2014 im Kulturzentrum Roxy in Ulm werde die operative Zusammenarbeit von Schulen und Kultureinrichtungen weiter gefördert. "Wir wollen, dass Schulen noch stärker als Orte der Begegnung und der regionalen Zusammenarbeit ihre Stärken einbringen können," sagt Stoch.
Kunststaatsekretär Jürgen Walter, der den Fachbeirat leitete, wies darauf hin, dass man bereits auf viele vorhandene Erfolgsgeschichten aufbauen könne. Er nannte beispielhaft die Städte Heilbronn und Heidelberg, wo durch Finanzierung einer zusätzlichen Theaterpädagogenstelle mittlerweile 28, bzw. 36 Schulen verbindliche Kooperationsverträge mit ihren Theatern geschlossen hätten.
Walter: „Es geht in der Zukunft darum, verlässliche und nachhaltige Kooperationsstrukturen mit den Schulen zu unterstützen und Kultureinrichtung en als außerschulische Lernorte zu etablieren.“ Wichtiger als die Geschwindigkeit sei dabei insbesondere das nachhaltige Wachsen lokaler Kooperationen zwischen Schule und kultureller Einrichtung. Es sei langfristig am sinnvollsten, die bereits jetzt schon vorhandenen zahlreichen Projekte und Kooperationen vor Ort zu stärken: „Was von unten wächst, ist fest verwurzelt.“ Genau das werde mit Blick auf die Ganztagesschule gebraucht.
Über zwei Millionen Euro für kulturelle Bildung und interkulturelle Arbeit
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst stellt allein 1,5 Millionen Euro an Projektmitteln für die kulturelle Bildung bereit. Darunter sind Mittel für freie Theater und Kleintheater, außerdem Sondermittel, um Pädagogik in den Kultureinrichtungen zu stärken, Kooperationen und Vernetzung zu fördern und pädagogische Angebote bekannt zu machen. In den Jahren 2013/14 haben die Regierungsfraktionen den entsprechenden Haushaltstitel um 400.000 Euro aufgestockt, vor allem zur Stärkung der kulturellen Bildung außerhalb der Ballungszentren. Hinzu kommen Mittel aus der zweiten Tranche des „Innovationsfonds in Höhe von etwa 800.000 Euro, die ausschließlich für kulturelle Bildung und interkulturelle Kulturarbeit zur Verfügung stehen.
Das Kultusministerium fördert die Kulturelle Bildung in Baden-Württemberg an den Schulen und im außerschulischen Bereich ebenfalls mit zahlreichen Maßnahmen, wie der Landesförderung von 238 Musikschulen und 28 Jugendkunstschulen. Hinzu kommen Programme wie die Förderung der musisch-kulturellen Erziehung an den Schulen, das Programm Kulturagenten für kreative Schulen, die Förderung der Theater- und Spielberatung und Kooperationsprogramme Schule-Verein im kulturellen Bereich. Auch über das Jugendbegleiterprogramm werden Maßnahmen der Kulturellen Bildung gefördert. Insgesamt setzt das Kultusministerium hier jährlich rund 20 Millionen Euro ein.
Die Empfehlungen des Fachbeirats enthalten über das Angesprochene hinaus viele gute Anregungen, betonten beide Minister. Es werde intensiv geprüft, was sich davon in nächster Zeit umsetzen lasse. Dabei dürften allerdings die Ziele der Haushaltskonsolidierung und einer nachhaltigen Haushaltspolitik nicht aus den Augen verloren werden. Die wichtige Botschaft sei aber: Die Kultur ist Partner beim Ausbau der Ganztagsschulen.
Der Fachbeirat für kulturelle Bildung, vertreten durch das Redaktionsteam Prof. Udo Dahmen (Pop-Akademie, Mannheim), Brigitte Dethier (JES, Stuttgart), Rolf Graser (Forum der Kulturen, Stuttgart), Ingrid Merkel (Akademie Schloss Rotenfels) und Peter Spuhler (Badisches Staatstheater, Karlsruhe), wies darauf hin, dass die Empfehlungen ein auf breiter Basis entstandenes gemeinschaftliches Ergebnis von Gesprächen und Hinweisen der Fachleute aus Kultur und Bildung seien: "Ziel ist es, Schule, Ausbildung und Kultureinrichtungen enger und effektiver miteinander zu verbinden - zum Vorteil aller Beteiligten."
Der Fachbeirat soll künftig als dauerhaftes Beratungs- und Vernetzungsgremium weiterhin 1 Mal jährlich tagen.
Absätze
Mehr zum Thema