»Ein großes Musikerherz hat aufgehört zu schlagen und die deutsche Harmonika-Szene verliert eine ihrer prägenden Kräfte«, mit diesen Worten reagiert Jochen Haußmann MdL, Präsident des Deutschen Harmonika-Verbandes, auf die Nachricht vom Tod seines Vorgängers Fritz Dobler. Dieser verstarb am letzten Donnerstag in der Nacht auf Freitag. Zur Ausnahmeerscheinung wurde der gebürtige Singener früh: Er war mit 15 der jüngste Student an der Trossinger Musikschule, dem heutigen Hohner-Konservatorium, begann seine Karriere aber schon als Achtjähriger »mit flinken Fingern und einem phänomenalen Repertoire als lokale Berühmtheit auf der diatonischen Handharmonika« in seiner Heimatstadt Singen, wie es in einem Bericht zu seinem 85. Geburtstag heißt. 1954 wurde er Weltmeister beim Coupe Mondiale in Stuttgart. »Heute stehen wir mit staunenden Augen und großer Anerkennung vor seinem Lebenswerk, sagen Danke und nehmen Abschied von einer Musikpersönlichkeit, die unsere Arbeit als Harmonika-Verband bereichert und entscheidend geprägt hat: Bereichert durch Musikstücke, an die zuvor keiner im Zusammenhang mit dem Akkordeon gedacht hat. Geprägt durch die Arbeit als Bundesdirigent und Präsident des DHV.«, sagt Jochen Haußmann.

»97 Jahre sind ein hohes Alter und wir freuen uns, dass ihm dieses lange Leben mit all seiner Freude an der Musik, die er empfand, die er aber auch anderen schenkte, vergönnt war«, sagt Jochen Haußmann und wiederholt einen Satz, den er zu dessen 90. Geburtstag gesagt hat: »Die Lebensleistung von Fritz Dobler in einigen Sätzen zu beschreiben, ist wie wenn man ein großes Puzzle in kurzer Zeit zusammensetzen soll – ein nicht lösbares Unterfangen.« Er würdigte ihn als »begnadeten Musiker, Komponisten, Dirigenten, Dozenten, Musikdirektor und Vorgänger als DHV-Präsident.« Kurz: »Er ist ein Vorbild mit einer imponierenden Leidenschaft für die Musik.«

Prägend für den Wandel des Akkordeons vom Straßeninstrument zu einem ernstzunehmenden Konzertinstrument und damit auch die Entwicklung des Verbandes, sei er von Anfang an gewesen. »Während der kleine Fritz in den 30-er Jahren virtuos auf seinem Akkordeon spielte und Menschen in Singen begeisterte, entstand wenige Kilometer entfernt der Gedanke, eine Harmonika-Gemeinschaft zu gründen, die sich dann rasch weiterentwickelte.« Optimismus in einer Zeit wirtschaftlicher Depression: »Heute haben wir bundesweit knapp 2.000 Orchester, rund 75.000 aktive und fördernde Mitglieder und vieles dieser positiven Entwicklung verdanken wir Fritz Dobler.«, sagt Jochen Haußmann: »Mit besonderem Eifer hat er sich für eine Kultivierung des Akkordeons als Instrument, die Spielfreude und die Notwendige Literatur eingesetzt. Eine große Zahl hervorragender Akkordeonsolisten im In- und Ausland zeugt von Doblers hervorragenden pädagogischen Fähigkeiten.« Und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg sind sichtbare Anerkennungen von Bund und Land für die herausragende Musikerpersönlichkeit Fritz Dobler.

»Am Ende steht ein Lebenswerk, das seinen Schöpfer unsterblich macht, solange es auf der Welt Akkordeonspieler gibt«, so Hans-Günther Kölz, der Leiter des DHV-Musikbeirats. »Fritz Dobler war ein Glücksfall für den Deutschen Harmonika-Verband und die weltweite Harmonika-Bewegung. Er hat sich mit großer Leidenschaft für das Akkordeon und für vielfältige musikalische Literatur eingesetzt. Eine große Zahl herausragender internationaler Akkordeonsolisten und Dirigenten zeugt von Doblers außergewöhnlichen pädagogischen Fähigkeiten.« Ein Termin des Gedenkens steht auch schon fest: »Wir werden Fritz Dobler beim Auftritt des BundesAkkordenOrchesters beim Gala-Konzert des 14. World Music Festival vom 29. Mai bis 1. Juni 2025 in Innsbruck ehren. Das World Music Festival in Innsbruck ist inzwischen eine feste Größe in den internationalen Konzertkalendern der Akkordeon- und Harmonikaszene und hat seine Wurzeln auch in seiner Arbeit. Wir sind Fritz Dobler zutiefst dankbar, er ist eine unvergessene Legende.«, würdigt ihn Silke D'Inka, Bundesdirigentin des Deutschen Harmonikaverbands.

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