In einem gemeinsamen offenen Brief kritisieren der BMU und der VdM den geradezu kontraproduktiven Ansatz von Schulministerin Anna Stolz, der in den am 28. Februar veröffentlichten "Details zur PISA-Offensive Bayern" deutlich wird. Musikunterricht trägt zur umfassenden Persönlichkeitsentwicklung bei, stärkt die Konzentrations- und Lernfähigkeit und hilft Kindern nachhaltig bei der Entwicklung ihrer Sprachfähigkeiten und beim Lernen neuer Wörter. Auch das logische Denkvermögen für Fächer wie Mathematik wird durch Musizieren gefördert. Guter Musikunterricht trägt zur umfassenden Persönlichkeitsentwicklung bei und bildet somit erst die Voraussetzung für gutes Lernen in Fächern wie Deutsch und Mathemathik. Auch die sozialen Fähigkeiten werden in keinem anderen Fach so sehr gelernt und gestärkt wie in Musik.
Gerade dort, wo sich diese Fähigkeiten bei Kindern am stärksten entwickeln könnten, nämlich im Grundschulalter, wird diese Möglichkeit sträflich minimiert. Leidtragende sind die Kinder, besonders hart träfe diese Entscheidung Kinder mit Migrationshintergrund und sozialer Benachteiligung.
Die Autoren bemängeln, dass der gleiche Versuch bereits im Nachbarland Baden-Württemberg zwölf Jahre lang ausprobiert wurde und krachend gescheitert ist. Sie fordern, dass bei der Umsetzung des künftigen Rechtsanspruchs auf Ganztagsschule ab dem Schuljahr 2026/2027 Musik als eigenes Fach in einem integrativen Konzept seinen besonderen Stellenwert hat, ohne gegen andere Fächer aufgerechnet oder gar gestrichen zu werden. Die Absichten der Ministerin kämen sonst einer geplanten Bildungsbenachteiligung gleich.
Beide Berufsverbände, die zusammen rund 42 000 Fachlehrkräfte für Musik vertreten, prangern an, dass die Reduktion der künstlerischen Fächer faktisch einer Streichung des Musikunterrichts an den Grundschulen gleichkommt – diesen Missstand könne auch die Aussage „Kein Fach soll wegfallen“ nicht überdecken.