Das Clubkombinat, der Zusammenschluss der Club- und Veranstalterlandschaft in Hamburg, veröffentlicht am heutigen Mittwoch (21. Februar 2018) die Bilanz für das Jahr 2016/2017. Berücksichtigt werden Schließungen, Neugründungen, Betreiberwechsel und Umzüge innerhalb der Hamburger Clublandschaft.
Während im Vergleichszeitraum 2014/2015 noch ein Zuwachs von neun Musikbühnen verzeichnet werden konnte, weist die aktuelle Berechnung einen Rückgang von acht Musikbühnen (ca. 5,7 Prozent) aus. Insgesamt stehen sieben Neugründungen und Programmausweitungen 15 temporären Programmpausen und dauerhaften Schließungen gegenüber.
Thore Debor, Geschäftsführer Clubkombinat Hamburg e.V., beunruhigt die Entwicklung: “In der Vergangenheit konnten wir durch gemeinsam mit Politik und Behörden entwickelte Maßnahmen wie z.B. die temporäre Erhöhung der Infrastrukturförderung und erste Projekte im Sanierungsfonds eine stabilisierende Wirkung auf die Situation der Hamburger Kulturbetriebe erzielen. Der jetzige Rückgang an Musikbühnen zeigt einmal mehr, wie notwendig der Einsatz für eine vielfältige Club- und Musiklandschaft in Hamburg ist.” Vor allem Faktoren wie Nachverdichtung, Mieterverdrängung und kostspielige Auflagen seien laut Debor Gründe für den derzeitigenen Verlust an Musikspielstätten. Von einem Clubsterben, wie es in den Medien häufig zu lesen ist, spricht Debor aber noch nicht. Trotzdem merkt er an: “Die Rahmenbedingungen für Clubbetreiber verschärfen sich. Möchte Hamburg weiterhin eine der vielfältigsten und lebendigsten Live-Musikszenen in Deutschland beherbergen, bedarf es dringend zusätzlicher Unterstützung in den politischen Entscheiderkreisen”.
2017 konnten erstmals über das Jahr laufende Veranstaltungsprogramme erfasst werden. Von den 103 Musikspielstätten, die bis Ende 2017 im Clubkombinat organisiert waren, wurden Veranstaltungsdaten von durchschnittlich 82 Musikclubs verzeichnet. Das Ergebnis waren 11.222 Veranstaltungen, davon 5.876 Konzerte (inkl. OpenStage; 52,4 Prozent) und 3.892 Parties (34,7 Prozent). Diese Ausgangswerte erlauben eine Prognose von hamburgweit ca. 20.000 Musik-Veranstaltungen pro Jahr, im Durchschnitt knapp 55 Veranstaltungen pro Tag.
Insgesamt existierten 2017 109 Musikclubs, die Live-Musik in Hamburg präsentierten. 78 Prozent dieser Musikclubs berechnen einen Eintritt für ihre Veranstaltungen. Die geschätzte Gesamtzahl aller Musikspielstätten inklusive Musikkneipen liegt bei über 140.
Hintergründe der Erhebung
Ob Golem, Kleiner Donner oder klubsen – bei fast jeder prominenteren Club-Schließung geistert das Wort “Clubsterben” durch die Medien. Dieser Begriff wird wiederholt bei aktuellen Bedrohungslagen oder konkreten Schließungen von Musikclubs verwendet. Für einen faktenbasierten Diskurs erhebt das Clubkombinat Hamburg seit 2014 kontinuierlich die Entwicklungen in der Hamburger Clublandschaft und zieht alle 24 Monate Bilanz.
Es handelt sich hierbei jedoch nur um einen Ausschnitt des Gesamtgeschehens, denn die Menge der Clubs sowie die Vielzahl der Aktivitäten in dieser Szene lassen sich nur schwierig in ihrer Gesamtheit erfassen. Die Ausführungen erheben somit keinen Anspruch auf Vollständigkeit, konzentrieren sich jedoch auf die wichtigsten Ereignisse der Clubszene.
Über das Clubkombinat Hamburg
Das Clubkombinat ist ein Zusammenschluss von Clubbetreibern, Veranstaltern, Bookern & Agenturen in Hamburg. Der Verband vertritt seit der Gründung im Jahr 2004 die Interessen seiner Mitglieder gegenüber Politik und Wirtschaft und moderiert die Kommunikation zwischen den offiziellen Gremien der Stadt. Als Schnittstelle zwischen kreativer Subkultur und etablierten Szeneclubs bildet der Zusammenschluss ein Sprachrohr für kulturelle Musikveranstalter. In Hamburg – als Stadt mit der höchsten Musikclub-Dichte Deutschlands – nehmen Musikspielstätten eine bedeutende Rolle für das hiesige kulturelle Leben ein. Mit ihren – zum Teil unkonventionellen – Veranstaltungsformaten sind Musikspielstätten die kreative und wirtschaftliche Keimzelle für Akteure aus allen Feldern der populären Musik und somit Leistungsträger für das Gemeinwohl der Musikbranche.