Aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums der Donaueschinger Musiktage im Jahr 2021 fördert die Kulturstiftung des Bundes zusätzlich zu ihrer jährlichen "Leuchtturm“-Förderung ein drei Jahre währendes umfängliches Recherche- und Konzertprojekt zur Musik des Globalen Südens. Die Donaueschinger Musiktage erhalten im Hinblick auf das Jubiläum die einmalige Möglichkeit, um über die übliche Festivalplanung hinaus ein vierköpfiges internationales Expertenteam einzusetzen und mit einer mehrjährigen, auf drei Kontinente ausgedehnten Recherche zu beauftragen, deren Ergebnisse das künstlerische Profil des Jubiläumsfestivals im Jahr 2021 maßgeblich prägen sollen.
Die Donaueschinger Musiktage wurden 1921 ins Leben gerufen und sind das älteste und wohl auch renommierteste Festival für zeitgenössische Musik. Dort sind viele Meisterwerke der Moderne, unter anderem Werke von Igor Strawinsky, Pierre Boulez, György Ligeti, Karlheinz Stockhausen, erst aufgeführt worden. In Donaueschingen wurde stets experimentiert, es war ein Labor, das vielen Entwicklungen im 20. Jahrhundert den Weg gewiesen hat, zum Beispiel im Bereich der Live-Elektronik und der Klangkunst. Unkonventionelle Programme und die hohe Aufmerksamkeit, die dem Festival zuteil wurde, haben dafür gesorgt, dass sich die Donaueschinger Musiktage als wichtigstes Festival im Bereich Neuer Musik behaupten konnten.
Wie andere Institutionen der Neuen Musik auch, waren die Donaueschinger Musiktage allerdings sehr lange auf europäische bzw. westliche Strömungen ausgerichtet, als dass sie der globalen Öffnung der Kulturen in der Neuen Musik die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt, entsprechende Kenntnisse erworben und internationale Kontakte geknüpft hätten. Deshalb soll es das oberste Ziel des Konzertprojekts zum Jubiläum sein, Komponisten und Komponistinnen, Ensembles und Genres in Donaueschingen zu präsentieren, die einerseits der Idee der Neuen Musik verpflichtet sind oder ihr verwandte Formen entwickelt haben, die andererseits aber im internationalen bzw. im europäischen Kontext noch kaum sichtbar waren. Es sollen dabei vor allem die Regionen Südostasien, der gesamte afrikanische Kontinent und die musikalisch weitgehend unbekannten Länder des iberoamerikanischen Raums – zum Beispiel Bolivien, Peru, Ecuador, Paraguay, Uruguay oder Chile – in den Fokus rücken.
Dafür beruft der künstlerische Leiter der Donaueschinger Musiktage, Björn Gottstein, ein Expertenteam mit vier internationalen Scouts, Persönlichkeiten aus Institutionen, die mit den Themen außereuropäischer experimenteller Klangkulturen befasst sind. Aus den Einsichten und Eindrücken der Recherchereisen und zahlreicher Interviews heraus entwickeln die Scouts dann gemeinsam mit der künstlerischen Leitung der Donaueschinger Musiktage und in Begleitung eines Dramaturgen konkrete Konzertprojekte. Hierbei sollen für das Jubiläumsjahr 2021 drei Ensembles eingeladen und insgesamt zehn Kompositionsaufträge vergeben werden, die im Rahmen des Festivals allesamt zur Aufführung gelangen sollen.
Für das Konzertprojekt Globaler Süden stellt die Kulturstiftung des Bundes im Zeitraum 2018 bis 2021 insgesamt 385.000 Euro zur Verfügung.