Auf der Jahreshauptversammlung des Deutschen Bühnenvereins in Dresden haben die Theater und Orchester beschlossen, ihre Aktivitäten gegen Rechtspopulismus und rechtsnationale Parteien zu verstärken. "Es geht darum, den Reichtum einer diversen Gesellschaft sichtbar werden zu lassen und diese nicht als Bedrohung zu empfinden“, sagte Bühnenvereins-Präsident Ulrich Khuon heute in Dresden.
Der Bühnenverein mischt sich bundesweit in die öffentliche Diskussion hierzu ein und besucht und veranstaltet Podiumsdiskussionen. Neben der heutigen Podiumsdiskussion mit dem Thema "Wir müssen reden! – Das Fremde und das Eigene“ beteiligte sich der Bühnenverein 2017 bis jetzt an Veranstaltungen am Theater Altenburg/Gera, am Puppentheater Magdeburg, beim Sächsischen Theaterfestival "Willkommen anderswo III“ in Bautzen und am Theater Heidelberg. "Theater und Orchester wollen die Gesellschaft stärker dazu ermutigen, sich für Demokratie und offene Gesellschaft einzusetzen. Sie leisten dies durch ihre künstlerischen, insbesondere partizipativen Projekte, aber auch, indem sie Diskursräume öffnen“, so Ulrich Khuon.
Der Bühnenverein will sich mit anderen kulturpolitischen Institutionen vernetzen, um Begrifflichkeiten in der öffentlichen Diskussion wieder positiv zu besetzen. "Rechtspopulisten und rechtsnationale Parteien verstehen sich darauf, Begriffe mit ihrem schwarz-weißen Weltbild zu besetzen. Sie verknüpfen Worte wie "Volk“, "Identität“, "Nation“, "Gesellschaft“, "Heimat“, "Wir/Die“ eng mit der eigenen Ideologie, obwohl ein Großteil der Bevölkerung damit keine Abschottung oder einen Kulturkampf verbindet oder verbinden möchte“, so Marc Grandmontagne, Geschäftsführender Direktor des Bühnenvereins. "Wir müssen diese Worte wieder neu erobern, sie mit Hoffnung und kultureller Vielfalt besetzen statt mit Aggression und Ausgrenzung. In diesen Zusammenhang gehören auch Fragen der Sprachkompetenz und damit der kulturellen Bildung. Gerade in Zeiten verkürzter, digitaler Kommunikation erleben wir, dass Feinheiten in der Sprache verschwinden und Begriffe mit einfachen Emoticons übermittelt werden.“
Der Bühnenverein unterstützt die Initiative kulturelle Integration und die in diesem Rahmen veröffentlichten 15 Thesen zu kultureller Integration und Zusammenhalt. Er ruft Institutionen und Privatpersonen dazu auf, die Thesen auf der Webseite http://kulturelle-integration.de/thesen zu unterzeichnen.
Darstellende KünstlerInnen, die aufgrund ihres Engagements für Demokratie und Zivilgesellschaft in den Fokus staatlicher Beobachtung oder Repression geraten, arbeiten in einigen Ländern unter dramatischen Bedingungen. Deutschland hat aus Sicht des Bühnenvereins eine Verantwortung, diesen Entwicklungen nicht tatenlos zuzusehen. Ulrich Khuon freut sich, dass der Bühnenverein auf Initiative des Gorki-Theaters Berlin gemeinsam mit Theaterschaffenden, dem Institut für Auslandsbeziehungen und dem Goethe-Institut ein erstes Stipendien-Programm für türkische KünstlerInnen auflegen konnte.
In Dresden diskutierten die Bühnenvereinsmitglieder auch über die Modernisierung der Verbandsarbeit. Themen wie Öffnung, Partizipation, Digitalisierung, öffentliche Relevanz und Geschlechtergerechtigkeit bestimmten die Diskussion. Der Dialog zwischen Theaterschaffenden einerseits und Kulturpolitik und Verwaltung andererseits wird im Hinblick auf Zukunftsfragen der Theater und Orchester intensiviert. Auch die Arbeitsbedingungen der KünstlerInnen können ohne die Einbindung der Politik nicht verbessert werden. Speziell beim Tarifvertrag NV Bühne wird der Bühnenverein weiter mit den Künstlergewerkschaften an Veränderungen arbeiten. Das 2017 bereits erreichte Ziel der Erhöhung der Mindestgage für KünstlerInnen soll nicht das Ende der Fahnenstange sein. Der Kontakt mit Initiativen wie Ensemble Netzwerk und art but fair wird weiter verfolgt werden.