Die diesjährigen Donaueschinger Musiktage vom 14. bis 16. Oktober haben sich erneut als Kristallisationspunkt für die Neue Musik erwiesen, der die musikalischen Gattungen und Kunstformen zusammenführt. Neben Konzerten für großes Sinfonieorchester erwarteten das Publikum Ensemblekonzerte, Vokalkonzerte sowie Konzertinstallationen. Alle Konzerte der drei Festivaltage waren ausverkauft. Insgesamt beteiligten sich rund 190 Musiker, Dirigenten, Komponisten und Klangkünstler an den 20 Uraufführungen.
Die Musiktage wurden am Freitag (14.10.) mit der Komposition "Séraphin-Symphonie" von Wolfgang Rihm für Ensemble und Orchester eröffnet. Interpreten dieser Uraufführung waren das "Ensemble musikFabrik" und das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Festivalleiter Armin Köhler in seiner Bilanz: "Mit ihren Interventionen zwischen Adorno und Volksmusik präsentierten die Donaueschinger Musiktage auch in diesem Jahr wieder ein breitgefächertes Spektrum unterschiedlicher ästhetischer Strömungen zeitgenössischer Musik zwischen Performance und Orchestermusik. Herausragende Klangkörper waren das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie das ’Ensemble musikFabrik’."
Im Fokus der Donaueschinger Musiktage standen die Auftritte der diesjährigen Gast-Ensembles. Das "Ensemble musikFabrik", das "Ensemble Recherche" sowie die "Neuen Vocalsolisten Stuttgart" glänzten mit Interpretationen auf höchstem Niveau. Sie brachten u. a. Werke von Sergej Newski, Rebecca Saunders, François Sarhan, Sarah Nemtsov, Jennifer Walshe und Iris ter Schiphorst zur Uraufführung. Das Kulturprogramm SWR2 hat nahezu alle Konzerte live im Radio übertragen. Hoch im Kurs beim Publikum standen außerdem die zahlreichen Klanginstallationen und Performances des Festivals. Auf Grund der großen Kartennachfrage wurden zahlreiche zusätzliche Vorführungen angeboten.
Das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg hat zum Abschluss der Musiktage den Kompositionspreis 2011 für das nach Auffassung der Musiker "bemerkenswerteste Orchesterwerk des Festivals" verliehen. Er geht an das Werk "zirckel / richtscheyt / felscher" von Andreas Dohmen: "Ein Stück, in dem von allen Beteiligten sehr viel Arbeit steckt, in dem aber auch so Vieles und so Interessantes geschieht, dass die Spannung beim Spielen und Hören in jeder Probe größer wurde", so die Jury. Mit der Auszeichnung verpflichtet sich das Orchester, sich für weitere Aufführungen des prämierten Werkes einzusetzen.
Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Donaueschinger Musiktage im Rahmen ihrer Spitzenförderung. Weitere Förderer sind das Land Baden-Württemberg, die Stadt Donaueschingen und der Südwestrundfunk. SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann äußerte sich in Donaueschingen zum kulturellen Engagement des Südwestrundfunks bei sinkenden Gebühreneinnahmen: "Wir werden uns als öffentlich-rechtlicher Rundfunk weder auf die Nische ’Hochkultur’ reduzieren lassen, noch auf ’Quote’. Solange wir von allen Gebührenzahlern finanziert werden, müssen wir auch allen etwas bieten: den Mehrheiten und den Minderheiten, den Freunden der Pop-Musik und der Comedy, den Liebhabern des Hörspiels und der Neuen Musik, und denen, die von Fußball fasziniert sind. Dennoch ist es unser Ziel, auch künftig die bedeutende Rolle als Kulturfaktor und Kulturproduzent weiter spielen zu können, wie wir es derzeit tun - mit mehr als 500 Kulturveranstaltungen jährlich, darunter auch den weltweit renommierten Donaueschinger Musiktagen."
Donaueschingens Oberbürgermeister Thorsten Frei: "Die Donaueschinger Musiktage konnten im Jahr 2011 auf eine neunzigjährige Geschichte zurückblicken. Dieses Festival hat das kulturelle Selbstverständnis von Stadt und Region in entscheidendem Maße beeinflusst. So, wie die Stadt Donaueschingen mit ihren Besonderheiten und ihrem herbstlichen Charme den Charakter des Festivals über Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat, prägt das Festival auch die Donaueschinger Bevölkerung: Jenseits von Verwunderung, Neugierde, Ablehnung oder Begeisterung ist durchgehend Stolz und Selbstbewusstsein gegenüber den Donaueschinger Musiktagen zu spüren."
Die nächsten Donaueschinger Musiktage finden vom 19. bis 21. Oktober 2012 statt. Als Komponisten für neue Werke wurden Malin Bång, Mark Barden, Franck Bedrossian, Eliav Brand, Aureliano Cattaneo, Beat Furrer, Clemens Gadenstätter, Bernhard Gander, Arnulf Herrmann, Georg Katzer, Johannes Kreidler, Klaus Lang, Eduardo Moguillansky, Wolfgang Motz/Mia Schmidt, Marko Nikodijevic, Helmut Oehring, Yoav Pasovsky, Stefan Prins, Trond Reinholdtsen, Klaus Schedl, Martin Smolka, Øyvind Torvund und Michael Wertmüller ausgewählt. Alle Kompositionen entstehen im Auftrag des Südwestrundfunks.
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